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Querpass

Florian Exner sagt mittlerweile den Profis in der 2. und 3. Liga, wo es lang geht. Die Chance, dass wir ihn auch im nächsten Winter bei Hallenturnieren im Kreis Münster sehen, ist nicht so klein.

Exners Einsatz in der 2. Bundesliga


Von Christian Lehmann

(26.05.20) Während wir alle sehnsüchtig auf das Go der Politik warten, um zumindest wieder in einen halbwegs normalen Trainingsbetrieb einzusteigen, durfte ein Kind des Fußballkreises Münster schon wieder den Duft von frischem grünen Rasen riechen - unter Wettkampfbedingungen. Am vergangenen Samstag stand der 29-jährige Unparteiische Florian Exner, der für Blau-Weiß Beelen pfeift, erstmals nach der Corona-Pause wieder als Assistent an der Linie.

Unter der Leitung von Bundesliga-Referee Sven Jablonski brachte das Gespann die durchaus muntere Zweitliga-Partie zwischen dem VfL Osnabrück und Hannover 96 (2:4) gut über die Bühne. Kicker-Note: 2. Wir haben mit Exner über seinen ersten Einsatz, die Stimmung im Stadion und seine Pläne in naher und ferner Zukunft gesprochen.

 

Hallo Florian. Wie war dein erstes Spiel als Assistent nach fast drei Monaten Pause? 
Exner:
Es war nach so langer Zeit natürlich große Vorfreude da. Für uns alle, auch die Schiedsrichter, gehört es natürlich mit dazu, dass Zuschauer da sind. Das war schon etwas komisch, trotzdem hat die Freude überwogen. Es war ein sehr interessantes Spiel.

Das Spiel war durchaus lebhaft. War auch aus deiner Sicht viel Feuer drin?
Exner:
Es ist schon das Gefühl da, dass die Spiele etwas gesitteter ablaufen. Das sieht man auch in der Bundesliga. Die Zuschauer haben schon ein bisschen Einfluss. Selbst in diesem Spiel mit zwei Elfmetern, in dem eigentlich relativ viel drin war, gab es keinerlei Beschwerden und es wirkte sehr harmonisch. Gut, es hat auch ein Bundesliga-Schiedsrichter gepfiffen, das hat sicherlich dazu beigetragen. Man merkt aber schon, dass es ein anderes Klima ist.

Kicker-Note 2 - Guckt ihr auf so etwas?
Exner: Wenn, dann eher als Spaß. Das wusste ich zum Beispiel noch nicht. Ich gebe zu, wenn ich in der 3. Liga pfeife, dann gucke ich im Nachhinein schon mal nach, aber wir werden ja auch in jedem Spiel beobachtet, und da ist dann das, was der Beobachter sagt, schon ein bisschen relevanter als die Kicker-Note.

Fifa-Schiedsrichter Deniz Aytekin hat im Sportstudio gesagt, dass die fehlende Kulisse im Stadion es für ihn und seine Kollegen auch ein wenig schwieriger macht. Kannst Du das nachvollziehen oder ist es vielleicht sogar angenehmer, wenn es ruhig ist im Stadion?
Exner: Es hat sicherlich auch ein paar Vorteile, aber die Nachteile überwiegen deutlich. Es ist so, wie es Deniz gesagt hat: Wir müssen uns auch motivieren und wir brauchen auch die Anspannung. Wenn man in ein volles Stadion einläuft, ist man von der ersten Sekunde an zu 100 Prozent fokussiert. Natürlich wusste man auch in Osnabrück, dass es um richtig viel geht, aber es ist schon etwas anderes mit Zuschauern. Auch auf dem Feld ist man geneigt, in einer Situation, in der man mit vielen Emotionen von außen eine intensivere Ansprache machen würde, es etwas ruhiger zu machen.

Es ist oft zu hören, dass gerade in den höheren Ligen zwischen Spielern und Schiedsrichtern ein rauerer Ton herrscht. Nimmt man das bei den Geisterspielen jetzt noch mehr wahr?
Exner: Für uns ist es kein großer Unterschied. Selbst, wenn Zuschauer da sind, hört man, was die Spieler zu einem sagen. Der große Unterschied ist nun, dass die Zuschauer vor dem Fernseher mehr mitkriegen, zum Beispiel, wenn der Schiedsrichter sich mit dem Video-Schiedsrichter unterhält. Auf einmal hört man auch, wie ein Spieler flucht, wenn er den Ball am Tor vorbeischießt. Für uns hat sich verändert, dass man das, was wir sagen, auch hört. Alle müssen sich ein bisschen daran gewöhnen, aber ich glaube nicht, dass das für den Umgang mit den Spielern einen großen Einfluss hat.

Du musstest im Vorfeld natürlich auch Corona-Tests über dich ergehen lassen. Wie war das? Es soll unangenehm sein...
Exner: Das stimmt, es ist nicht so super angenehm. Aber es dauert fünf bis zehn Sekunden, von daher ist es nicht so schlimm. Man muss schon sagen, dass es für uns ein großer zusätzlicher Zeitaufwand ist. Wir müssen einen Tag vor den Spielen getestet werden, und das in der Regel dort, wo die Spiele stattfinden. In der letzten Woche war das für mich relativ harmlos, von Bielefeld nach Osnabrück zu fahren. Es kann aber auch schon ein bisschen weiter sein, das ist von der Planung etwas kompliziert. Es ist aber nicht so, dass man Angst vor diesem Test hat.

