Querpass
Aufstiegsrunden sollen entfallen
Von Christian Lehmann
(29.04.20) Dass auch bei den vier Video-Konferenzen der westfälischen Jugendvertreter die große Mehrheit der Verantwortlichen für einen Abbruch der aktuellen Saison plädierte, überrascht nun wirklich nicht mehr. Wenn man jedoch bedenkt, welche Konsequenzen die diversen Wertungs-Szenarien nach sich ziehen können und welche Dimensionen die aktuelle Spielpause für die Kinder und Jugendlichen hat, lohnt sich jedoch eine genauere Betrachtungsweise.
Zunächst die harten Fakten: Wie ihre Kollegen im Senioren-Bereich waren auch die 29 Vorsitzenden der Kreis-Jugend-Ausschüsse der einhelligen Meinung, dass eine Fortsetzung der Saison unmöglich erscheint. "Bei sorgfältiger Abwägung aller Vor- und Nachteile ist dieser Weg alternativlos", wird Holger Bellinghoff, FLVW-Vizepräsident Jugend, in einer Mitteilung des Verbands zitiert. "Wir werden das Votum der Vereine und Kreise aufnehmen und entsprechende Planungen sowie die Vorbereitung notwendiger Beschlüsse vorbereiten", ergänzt Harald Ollech, Vorsitzender des Verbands-Jugend-Ausschusses. Sollte, und danach sieht es nach den jüngsten Medienberichten vom Mittel- und Niederrhein aus, im Westdeutschen Fußballverband WDFV keine einheitliche Vorgehensweise koordiniert können, wird ebenso wie bei den Senioren eine Änderung der Spielordnung sowie ein außerordentlicher FLVW-Jugendtag nötig.
Losentscheid im Fußballkreis Steinfurt?
Eines wurde auch am Montag wieder deutlich: Eine Wertung der abgebrochenen Saison wird derzeit mehrheitlich einer Annullierung vorgezogen. Das stellt die handelnden Personen allerdings vor Probleme, denn in den Kreisen gibt es ganz unterschiedliche Formen von Qualifikations- und Meisterrunden. In Münster beispielsweise wurde noch nicht einmal die Hälfte der Partien in der U19-Leistungsliga bestritten, in Tecklenburg und Steinfurt wird hingegen in der Kreisliga A keine Qualirunde ausgespielt. Erfreut nahmen die Kreisvertreter die Ankündigung zur Kenntnis, dass aus jedem Kreis in jeder Altersklasse ein Aufsteiger in die Bezirksligen gemeldet werden darf - aber eben nur einer! Aufstiegsrunden entfallen somit komplett, die Staffeln im Verbandsgebiet sollen zahlenmäßig entsprechend aufgestockt werden.
Einen absoluten Härtefall nennt uns in diesem Zusammenhang jedoch Heinz-Gerhard Hüweler, Jugendobmann des Fußballkreises Steinfurt: In der B-Junioren Kreisliga A Meisterrunde liegen nach vier bestrittenen Spielen die JSG Borghorst/Wilmsberg und der FSV Ochtrup mit zwölf Punkten und gleicher Tordifferenz an der Spitze. Zwei Siege in zwei Spielen feierte derweil der Dritte Emsdetten 05. "Wie will man das werten?", gibt der Funktionär, dessen Stellvertreter Tim Vallandi an der Gremien-Sitzung teilnahm, zu bedenken. In diesem speziellen Fall wäre sogar ein Losentscheid als letztes Mittel zur Ermittlung eines Aufsteigers nicht ausgeschlossen.
Als erstes reagiert
Hüweler war übrigens ein Vorreiter, als er Anfang März aufgrund sich mehrender Corona-Fälle in der Stadt Rheine komplette Spieltage mit Beteiligung der Vereine aus dem Kreisgebiet absetzte. Auf die Steinfurter Initiative reagierte schließlich auch der Verband und cancellte ebenfalls den Spielbetrieb. Dass nun etwa in Bayern eine Fortsetzung der Saison angestrebt wird, kann der Wettringer nicht nachvollziehen. "Ich hätte bereits im März die gesamte Saison abgebrochen. Ob wir selbst im September wieder spielen, weiß doch niemand. Die Verantwortung dafür will keiner übernehmen."
Auch deshalb wird für die Saisonplanung 2020/21 eine größtmögliche Flexibilität erforderlich sein. Darauf stimmten die Verbands-Funktionäre die Kreisvertreter ein. Staffelplanung, Wettbewerbsformen und weitere erforderliche Regelungen sind abhängig von einem verbindlichen Starttermin für einen Spielbetrieb. Dieser ist weiterhin abhängig von behördlichen Anordnungen, heißt es in der Mitteilung des FLVW.
Soviel zum Spielbetrieb. Welche Folgen die Corona-Pause darüber hinaus für die Jugendabteilungen ausgewählter Vereine im Heimspiel-Land haben könnte, lest ihr im zweiten Teil unseres Textes.