Querpass
Horror-Wochenende für die Tabellenführer
Von Marc Klein und Christian Lehmann
(20.02.20) TuS Hiltrup - entthront, Westfalia Kinderhaus - geschlagen, SG Bockum-Hövel - besiegt, TuS Haltern II - leer ausgegangen, Borussia Münster - von der Spitze verdrängt. Für die Spitzenreiter unserer überkreislichen Ligen lief es am vergangenen Wochenende ziemlich mies. Lastet ein Fluch auf den Winter-Champions? Oder hatten sie einfach Pech? Wir haben nochmal nachgehakt und versucht, die Gründe für den verpatzten Start der Liga-Souveräne zusammenzutragen.
Die Gemütslage in Hiltrup und Kinderhaus war am Sonntagabend durchaus unterschiedlich. Während der abgelöste Westfalenliga-Erste vom Osttor trotz des Abrutschens auf Rang drei entspannt sein konnte, wurde bei Westfalia Kinderhaus, noch immer Spitzenreiter der Landesliga 4, Tacheles gesprochen.
Westfalenliga 1
Mit dem Verlust der Tabellenführung konnte man am Osttor ziemlich entspannt umgehen, nachdem der TuS Hiltrup im Heimspiel gegen Viktoria Heiden (2:2) einen Rückstand noch in ein Remis verwandelt hatte - und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Den umjubelten Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit erzielte Frederik Schulte. Doch womit? Sein Trainer Christian Hebbeler war unschlüssig, ob es denn die Hüfte oder doch eher das Hinterteil war. Es war Letzteres, wie der Torschütze später bestätigte. "Ich hatte keine andere Chance, als den A... reinzuhalten", berichtet der Neuzugang vom SC Münster 08.
Um den Treffer gab es reichlich Diskussionen, denn die Clarholzer hätten sich nach einem Zusammenprall zwischen Jannes Kohlmeyer und Julian Linnemann eine Spielunterbrechung gewünscht - die ist allerdings neuerdings nicht mehr zwingend erforderlich. Daniel Mladenovic brachte den Ball von der rechten Seite ins Zentrum, