Querpass
Die ersten legen schon wieder los
Von Christian Lehmann
(11.05.20) Mit ganz viel Vorfreude, aber auch einem etwas flauen Gefühl im Magen starten die ersten Amateurfußballer nach über acht Wochen Pause nun wieder in eine Art Alltag. Seit vergangenen Donnerstag hat das Land NRW im Zuge der bundesweiten Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen bekannt gegeben, dass der Sport- und Trainingsbetrieb im kontaktlosen Breitensport wieder erlaubt ist, sofern er auf öffentlichen oder privaten Freiluftsportanlagen oder im öffentlichen Raum stattfindet.
Obwohl die Ausübung von Kontaktsport - auch wettbewerbsbedingt - noch bis zum 30. Mai verboten bleibt, haben die ersten Klubs im Heimspiel-Land auch ihren Fußballern wieder erlaubt, ihre Anlagen zu nutzen. Das allerdings nur unter Einhaltung strenger Auflagen. Einige Vereine, etwa der SC Greven 09 oder Westfalia Kinderhaus, warten noch ab mit einer Freigabe. Andere starten schon voll durch.
Zu den Vorreitern zählt unter anderem der SC Altenrheine. Wie der Sportliche Leiter Marcus Hornung berichtet, dürfen am heutigen Montagabend die dritte und vierte Mannschaft wieder auf den Platz, die Erste und Zweite trainieren am Dienstag erstmals wieder. Danach sind die ältesten Juniorenteams dran. "Wir haben jetzt zehn Tage mit Hochdruck daran gearbeitet, alle nötigen Vorkehrungen zu treffen", so Hornung. Am Eingang zum Sportgelände wurde eine Schleuse mit zwei "Einbahnstraßen" eingerichtet, es gibt Vorkehrungen zur Hände-Desinfektion. Auch Bälle und Trainingsmaterialien werden nach der Nutzung desinfiziert. Die Kabinen und Duschräume bleiben komplett geschlossen. Unter strenger Beachtung der gesetzlichen Vorgaben und des in der vergangenen Woche vom DFB veröffentlichten Leitfadens soll der Trainingsbetrieb wieder möglich gemacht werden.
"Wir haben uns fünf Fußball-Tennisfelder angeschafft. Außerdem werden Torschuss- und Passspiel-Übungen möglich sein. Das Ganze geschieht auf komplett freiwilliger Basis. Das Wichtigste ist, dass wir für die Jungs wieder ein bisschen Alltag rein bringen. Dass wir kein Training in der Form anbieten, wie es vor der Krise war, sollte auch klar sein", erläutert Hornung, der seine Übungsleiter am Samstag unterwiesen hat und zusammen mit seinen Vorstandskollegen das Geschehen auf dem Platz genau beobachten will.
Auch in Ibbenbüren wird wieder trainiert. Ebenso wie Nachbar Arminia fährt auch die Ibbenbürener Spielvereinigung nach Beratungen in der vergangenen Woche nun den Betrieb wieder hoch. Die wichtigste Voraussetzung hierfür nennt Abteilungsleiter Reinhard Börgel: "Die Trainer müssen dazu bereit sein!" Maximal zehn Spieler, bei den jüngeren Jugendteams sogar nur fünf, dürfen in einer Gruppe trainieren. "Wir haben klare Vorgaben gemacht. Grundvoraussetzung war, dass die Stadt Ibbenbüren die Anlagen wieder freigibt", so Börgel. In den vergangenen Tagen hatten immer wieder Eltern bei ihm angefragt, wann es denn endlich wieder losgehen könne. "Wir wollen vor allem den Kids wieder die Möglichkeit geben, ein wenig herumzutoben - unter Einhaltung aller Vorgaben." Infos zu den Verhaltensregeln hat der Verein auch auf seiner Homepage bekannt gegeben. Auch der Trainer der ersten Mannschaft, Heiko Becker, hat laut Börgel angekündigt, in dieser Woche wieder mit seinem Team zu trainieren. "Ich freue mich, die Jungs endlich wieder auf dem Platz sehen zu können", schrieb er in einer Mail.
Auch beim SC Münster 08 geht's wieder los. "Wir fahren ganz langsam wieder hoch", betont Abteilungsleiter Manfred Quebe. "Ganz unabhängig davon, ob man es darf, es ist infrastrukturell eine große Herausforderung. Geschäftsführer Bernhard Mennes ergänzt: "Es gibt vonseiten des Vereins ganz klare Regeln. Wenn gegen diese verstoßen wird, fahren wir sofort alles wieder runter. Als erstes darf heute die U10-1 wieder auf den Platz. Mennes ist gespannt darauf, wie viele Eltern ihren Kids überhaupt erlauben, am Training teilzunehmen. Kurios: Er hat bereits die ersten Anfragen für Freundschaftsspiele bekommen. Die wird es bei Nullacht jedoch vor den Sommerferien nicht geben.
Beim 1. FC Gievenbeck müssen sich aktuell vor allem die Kleinsten (U11 abwärts) noch ein wenig gedulden. Wie Abteilungsleiter Christian "Lüde" Wielers ausführt, werden erstmal nur die älteren einen kleinen Testlauf machen - zunächst ist heute die U14 dran. Den 49ers spielt auch ihre weitläufige Anlage in die Karten, sodass auch Teile der ersten Mannschaft in Zweiergruppen auf dem Hauptplatz trainieren werden, während parallel die jüngeren auf dem riesigen Trainingsgelände tollen. Vom Angebot sollen vor allem die Kids profitieren. "Wir haben als Sportverein ja auch eine Verantwortung. Es ist besser, die Kids trainieren bei uns und bekommen die Verhaltensregeln vor Ort vermittelt, als wenn sie einfach irgendwo rumbolzen", so Wielers. "Wir waren selbst überrascht von den Lockerungen und sind ein bisschen angespannt. Unser Sportplatz wird aber auch nicht für jeden frei zugänglich sein."
Wielers und Patrick Hartung werden in dieser Woche im Wechsel alle Einheiten am Gievenbecker Weg begutachten und am nächsten Wochenende abstimmen, welche weiteren Maßnahmen sinnvoll sind. "Wir führen Buch über jeden, der sich auf der Anlage befindet. Jeder Spieler weiß, welche Regeln gelten. Wer kommt, der kommt auf freiwilliger Basis." Mit Blick auf das große Ganze mahnt Wielers zu Demut und Augenmaß. "Wir freuen uns, dass wieder Leben auf unsere Plätze kommt. Wir sollten das als Dankeschön für unser gutes Verhalten in den vergangenen Wochen sehen und nicht dem Irrglauben verfallen, dass jetzt alles wieder gut ist."