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Neben dem Platz laut eigener Aussage Vorreiter in Sachen Siegermentalität: Jan Winking, mit 24 bald schon Oberliga-Trainer.

"Zweifel hatte ich eigentlich keine"


Von Julian Schimmöller

(27.04.20) Wenn man nach dem besten Alter für einen Fußballer fragt, bekommt man meistens die mittleren Zwanziger als Antwort. Genau in dem Alter befindet sich mit 24 Lenzen also Jan Winking von Landesligist Westfalia Gemen. Und jetzt kommt das große ABER: Denn Winking schnürt nicht etwa die Fußballschuhe für die Westfalia, sondern steht trotz seiner Jugend als Chefcoach an der Seitenlinie. Und es kommt sogar noch besser: Ab dem 1. Mai nämlich ist Winking Öffnet externen Link in neuem FensterChefcoach beim 1. FC Bocholt, einem Oberligisten!

Dort sollte er eigentlich aber der kommenden Saison Co-Trainer vom langjährigen Coach Manuel Jara werden - das war er auch bis 2018 schon. Weil Jara aber Anfang April Öffnet externen Link in neuem Fensterseinen Rücktritt bekanntgab, kam es nun anders: Winking wechselt früher und wird der Hauptverantwortliche. Damit ist bzw. wird er der zweitjüngste Trainer der Top-5-Ligen in Deutschland und trainiert außerdem bald seinen älteren Bruder Tim - der ist Kapitän in Bocholt. Grund genug, dass wir uns einmal ausführlich mit dem ambitionierten Jungtrainer unterhalten haben.

 

Hallo Jan. Seit letzter Woche steht fest, dass du nicht wie geplant ab kommender Saison Co-Trainer, sondern schon deutlich früher Cheftrainer in Bocholt wirst. Wie liefen die Gespräche ab?

Winking: Ich war ja wegen meiner Co-Trainer-Rolle sowieso schon in Gesprächen mit dem Vorstand, von daher waren das keine allzu langwierigen Gespräche. Der Vorstand hat sich um mich auch als Co-Trainer schon sehr bemüht, es gab viele Übereinstimmungen hinsichtlich der Ausrichtung der Mannschaft. Wir hatten auch schon langfristigere Pläne besprochen, die jetzt mehr oder weniger vorgezogen wurden.

Wie war deine Reaktion, als man dir dann mitgeteilt hat, dass man dich als Cheftrainer möchte? Pure Freude oder gab es auch Zweifel, ob der Schritt zu groß ist?

Winking: Ich habe mich sehr gefreut, dass der Verein mir das Vertrauen gibt und ich die Chance bekomme, diesen wunderbaren Traditionsverein weiter voranzubringen. Zweifel hatte ich eigentlich keine. Trotz meines Alters habe ich jetzt ja schon länger als Cheftrainer in Gemen gearbeitet, den Verein und einige der Jungs kenne ich auch schon - das passt also.

Gibt es keine Bedenken, dass der ein oder andere "Alte Hase" sich nichts von einem so jungen Trainer sagen lassen will?

Winking: Dass die Frage gestellt wird, verstehe ich natürlich. Tatsächlich war das nach meinen bisherigen Erfahrungen aber wirklich noch nie ein Thema. In der Regel akzeptieren die Spieler einen als Trainer ganz unabhängig vom Alter. Spätestens, sobald sie einmal mit dir auf dem Platz waren und merken, dass du Ahnung hast.

In deinem Alter kommt der ein oder andere gefühlt erst richtig als Spieler im Seniorenfußball an. Du hingegen stehst, seit du 20 bist, an der Seitenlinie. Wie kam es dazu?