Du bist gerade in Berlin. Wie geht es in den kommenden Wochen für dich weiter?
Exner: Genau, ich bin gerade privat in Berlin. Am Wochenende werde ich wahrscheinlich den nächsten Einsatz haben. Die 3. Liga geht ja jetzt auch bald wieder los, von daher werden die nächsten Wochen sicherlich sehr intensiv.

Weißt Du schon, für welche Partie Du angesetzt bist? Darfst Du das sagen?
Exner:
Es gibt eine vorläufige Ansetzung und weiß, an welchem Tag das Spiel stattfindet. Offiziell weiß ich aber noch nicht, wo es ist. Das wird immer erst am Tag des Spiels bekannt gegeben. Es war ja immer schon so, dass kurzfristig angesetzt wurde. Jetzt ist es aber noch kurzfristiger. Die Entfernungen sind nicht mehr so weit, ich glaube, es wird in dieser Saison zum Beispiel nicht mehr vorkommen, dass ich in München angesetzt werde. Bei der DFB-Sitzung wurde beschlossen, dass Spiele jetzt auch 72 Stunden im Voraus angesetzt werden dürfen. Wir müssen flexibel sein, aber das war ja schon immer so.

Kannst Du Kritiker verstehen, die sich darüber beschweren, dass sie ihre Kinder nicht in den Kindergarten schicken dürfen, während in den deutschen Profi-Ligen wieder Fußball gespielt wird?
Exner:
Ja, klar. Jeder Fußballer und jeder Schiedsrichter ist sich im Klaren darüber, das ganz viele Sachen wichtiger sind. Wir haben allerdings einfach ganz andere Möglichkeiten, um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten. Durch die Corona-Tests ist nun mal fast ausgeschlossen, dass etwas passiert, weil alle im Innenraum getestet sind. Es wird immer schnell gesagt, es geht nur um Geld, aber es geht tatsächlich auch um viele Jobs. Ich finde es gut, dass es jetzt weitergeht.

Gibt es im Moment überhaupt ein richtiges Privatleben für dich? Und war die Corona-Pause in dieser Hinsicht vielleicht sogar ein wenig wohltuend?
Exner: Ja, das glaube ich schon. Ich habe ja Jura studiert und im März mit der Promotion angefangen. Deswegen hat es mich nicht so hart erwischt. Ab August fange ich in einer Kanzlei in Münster als Strafverteidiger an. Für den Wochenspieltag habe ich jetzt keine Ansetzung bekommen. Dann muss man die zwei, drei Tage einfach mal nutzen, um ein wenig rauszukommen.

Du bist seit 2008 dabei, als Haupt-Schiedsrichter in der 3. Liga unterwegs, als Assistent in der 2. Liga. Wir müssen jetzt die Standard-Frage eines jeden Schiri-Interviews stellen: Wo führt das noch hin mit dir?
Exner (lacht): Ich glaube, dass auch die Antwort fast immer die gleiche ist. Man muss da rational rangehen. In der 3. Liga pfeifen 20 Schiedsrichter, die alle sehr gut sind. In jedem Jahr steigt maximal einer auf. Es ist ein extremes Nadelöhr. Ich glaube, es ist das Beste, das zu genießen und sein Bestes zu geben, aber man muss auch realistisch sein und nicht erwarten, dass man im nächsten Jahr aufsteigt. Dafür ist die Konkurrenz zu stark.

Gibt es eigentlich noch regelmäßigen Kontakt zu deinem Heimatverein BW Beelen?
Exner:
Ich habe da noch einen sehr guten Kontakt zu Andreas Baune, der dort verantwortlich ist. Er hat mich vor meinem letzten Spiel zwischen Jena und 1860 München, das ich gepfiffen habe, angerufen und gefragt, ob wir ein paar Fotos für eine Nachwuchs-Schiedsrichter-Kampagne machen können. Wenn er mich mal wieder im Fernsehen gesehen hat und etwas zu bemängeln hatte, meldet er sich auch schon mal (lacht).

Derzeit wissen wir leider noch immer nicht, wie es mit dem Amateurfußball in den kommenden Monaten weitergeht. Gibt es Hoffnung, dass wir dich im Winter wieder bei den Hallenturnieren im Kreis Münster sehen?
Exner:
Wenn es nach mir geht, gerne. Wir können ja die Gelegenheit nutzen, um auf Philipp Hagemann ein bisschen Druck auszuüben. Ich war ja schon im vergangenen Jahr bei den Stadtmeisterschaften in Münster oder der HKM in Warendorf gerne dabei. Ich versuche immer mal wieder, im Kreis was zu pfeifen. Wenn wir das Virus weitestgehend im Griff haben, werde ich auf jeden Fall gerne wieder vorbeikommen. 

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Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 25    108:22 68  
2    Germ. Hauenhorst 25    79:25 66  
3    SG Sendenhorst 25    74:21 65  
4    VfL Billerbeck 25    70:23 62  
5    VfB Alstätte 25    65:21 62  

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