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Viele neue Regeln - aber was ist neu?
Von Mario Witthake
(19.07.16) Seit der Europameisterschaft kennen wir einige neue Regeln, die mit dem 15. Juli auch für den Amateurfußball Gültigkeit besitzen. Der DFB hat den Funktionären dazu eine Präsentation mit fast 70 Folien zur Verfügung gestellt. Beim Sonderlehrgang am Montagabend in Gievenbeck hat Schiedsrichter-Lehrwart Tom Kappek diese Präsentation zwecks Verständlichkeit nochmal gestutzt. Wir präsentieren die Änderungen, die wirklich wichtig und neu sind.
1) Thema: Mindestanzahl von Spielern
Ein Spiel wird nicht angepfiffen oder fortgesetzt, wenn eines der Teams weniger als sieben Spieler hat.
Neu: Zuvor hatte der Kapitän der dezimierten Mannschaft ein "Mitspracherecht". Diese Regelung gilt auch für das Norweger Modell, sprich für Teams mit von Beginn an neun Spielern.
2) Thema: Vergehen von Auswechselspielern und Teamoffiziellen
Bei einer Spielunterbrechung aufgrund eines Eingriffs durch einen Teamoffiziellen, einen Auswechselspieler oder des Feldes verwiesenen Spieler wird das Spiel mit einem direkten Freistoß oder Strafstoß (im Strafraum) fortgesetzt.
Neu: In der Vergangenheit musste der Schiedsrichter auf SR-Ball entscheiden. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen einem "Teamoffiziellen" und einer "Drittperson" (z.B. Fan). Begeht die Drittperson einen Eingriff auf dem Spielfeld, wird diese Person ausgeschlossen und das Spiel mit SR-Ball fortgesetzt.
3) Thema: Auswirkung der Berührung eines Balles durch Auswechselspieler, Teamoffizielle oder Drittpersonen, wenn der Ball anschließend ins Tor geht
Wenn der Ball ins Tor geht und kein Spieler des verteidigenden Teams am Spielen des Balls gehindert wurde, wird das Tor gegeben (selbst wenn es zu einem Kontakt mit dem Ball gekommen ist), es sei denn, der Ball geht in das gegnerische Tor.
Neu: Die Ballberührung zieht keine zwingende Unterbrechung mehr nach sich. Stichwort Vorteilsauslegung.
4) Thema: Verlust von Schuhen und Schienbeinschonern
Spieler, die versehentlich ihre Schuhe oder Schienbeinschoner verlieren, müssen diese so schnell wie möglich, spätestens jedoch in der folgenden Spielunterbrechung, wieder anziehen. Wenn der Spieler davor den Ball spielt und/oder ein Tor erzielt, wird das Tor gegeben.
Neu: Die Zeitspanne, wie lange ein Spieler mit der fehlerhaften Ausrüstung weiterspielen darf, wurde erweitert.
5) Thema: Zeitspanne Disziplinarmaßnahmen
Der Schiedsrichter hat die Befugnis, Disziplinarmaßnahmen vom Betreten des Spielfelds für die Kontrolle vor dem Spiel (offizielle Platzkontrolle) bis zum Verlassen des Spielfelds nach dem Spiel (einschließlich des Elfmeterschießens) zu ergreifen.
Neu: Ein Spieler, der schon während der Platzbegehung einen Schiedsrichter beleidigt, kann direkt ausgeschlossen werden. Weiterhin können vor Spielbeginn ausgeschlossene Spieler ersetzt werden.
6) Thema: Spielerbehandlung auf dem Spielfeld nach einer Verwarnung oder einem Feldverweis
Ein Spieler, der durch ein physisches Foul verletzt wurde, für das der Gegenspieler verwarnt oder des Feldes verwiesen wurde, darf auf dem Spielfeld bleiben, sofern die Untersuchung/Behandlung schnell (ca. 20-25 Sekunden) beendet wird.
Neu: Der verletzte Spieler muss zur Behandlung nicht zwingend das Spielfeld verlassen. Die Zeitspanne von 25 Sekunden ist ein Richtwert für den SR.
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7) Thema: Spielfortsetzung Anstoß
Der Ball ist im Spiel, wenn er mit dem Fuß berührt wurde und sich eindeutig bewegt.
Neu: Der Ball muss nicht mehr zwingend nach vorne gespielt, sondern kann direkt nach hinten gespielt werden.
8) Thema: Ort der Freistoß-Ausführung bei Abseitsvergehen
Bei einem Abseitsvergehen gibt der Schiedsrichter am Ort des Vergehens einen indirekten Freistoß, auch wenn sich der Ort in der eigenen Hälfte des Spielers befindet.
Neu: Diese Regel war zuvor nicht klar definiert. Um es anschaulich zu machen: Langer Ball vom Verteidiger, der Stürmer startet aus einer Abseitsposition heraus in die eigene Hälfte und nimmt dort den Ball an. Den indirekten Freistoß darf die gegnerische Mannschaft genau an diesem Ort ausführen.
9) Thema: Verhindern einer offensichtlichen Torchance im Strafraum
Wenn ein Verteidiger im Strafraum regelwidrig eine offensichtliche Torchance verhindert, wird mit einem Strafstoß die Torchance wiederhergestellt. Der Spieler sollte deshalb weniger streng bestraft (lediglich verwarnt) werden, als wenn das Vergehen außerhalb des Strafraums erfolgt. Wenn das Vergehen aber ein Handspiel oder eindeutig kein Versuch ist, den Ball zu spielen oder zu erobern (wie im Wortlaut definiert), wird der Spieler des Feldes verwiesen.
Neu: Was lange an Stammtischen, in Medien und auch von Schiedsrichtern gefordert wurde, ist jetzt umgesetzt: Zum Beispiel bei einer Grätsche mit Erfolgsaussichten, die aber einen Elfmeter nach sich zieht, kann es der Schiedsrichter bei einer Verwarnung für den Torwart/Abwehrspieler belassen.
10) Thema: Foulspiel außerhalb des Spielfelds
Wenn ein Spieler das Spielfeld bei laufendem Spiel im Rahmen eines Spielzugs verlässt und ein Vergehen gegen einen anderen Spieler begeht, wird das Spiel mit einem Freistoß von der Begrenzungslinie fortgesetzt, die der Position des Vergehens am nächsten liegt. Bei Vergehen, die mit einem direkten Freistoß geahndet werden, gibt es einen Strafstoß, wenn der Spieler das Vergehen zwar außerhalb des Spielfelds, aber hinter der eigenen Torauslinie im Bereich des eigenen Strafraums begeht.
Neu: Ein direkter Freistoß/Strafstoß ist nun auch möglich, wenn das Vergehen außerhalb des Spielfeldes stattfindet.
11) Thema: Fehlverhalten bei der Ausführung des Elfmeters
Bei einem unzulässigen Täuschen oder bei einem falschen Schützen gibt es unabhängig von der Wirkung immer einen indirekten Freistoß. Zudem wird der Torhüter bei einem Vergehen verwarnt, allerdings nur, wenn eine Wiederholung des Strafstoßes erfolgt.
Neu: Keine Verwirrung mehr bei der Spielfortsetzung. Täuscht der Schütze (keine fließende Bewegung wenn Standbein zum Ball steht oder ein anderer Spieler schießt), gibt es unverzüglich einen indirekten Freistoß. Auch die Verwarnung für den Torhüter ist neu.
