Querpass: Einmal um die Welt
Spanien im Doppelpack
Von Theresa van den Berg
(29.06.20) In unserer Serie „Einmal um die Welt“ sprechen wir mit Spielerinnen aus dem Münsterland, die schonmal im Ausland gespielt haben. Sie erzählen uns von ihren Erfahrungen und vergleichen ihre Eindrücke auch mit dem deutschen Fußball.
Spanien ist und bleibt ein beliebtes Ziel der Deutschen. Nicht verwunderlich also, dass wir heute gleich zwei Spielerinnen im Aufgebot haben. Diana Uphaus (27), die normalerweise für Westfalia Kinderhaus spielt, und die Nottulnerin Nikol Feitscher (24) berichten uns von ihren unterschiedlichen Erfahrungen. Unterschiedlich vor allem deshalb, weil sich Uphaus für eine Uni-Mannschaft und Feitscher für den Verein CD DRAC Castellón entschied. Für die einen war es Just-for-Fun, dafür aber ziemlich international, die anderen nahmen am heimischen Liga-Wettbewerb teil.
Wo hast du im Ausland gespielt und warum warst du dort?
Uphaus: Ich war für ein Auslandssemester in Valencia.
Feitscher: Auch ich war in der Nähe von Valencia, in Castellón de la Plana. Ich habe dort im Rahmen meiner schulischen Ausbildung im Bereich Fremdsprachen ein zweimonatiges Praktikum gemacht.
Warum wolltest du auch im Ausland spielen?
Uphaus: Ich wollte einfach weiter trainieren und fit bleiben. Da habe ich mich informiert und erfahren, dass es wie in Münster ein Uni-Sport-Angebot gibt. Ein Verein hätte sich für die fünf Monate nicht gelohnt und da ich trotzdem ein bisschen kicken wollte, habe ich im Endeffekt in einer gemischten Mannschaft an der Uni gespielt. Eine reine Frauenmannschaft gab es nicht.
Feitscher: Ich fand es einfach spannend, zu sehen, wie es im spanischen Fußball so abläuft.
Wurdest du gut aufgenommen?
Uphaus: Ja, ich wurde total gut aufgenommen. Alle waren super sympathisch und der Trainer ist das Ganze mit viel Humor angegangen.
Feitscher: Die Mannschaft war so liebevoll und freundlich und vor allem auch total interessiert. Wir saßen oft nach dem Training zusammen auf dem Platz und haben noch gequatscht. Einige konnten sogar Bruchstücke deutsch.
Waren noch andere ausländische Spielerinnen dabei?
Uphaus: Da es eine Uni-Mannschaft war, hatten wir natürlich alle möglichen Nationalitäten in unserem Team. Viele Erasmus-Studenten aus Italien, Südamerika, Österreich, Franzosen, aber auch aus Spanien haben mitgespielt.
Feitscher: Außer mir gab es nur Spanierinnen im Team.
Ist der Frauenfußball dort gut vertreten und wie ist die Anerkennung ?
Uphaus: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ein sehr männerdominierter Sport in Spanien ist. Vielleicht sogar noch mehr als in Deutschland. Wenn ich jemandem erzählt habe, dass ich Fußball spiele, waren die Meisten eher verwundert. Trotzdem war die Anerkennung in unserem Team auch von den Männern zu sehen. Da wir nur eine Amateurmannschaft waren und es eher um den Spaß ging, waren sie nicht so ambitioniert und sehr rücksichtsvoll und fair, vor allem in den Zweikämpfen. Man könnte sagen, sie waren schon fast etwas vorsichtig.
Feitscher: Ich glaube, dass der Frauenfußball sehr hoch anerkannt und genauso weit verbreitet ist, wie in Deutschland. Vor allem in dem Verein, in dem ich gespielt habe, gab es viele Mädchen- und Frauenmannschaften.
Wie ist das Fußballsystem dort aufgebaut?
Uphaus: Beim Uni-Sport war es so, dass wir nur trainiert haben. Spiele gab es keine.
Feitscher: In Spanien wird, ähnlich wie in Deutschland, eine ganz normale Saison gespielt.
Wie ist die Mentalität und Spielweise in Spanien?
Uphaus: Wir waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der mit viel Spaß und Humor an die Sache gegangen ist. Diese lockere Art ging vor allem vom Trainer aus. Einen kleinen Unterscheid bei den Nationalitäten hat man allerdings schon gemerkt. Die Österreicher zum Beispiel waren immer extrem motiviert und wollten unbedingt gewinnen. Da wurde sich auch schnell mal aufgeregt, wenn etwas nicht so funktioniert hat. Die Italiener und Spanier dagegen haben das Ganze viel entspannter gesehen.
Feitscher: Was mir auf jeden Fall aufgefallen ist: Die Spanierinnen sind was die Zweikämpfe angeht auch im Training sehr gut dabei. Da wird nicht gesagt "Oh, das ist meine Mitspielerin, da gehe ich mal vorsichtig rein." Auch beim Abschlussspiel war jeder voll dabei und wollte unbedingt gewinnen. Abgesehen davon haben wir viel Technik trainiert.
Was sind die größten Unterschiede zu Deutschland?
Uphaus: Wenn ich meine Zeit in Spanien mit der in Kinderhaus vergleiche, dann lag in Spanien der Fokus viel mehr auf dem Spielen. Wir haben dort nur wenig Torschuss gemacht und sind oft nach einer Passübung schon zum Spielen gekommen.
Feitscher: In Spanien wird viel mehr und viel klarer kommuniziert - fast schon wie bei den Männern.