Oberliga Westfalen
45 Minuten Totalausfall
von Fabian Renger
(18.04.19) Hoch und weit gibt bekanntlich Sicherheit. Wenn der Gegner dir dann noch genügend Sicherheitsabstand gewährt, den Schritt nach vorne macht, wenn er besser hinten bleiben sollte, und dann obendrein dir die Zweikämpfe überlässt, dann bringt hoch und weit dir auch gleich mal vier Tore. In einer Halbzeit. Der Holzwickeder Sportclub profitierte im Heimspiel gegen den FC Eintracht Rheine von einem 45-minütigen Totalausfal der Rheinenser 4:3 (4:1) klingt zwar auf dem Papier spannend, war aber halbwegs schmeichelhaft.
Denn besonders vor der Pause beobachteten die 250 Zuschauer im Montanhydraulik Stadion eine Gäste-Mannschaft, die nicht so wirklich das umsetzte, was sie eigentlich sollte. "Wir wollten eigentlich kompakt stehen", erklärte FCE-Co-Trainer Benjamin Brinkmann. Funktionierte nicht so toll. Die Rückwärtsbewegung war mangelhaft, statt draufzugehen, überließen die Emsstädtler den Hausherren in den direkten Duellen immer noch zu viel Luft zum Atmen. "Wir sagen immer, dass jeder bei 100 Prozent sein muss", sagte Brinkmann. "Heute haben bei manchen teilweise 20 Prozent gefehlt. Dafür haben wir die Quittung bekommen."
Keine Entschuldigung
Eine Entschuldigung wäre schnell gefunden. Um 15.45 Uhr war nachmittags schon Abfahrt, abends gegen 22 Uhr war der Tross zurück in der Heimat. Keine Mordsgaudi, so ein Tag. Trotzdem: Eine Entschuldigung suchen wollte auch Brinkmann nicht. Eine Tiefschlafphase zu Spielbeginn, das kennen sie nun schon zur Genüge beim FCE. Kaniwar Uzun traf zweimal (1./15.), Nico Berghorst ebenfalls (23./27.). Wie gesagt: Langer Ball, gewonnenes Zweikampfduell und gib ihm. Timo Scherpings Tor nach Querleger von Omar Guetat (20.) war nur für die Statistik.
In der Pause stellten die Gäste um. Aus einem 4-3-3 wurde so ein 3-5-2. Sonderlich laut wurde das Trainerteam ebenfalls nicht. Dazu war es wahrscheinlich auch einfach zu perplex. "Ich habe nach den letzten Partien ja mit allem gerechnet, aber nicht mit sowas", bemerkte Brinkmann. Dass die Männer der Eintracht es auch eigentlich draufhaben, zeigten sie in der Folge. Zweimal köpfte Timo Scherping (59./78.) eine Flanke gut zum 4:2 und 4:3 weg. Felix Frank vollbrachte in der Schlussphase das Kunststück, den Ball aus nicht einmal drei Metern irgendwie über das gegnerische Gehäuse zu befördern. Das wäre das 4:4 gewesen. Wohl auch des Guten zu viel.
Allerdings: Hier stimmte es beim FCE nun, die Körpersprache war da, die Zweikampfpräsenz deutlich vorzeigenswerter. Doch was da im ersten Durchgang (wieder nicht) los war - das konnte auch dieser Wandel nicht mehr glatt bügeln.
1.Holzwickeder Sport Club - FC Eintracht Rheine 4:3 (4:1)
1:0 Uzun (1.), 2:0 Uzun (15.)
2:1 Scherping (20.), 3:1 Berghorst (23.)
4:1 Berghorst (27.), 4:2 Scherping (59.)
4:3 Scherping (78.)