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Oberliga Westfalen
Abstiegskampf-Motoren, die laufen und stottern
von Fabian Renger
(08.05.19) Manchmal ist es eine Frage der Motorisierung. Erst eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn rückte die Flotte des 1. FC Gievenbeck auf dem Gelände des FC Eintracht Rheine an. Mit dem PKW statt mit dem Bus reisten die 49ers zum Abstiegsgipfel, das dauert selbst auf der Oberliga-Kurzstrecke Gievenbeck-Münster. Vielleicht aber gar keine so schlechte Idee: Am Ende hatten die Männer des Tabellenletzten nämlich drei Punkte im Kofferraum zu verstauen. Der erste Auswärtssieg seit dem vierten Spieltag - damals 2:0 auf Schalke -, überhaupt erst der zweite der laufenden Spielzeit, stand am Ende zu Buche. 2:0 (0:0) siegten die Gievenbecker. Weil sie die Abstiegskampf-PS direkt auf den Rasen brachten, bei den Rheinensern war dies erst viel zu spät der Fall. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch das Wörtchen Glück.
Das hast du ja bekanntlich nicht, wenn du unten drin stehst. Die Gievenbecker können ein Liedchen davon singen, die Männer von der Eintracht spätestens nach diesem Abend aber auch einmal mehr. Zugegeben: Sie brauchten erst einen Nackenschlag in der Form des 0:1, um aus einer chronischen Lethargie aufzuwachen. Tristan Niemann besorgte das für die Gäste nach 52 Minuten. Bis dato fragte man sich schon: Hallo, FCE, einer da?
FCE erstaunt negativ
Björn Laurenz, Trainer der Rheinenser, fragte sich das auch. "Wir haben vor dem Spiel klar darüber gesprochen, dass das kein lockeres Abklatschen wird", ärgerte er sich hinterher schwarz über einen lange Zeit leblosen Auftritt. "Wir waren auf der Bank erstaunt, wie schlecht wir im Zentrum verteidigt haben", sprach er den größten Knackpunkt im Spiel der Hausherren an. Nach vorne bewegte sich ebenso wenig. "Und die Flanken waren teilweise Kreisliga-Niveau." Ja, es war wirklich erstaunlich für den Abstiegskampf. Gievenbeck hingegen lieferte endlich mal wieder ab.
"Wir rechnen nicht mehr", stellte FCG-Trainer Benjamin Heeke auch trotz des Sieges noch einmal klar. Das habe man auch vor dem Spiel noch einmal so besprochen. Eine gute Herangehensweise. In einer wahrlichen Regenschlacht waren es bloß die Gäste, die spielerisch etwas zustande brachten, auch mal gefährlich vors gegnerische Gehäuse kamen und fast schon befreit aufspielten. Die beste Chance war Christian Keil vorbehalten, Heim-Keeper Philipp Hinkerohe parierte den Versuch von halblinks (25.).
Reichlich zutun für den Unparteiischen
Gievenbeck war besser. Zweifelsohne. Vor der Pause rückte derweil Schiedsrichter Leonida Exuzidis erstmals in den Fokus. Er hatte eine Rudelbildung zu moderieren. Yasin Altun umklammerte Marvin Holtmann, der bekam wohl Altuns Ellenbogen ins Gesicht. Beide Seiten waren aufgebracht, Abstiegskampf at it's best - die Nerven lagen blank. Rheine reklamierte Rot, doch Altun durfte weiterspielen und wurde mit einer Gelben bedacht. Warum es anschließend jedoch Freistoß für die Gäste gab? Gute Frage...
Seis drum. Nach der Pause setzte Niemann ein Zeichen und urplötzlich bemerkte man etwas bei Rheine. Die Hausherren wachten auf, lösten nach und nach den Knoten im Kopf, den es beim Gast augenscheinlich an diesem Tag gar nicht gab. Und jetzt kam das Glück bzw. Pech ins Spiel: Viktor Brainingers Hereingabe landete am zweiten Pfosten bei Timo Scherping, Maximilian Brüwer klärte in höchster Not. Wohl mit der Hand, wie sich das Groß der Beteiligten sicher war. Exuzidis machte das nicht mit, er entschied bloß auf Eckstoß (57.).
Unerklärliches Pech
Nicht nur die Szene auch diverse Vorteilsauslegungen brüskierten Laurenz, sonst eigentlich keiner, der auf den Referee draufprügelt. Er bezeichnete die Leistung des Unparteiischen als "Frechheit." Nun gut: Wofür der Schiedsrichter später aber wirklich nichts konnte, waren die folgenden Szenen. Es war kaum zu beschreiben: Tom Gerbig klärte einen Versuch von Marvin Holtmann auf der Linie (58.), dann lenkte FCG-Tormann Nico Eschhaus einen Ball von Nils Hönicke aus kürzester Entfernung irgendwie an die Latte (67.). Eschhaus war sowieso nicht von dieser Welt: Sein Reflex gegen Leon Varelmanns Kopfball etwas später war bockstark (77.), eine Ecke später klärte Brüwer abermals einen Varelmannschen Kopfball auf der Linie (78.). Der Fußballgott trug definitiv kein Rheine-Trikot - wie beispielsweise ausnahmsweise mal am vergangenen Sonntag.
"Wir hatten so viel Glück wie ewig nicht, das war schon Wahnsinn", kommentierte schließlich auch ein glücklicher Heeke das ganze Geschehen. Er verteilte aber auch fleißig Lob:"Es ist unerklärlich, wie dann auf einmal Laufwege funktionieren oder wir plötzlich so viele Eins-gegen-Eins-Duelle gewinnen." Da passte das Tor zum 2:0-Endstand hervorragend ins Bild: Justus Kurk mit einem sauberen Durchstecker zu Christian Keil, der erst Pechvogel Varelmann tunnelt, um anschließend Hinkerohe mit einem Lupfer zu überwältigen. Es gab Tage in dieser Spielzeit, an denen wäre der übers Tor gegangen. An diesem Regen-Tag in Rheine nicht. Die Rückfahrt im Auto dürfte angenehm gewesen sein. Nur ganz ohne Taschenrechner, versteht sich...
FC Eintracht Rheine - 1. FC Gievenbeck 0:2 (0:0)
0:1 Niemann (52.), 0:2 Keil (83.)
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