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Querpass: Einmal um die Welt

Sophie von Weinrich (Mitte) spielte gleich doppelt im Ausland. Österreich und Italien waren ihre Stationen. (Foto: FC Bergheim)

Fitness und Taktik - darauf kommt es an


Von Theresa van den Berg 

(15.06.20) In unserer Serie „Einmal um die Welt“ sprechen wir mit Spielerinnen aus dem Münsterland, die schonmal im Ausland gespielt haben. Sie erzählen uns von ihren Erfahrungen und vergleichen ihre Eindrücke auch mit dem deutschen Fußball.

In dieser Woche starten wir mit Sophie von Weinrich. Die gebürtige Bayerin hat es für ein Studium nach Münster und eigentlich - hätte Corona nicht dazwischen gefunkt - zur Borussia nach Emsdetten verschlagen. Zuvor kickte die 20-jährige allerdings ganz woanders. Ein Jahr Italien und ein Jahr Österreich hat von Weinrich vorzuweisen. Und das war alles andere als nur Just for Fun. 

Wo hast du im Ausland gespielt und warum warst du dort?

Ich habe nach der U-17 ein Jahr in Österreich beim FC Bergheim in der ersten Liga und ein Jahr in Italien bei San Bernardo Luserna (Turin) in der dritten Liga gespielt. Da ich sehr nah an der österreichischen Grenze wohne, war die Entfernung zum FC machbar. In Italien war ich für ein Au-Pair-Jahr.

Warum wolltest du auch im Ausland spielen?

Der Hauptgrund für meinen Wechsel nach Österreich war die Tatsache, dass die Mannschaft sehr jung war. In Deutschland gibt es ja schon keine weibliche A-Jugend, weswegen man ziemlich früh in die Damenmannschaft kommt. In Österreich gibt es zusätzlich keine weibliche B-Jugend, sodass die Spielerinnen bei den Frauen noch einmal ein, zwei Jahre jünger sind. Das kam mir auf jeden Fall zugute, da alle körperlich auf einem ähnlichen Stand waren. Als ich mein Au-Pair-Jahr in Italien gestartet habe, war mir klar: Fußball muss dabei sein. Nach der Zeit in Österreich war ich gut drin und körperlich sehr fit, da wollte ich es in Italien auf jeden Fall probieren. 

Wurdest du gut aufgenommen?

In Österreich wurde ich sehr gut aufgenommen. In Italien war es auch gut, da hat allerdings der Neid beziehungsweise der Konkurrenzgedanke eine größere Rolle gespielt. Zumindest bei denen, die die gleiche Position wie ich gespielt haben. Das lag aber auch daran, dass sie Spielerinnen aus anderen Ländern nicht gewohnt waren. Beides war eine coole Erfahrung, aber wenn ich es mir noch einmal aussuchen müsste, dann würde ich Österreich wählen. Dort habe ich mich einfach wohler gefühlt. 

Waren noch andere ausländische Spielerinnen dabei?

In Italien war ich wie gesagt, die einzige, die nicht aus Italien kam. In Österreich gab es noch weitere Deutsche und zwei Spielerinnen aus Amerika. Aber der überwiegende Teil war einheimisch. 

Ist der Frauenfußball dort gut vertreten?

In beiden Ländern ist es, wie in Deutschland auch, ein Sport, der eher von Männern dominiert wird. Nichts desto trotz gibt es in Österreich sehr viele Auswahlmannschaften. Die Frauen werden da ähnlich gefördert wie in Deutschland. In Italien muss man ganz klar zwischen Nord und Süd unterscheiden. Im Norden ist es ähnlich wie hier, im Süden dagegen gibt es so gut wie keinen Frauenfußball. Unabhängig davon ist es aber in beiden Ländern nichts besonderes, wenn eine Frau Fußball spielt. 

Wie ist das Fußballsystem dort aufgebaut?

In beiden Ländern spielt man mit den Vereinen eine Saison, wie in Deutschland auch. In Italien gibt es jedoch keine Winterpause. Man startet direkt in die Rückrunde und ist Ende April mit allen Spielen durch. Dementsprechend gibt es dort auch keine Hallenturniere.

Was sind die größten Unterschiede?

Die Schwerpunkte der einzelnen Länder sind andere. Während in Deutschland oft Spielzüge trainiert werden, um das Spiel durch Kombinationen schnell zu machen, wird in Österreich mehr Wert auf Taktik und in Italien auf Fitness gelegt. Dort hatten wir sogar einen eigenen Fitnesstrainer, der zwei Mal pro Woche mit uns trainiert hat. Außerdem ist die Stimmung und das Spiel in Italien einen Ticken aggressiver. Auf und neben dem Feld wird viel geschrien. 

Du hast in der ersten bzw. dritten Liga des jeweiligen Landes gespielt. Wie kann man dieses Niveau in Deutschland einordnen?

In Österreich gibt es zwei Vereine, die schon gut sind und auch in der Champions League spielen. Viele Spielerinnen von dort wechseln in die deutsche Bundesliga. Die anderen Vereine sind eher mit einem Team der zweiten deutschen Bundesliga aus der unteren Tabellenregion zu vergleichen. Die erste Liga in Österreich kann also nicht mit der deutschen mithalten. Die dritte Liga in Italien ist mit der ersten österreichischen und mit der ersten deutschen Liga vergleichbar. Das Niveau in Italien ist definitiv höher als in Österreich. 

Wie hast du die Anerkennung des Frauenfußballs dort wahrgenommen?

Ähnlich wie in Deutschland, ist eine Fußball spielende Frau in beiden Ländern - abgesehen von Süditalien - nichts Ungewöhnliches. Die Akzeptanz und auch die Berichterstattung sind gleich. 

Woran könnte man in Deutschland noch arbeiten?

Das kommt ganz auf das Team bzw. die Liga an. In der Bundesliga sind wir, was die Taktik angeht, schon gut dabei. In den unteren Klassen fehlt das meiner Meinung nach noch. Und auch wenn das Interesse für den Frauenfußball in Deutschland, im Vergleich zu anderen Ländern, schon gut ist, wäre es natürlich schön, wenn es noch wachsen würde. 

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