Winking: Meine Spielerkarriere habe ich nach dem ersten Seniorenjahr wegen eines Knorpelschadens beendet. Der war schon länger bekannt, deshalb habe ich auch früh den Fokus stark auf den Trainerbereich verschoben. Ich bin von den Minikickern an alle Bereiche durchgegangen, habe dann mit 20 auch schon die DFB-Elite-Lizenz erworben. Nachdem ich dann meine Spielerkarriere beendet habe, hab ich mich proaktiv bei Manuel (Jara, d. Red.) als Co-Trainer beworben und die ersten Schritte als Trainer im Seniorenbereich gemacht.

Was macht dich als Trainer aus? Bist du mehr Taktiker oder Motivator?

Winking: Nach Möglichkeit versuche ich natürlich alles abzudecken. Durch mein Lehramtsstudium bin auch etwas pädagogisch geprägt, mir ist es wichtig, die Spieler als Menschen zu verstehen und einen guten Draht zum Team zu haben. Ich glaube, das ist ganz zentral, damit die Spieler ihre Leistung abrufen können. Taktisch muss man natürlich auch was auf dem Kasten haben. Da bin ich auch durchaus akribisch, beispielsweise mit Videoanalysen, will aber die Spieler auch nicht überfrachten.

Und wo siehst du noch Luft nach oben?

Winking: Manchmal bin ich am Seitenrand zu leidenschaftlich, zu emotional. Ich will da immer Vorreiter in Sachen Siegermentalität sein. Manchmal ist es da aber sicher auch sinnvoller, etwas ruhiger zu sein. Da habe ich schon einiges verbessert, muss aber definitiv noch weiter dazulernen.

Wann genau du "wirklich" als Trainer in Bocholt starten kannst, steht aktuell ja noch in den Sternen. Inwiefern beeinträchtigt das deine Vorfreude auf die neue Aufgabe?

Winking: Natürlich wäre ich am liebsten jeden Tag auf dem Platz, das geht eben leider nicht. Sobald das Training auf dem Rasen wieder möglich ist, werden wir das auch machen. Aktuell muss ich mich dann mit Telefonaten begnügen, um die Jungs kennen zu lernen. Außerdem schaue ich mir Videos der Spiele an, um die Spielidee genauer kennen zu lernen. Die Truppe bleibt ja weitestgehend zusammen, weshalb wir die Grundidee beibehalten und weiterentwickeln wollen.

Apropos Weiterentwicklung: Welche Ziele habt ihr als Team?

Winking: Konkrete Ziele bleiben komplett intern, das ist so abgesprochen. Durch labern steigt man schließlich nicht auf! Klar ist aber: Wir haben gute Voraussetzungen, weil der Kader fast komplett zusammenbleibt und somit eingespielt ist. Die Altersstruktur passt auch, die fußballerische Qualität sowieso. Wir wollen hart arbeiten und dann gucken, in welchem Tempo wir die nächsten Entwicklungsschritte gehen können.

Durch deinen Wechsel nach Bocholt hast du jetzt einige mediale Aufmerksamkeit bekommen, unter anderem Öffnet externen Link in neuem Fensterteilte die Sportschau den Öffnet externen Link in neuem FensterWDR-Bericht über dich auf facebook. Da ist man sicher auch ein stückweit stolz oder?

Winking: Zunächst mal war ich auch überrascht, was das Thema für große Wellen geschlagen hat. Aber stolz macht mich das nicht unbedingt, da ich ja als Trainer noch nichts Großartiges erreicht habe, mal abgesehen vom Klassenerhalt mit Gemen und der anschließenden Etablierung in der Landesliga. Für mich war wichtiger und schöner als die Berichte, dass ich viele Nachrichten von Familie, Freunden und alten Weggefährten bekommen habe.

Mit 24 bist du jetzt schon in der Oberliga angekommen. Ist das Ziel dann nicht zwangsläufig, irgendwann in den professionellen Bereich zu kommen?

Winking: Langfristig ist der Profifußball mein Ziel - ich will immer so hoch wie möglich hinaus. Zunächst mal hoffe ich aber, dass ich lange in Bocholt bleiben und dort etwas entwickeln kann.

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