"Mit meinem Mundwerk habe ich viel erreicht"

Von Mario Witthake

(23.05.17) Seit 56 Jahren leitet Heinrich Langenkamp Spiele als Schiedsrichter. Jetzt hört er als aktiver Referee auf, möchte dem Fußball aber verbunden bleiben.

Wie viele Spiele haben Sie in den ganzen Jahren geleitet?
Langenkamp (81): Ich weiß es nicht ganz genau, aber es sind weit über 6000. In den ersten 15 Jahren habe ich im Grunde dreimal die Woche gepfiffen. Samstags die Jugend, sonntags um elf Uhr und nachmittags noch einmal. Hinzu kommen die Spiele, die ich für den Betriebssport, Uni-Spiele oder für die Freizeitliga gepfiffen habe.

Gibt es Spiele, an die Sie sich gerne erinnern?
Langenkamp: Ja klar, vor allem an das Spiel Preußen gegen Schalke. Da suchte der Charly Neumann, der weltbekannte Betreuer, der heute leider nicht mehr lebt, sein Plakat. Das hatte ich hinter einer Gardine versteckt, weil ich das haben wollte. Hat er nicht gefunden. Ist klar, ne?
  
Gibt es ein Spiel, an das Sie sich ungern erinnern?
Langenkamp: Nein. Es gibt auch keinen Verein, den ich ungerne gepfiffen habe. Ich bin auch gerne zum FC Mecklenbeck oder zu Teutonia Coerde gefahren. Meine Art zu pfeifen ist ja nicht die einfachste. Ich lasse vieles durchgehen und regle vieles mit dem Mund. Und, das darf ich sagen: Mit meinem losen Mundwerk habe ich viel erreicht. Denn die Leute, die ich runtergeschmissen habe, kann ich an zwei Händen abzählen. Es ist ja auch ein Fußballspiel und kein Knickern. Erwin Kostedde hat mir mal gesagt: ‚Heini, kein Schiri hat mich so fertig gemacht wie du.‘ Dann sag ich ihm immer: ‚Ja, Erwin, aber das ist die Sprache, die du damals verstanden hast.‘

Ihnen wurde schon das Bundesverdienstkreuz verliehen. Welche Anerkennung ist Ihnen auf dem Acker von Bedeutung?
Langenkamp: Noch vor zwei Wochen in Amelsbüren sind die Spieler von beiden Mannschaften nach Spielschluss zu mir gekommen und haben gesagt: ‚Heini, hast gut gepfiffen.‘ Das hört man ja doch gerne.

Sie werden sich künftig um den Schiedsrichter-Nachwuchs in Gremmendorf kümmern. Was können die Burschen von Ihnen lernen? Das lose Mundwerk?
Langenkamp: Nein, so ein großes Mundwerk ist ja nicht jedermanns Sache. Man sollte schon seine Meinung äußern, aber keine großen Gespräche führen. Das führt zu nichts. Was wollen Sie konkret nach Ihrer Laufbahn als Schiedsrichter tun? Langenkamp: Ich werde noch zwei Spiele bekommen. Danach möchte ich dem Fußball nicht verloren gehen. Ich möchte mich als Beobachter, oder, was mir noch lieber wäre, als Begleiter von Jungschiedsrichtern betätigen. Ich finde es nicht gut, wenn man die jungen Schiris einfach nur so laufen lässt.


Info:
In seinem drittletzten Spiel als Referee musste Heinrich Langenkamp noch einmal hart durchgreifen und die Partie abbrechen. Beim C2-Kick zwischen Saxonia III und Teutonia Coerde (10. Mai) stürmte ein Zuschauer den Platz und wurde gegen zwei Spieler der Heimmannschaft übergriffig. Die Saxonen wollten daraufhin nicht mehr weiterspielen. Der Fall geht an die Kreisspruchkammer.