Oberliga Westfalen
Schnieders schließt Komplett-Saison aus
von Christian Lehmann
(20.01.21) Nun ja, so richtig aus den Socken haut uns diese Aussage nicht, denn sie war ja für jeden mit gesundem Menschenverstand zu erwarten. FLVW-Vizepräsident Manfred Schnieders hat nun aber erstmals ausgesprochen, wovon viele Fußballer, Trainer und Vereinsvertreter bereits ausgingen. Die Saison 2020/21 in der Oberliga Westfalen wird wohl nicht komplett zu Ende gespielt. Im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten ordnete der Verbandsfunktionär dieses Szenario zumindest als extrem unwahrscheinlich ein.
Fast schon traditionell wird der Vizepräsident Amateurfußball im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen unmittelbar nach neuen Beschlüssen der Politik zur Bedeutung für den Amateurfußball befragt. Auch nach den jüngsten Beratungen von Bund und Ländern, die eine Lockdown-Verlängerung und -Verschärfung bis zum 14. Februar beschlossen haben, sieht Manfred Schnieders nur wenig Licht am Horizont. Recht konkret wurde er in Bezug auf die Oberliga-Westfalen, in der mit dem FC Eintracht Rheine, der SpVgg Vreden und Preußen Münster II auch drei Teams aus dem Heimspiel-Land auf Neuigkeiten warten. Er halte es für "ausgeschlossen, dass wir die komplette Serie hinbekommen." Die Oberliga Niederrhein hat sich am Dienstagabend in einer Video-Konferenz derweil mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Saison sofern möglich fortzusetzen. Hierzu müsste spätestens am 11. April wieder gespielt werden.
Holzwickeder SC müsste noch 34 mal spielen
Die Oberliga Westfalen ist bedingt durch die Corona-Saisonwertung 2020 und den freiwilligen Regionalliga-Rückzug des TuS Haltern mit insgesamt 21 Teams ohnehin reichlich aufgebläht. Die letzten Ligaspiele liegen nun bereits fast drei Monate zurück - und der Nachholbedarf ist riesig: Der Holzwickeder SC etwa hat erst sechs Partien bestreiten können, müsste also bei einer Saison-Fortsetzung noch 34 Mal (!!!) ran. Dass das bis Ende Juni utopisch ist, kann man sich denken. Während die Regionalliga West ihren Spielbetrieb dank regelmäßiger Testungen und strikter Hygiene-Konzepte aufrecht erhalten konnte und die magische Schwelle von 50 Prozent aller Spiele schon überschritten hat, ist man eine Spielklasse tiefer noch immer ratlos, wie es weitergehen könnte. Vor allem Spitzenreiter FC Gütersloh oder der Holzwickeder SC, die beiden Klubs, die derzeit die Aufstiegsplätze belegen, dürften an einer Fortführung der Spielzeit interessiert sein.
Sebastian Kockmann, Sportlicher Leiter des FC Eintracht Rheine, nicht unbedingt. Sein Team liegt derzeit als Tabellen-18. auf einem Abstiegsplatz. Auch losgelöst von den eigenen Interessen kann er sich allerdings schwer vorstellen, dass die Saison überhaupt zum Abschluss gebracht werden kann. "Wir brauchen nach einer so langen Pause mindestens drei Wochen Vorbereitungszeit. Wir sprechen hier von Kontaktsport, im vergangenen Jahr wurde doch auch nur ganz langsam wieder hochgefahren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass am 16. Februar nicht direkt gesagt wird 'Geht's raus und spielt's Fußball!' Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren..."
Hoffen auf sinkende Inzidenzwerte
Schnieders setzt seine Hoffnung darauf, dass zumindest 50 Prozent aller Partien ausgetragen und eine Wertung nach der Quotientenregel vorgenommen werden kann. "Wenn wir im März trainieren könnten, dann könnte im April vielleicht wieder gespielt werden. Wir hoffen einfach, dass die Zahlen jetzt runtergehen." Die Tendenz geht zumindest in den Kreisen Münster (Inzidenzwert seit heute unter 50), Coesfeld (52), Borken (67) und Steinfurt (unter 100) in die richtige Richtung. "Sorgenkind" im Münsterland bleibt der Kreis Warendorf (172). Sofern erste Lockerungen denkbar seien, wolle der Verband Kontakt zu den Vereinen aufnehmen, betonte Schnieders.
Besondere Priorität bei der Planung einer möglichen Restsaison wird weiterhin den Pokalwettbewerben eingeräumt, speziell dem Westfalenpokal. Am 29. Mai soll beim Finaltag der Amateure schließlich ein Teilnehmer für den DFB-Pokal ermittelt werden.