Oberliga Westfalen
Wildes Spiel am Delsen
von Fabian Renger
(19.05.19) Nach 74 Minuten atmeten alle, die es mit dem FC Eintracht Rheine halten, mächtig auf. Gerade hatte Timo Scherping nach feiner Vorarbeit von Daniel Mladenovic den eigentlich einzigen gut ausgespielten Konter dieses Tages reingemacht und den Spielstand im Heimspiel gegen Westfalia Herne auf 2:0 gestellt. Dass sich das Spiel noch bis zur 97. Minute hinziehen würde, der FCE erst dann dank Kevin Grewe - in Unterzahl wohlgemerkt! - das Spiel mit 3:2 (1:0) gewinnen würde? Wohl jeder der 462 Zuschauer am Delsen hätte Haus und Hof dagegen gewettet.
"Auch auf der Bank hatten wir eigentlich ein gutes Gefühl", blickte ein - mit etwas Abstand - doch ziemlich gelassener FCE-Coach Björn Laurenz auf diese irre Schlussphase zurück. "Wir haben nur gedacht: Lass es uns über die Bühne bringen." Doch diese Gedanken hielten sich nicht lange. Sechs Minuten nach Scherping 2:1 soll Philipp Garmann einen Gegenspieler umgeschubbt haben - der nicht beneidenswerte Referee Marcel Neuer zeigte auf den Punkt. Ilias Anan netzte ein. Jetzt begann das große Zittern beim Vorletzten aus der Emsstadt.
Luftloch --> Gegentor
Und das völlig zurecht: Sechs Minuten später nämlich glichen die Gäste aus! Enes Oguz Timur Schick war Profiteur von einem Luftloch eines Rheinensers. So war Schick freigespielt und netzte ein. Um Gottes Willen, liebe Männer des FCE - ihr wollt doch nicht alles hergeben? Wollten sie natürlich nicht, "wir wollten auf Sieg gehen, wir mussten auf Sieg gehen", korrigierte Laurenz. Es war richtig Leben in der Bude - auf und neben dem Platz. "Das waren zum Teil wilde Aktionen", beschrieb Laurenz. In der Nachspielzeit flog schließlich Tejan Fofana wegen vermeintlichen Nachtretens vom Platz. Au Backe...
In Minute 97 zeigte Neuer schließlich abermals auf den Punkt. Ein Herne-Akteur hatte Hand gespielt. Kevin Grewe lief an - und traf! Ein Mann mit mega Nerven. Der Schlusspunkt. Das Spiel war aus. Für Grewe obendrein auch die Zeit beim FCE. Sein goldener Schuss in allerletzter Sekunde vom Strafstoß-Punkt war sein letzter als Eintracht-Flemmer - in der nächsten Woche beim Endspiel in Gievenbeck fehlt der zum SV Mesum wechselnde Mann gelbgesperrt.
Gut eingestellt
"Das wird ein offenes Spiel", schaute Laurenz bereits in die Zukunft. "Wir haben es jetzt Gott sei Dank wieder in eigener Hand!" In der Trainingswoche wollte er vor allem auf einen lockeren Ton setzen, um nicht zu sehr zu verkrampfen. Davon war derweil auch in Halbzeit eins gegen Herne nichts zu sehen. Rheine war gut eingestellt auf die vielen hohen Bälle in Richtung Zielspieler Maurice Kühn. Mit Leon Varelmann, Grewe und Co. waren auch genügend Kopfball-Ungeheuer zur Stelle, die Kühn aus dem Spiel nehmen könnten.
Es entwickelte sich ein purer Abnutzungskampf, den Grewe per Foulelfmeter zum 1:0 (30.) torreich eröffnete, Scherping vermeintlich vorentschied - und abermals Grewe dann wirklich für die Eintracht eintütete. Was ein Match.
FC Eintracht Rheine - Westfalia Herne 3:2 (1:0)
1:0 Grewe (30./FE), 2:0 Scherping (74.)
2:1 Annan (80./FE), 2:2 Schick (86.)
3:2 Grewe (90+7./HE)
Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Tejan Fofana (FCE/90+5.)