Oberliga Westfalen
Ein gefühlt perfekter Ausflug in den Heidewald
von Fabian Renger
(06.11.22) Es gibt Nachmittage im Leben eines Amateurfußballers, die einfach nur als geil zu bewerten sind. Dieser Nachmittag des FC Eintracht Rheine beim FC Gütersloh darf wohl als so einer bezeichnet werden. Vor 820 Zuschauern im alt-ehrwürdigen Heidewald-Stadion feierten die Rheinenser nicht nur einen 1:0 (0:0)-Auswärtssieg, sondern auch zwei schöne Comebacks und sagenhafte kämpferische Qualitäten. Mirko Janning packte eine Monstergrätsche aus, Alex Bügener rettete heldenhaft auf der Linie. Das war schon ein wenig irre zum Schluss.
Springen wir in auch genau dahin - an den Schluss der Begegnung. Die Eintracht hatte es versäumt, den Deckel mithilfe einer ihrer vielen guten Konter drauf zu machen. So hatten die Gäste plötzlich den Salat. "Wir haben mit allem verteidigt, was wir hatten. Das war schon turbulent und spektakulär", berichtete FCE-Cheftrainer Rainer Sobiech. In einer Szene rettete erst Janning mit einer Monstergrätsche und anschließend Bügener gerade so auf der Linie. Vielleicht nennt man sie ab sofort am Delsen nur noch 'Feuerwehrmänner' - diesen Brand hatten sie jedenfalls stark gelöscht. Bei einem Kopfball der Gütersloher half außerdem noch die Torlatte mit. "Die Jungs haben auch immer Bock auf solche Spiele", kam der Einsatz für Sobiech keineswegs überraschend. Und seien wir doch mal ehrlich: Rettende Grätschen sind doch oft viel, viel geiler als irgendein usseliges Kopfballtor. Meine Meinung.
"Ein bisschen hätte hier, ein bisschen könnte da"
Grätschen, fighten, beißen: Das war durchaus gefragt. "Wir haben uns als Mannschaft durchweg sehr gut präsentiert", befand Sobiech. Grundsätzlich war's ein relativ ausgeglichenes Match, das vor der Pause eher weniger von seinen Torchancen lebte, sondern vielmehr von seinen unzähligen Standards. Gerade Eckball-Fanatiker hätten große Freude gehabt. "Beide Seiten haben sich nicht viel geschenkt. Uns war klar, dass wir wenig Fehler machen dürfen", so Sobiech. "Und wir haben keinen gravierenden Fehler gemacht. Wir haben gut gegen den Ball gespielt und hatten gute Abläufe mit dem Ball." Alleine: Eine mega Möglichkeit blieb vorm Pausentee Fehlanzeige. Sobiech umschrieb die Partie wunderbar wie folgt: "Ein bisschen hätte hier, ein bisschen könnte da."
Nach der Pause wurde aus könnte und hätte plötzlich das 1:0 des FCE. Und zwar im Präsenz und nicht im Konjunktiv. Nach einem guten Konterangriff über Viktor Maier kam Paul Dreesen zum Abschluss und letztlich bugsierte Julius Hölscher die Kugel über die Linie (58.). Es war der Startschuss für eine spektakuläre Schlussphase, plötzlich zogen klare Torchancen in das Match ein.
Teilweise liefen die Rheinenser im Drei-gegen-Eins, Vier-gegen-Eins oder Fünf-gegen-Eins aufs heimische Gehäuse zu, aber der zweite Treffer fiel nicht - mal vergab Georges Baya Baya, mal Paul Dreesen. Das hätte sich beinahe noch gerächt. Aber auf Bügener und Janning war ja Verlass.
Meyer und Holtmann sind wieder da
Kommen wir abschließend zu den beiden Comebacks. Für sechs Minuten reichte es wenigsten nachher noch für Luca Meyer nach überstandenem Bänderriss. Er kam nach 84 Minuten für Marvin Holtmann ins Spiel, der sich am 14. November 2021 im Ligaspiel in Wattenscheid das Kreuzband gerissen hatte. Mehrmals stand er neulich bereits im Kader, probierte es in der Bezirksliga-Reserve und jetzt spulte er fast die ganze Distanz ab. Sobiech "war voll des Lobes, ich kann ihm nur eine sehr gute Leistung attestieren. Er hatte einen super Mehrwert für unser Spiel." Es passte zu diesem gefühlt perfekten Tag des FC Eintracht Rheine.
FC Gütersloh - FCE Rheine 0:1 (0:0)
0:1 Hölscher (58.)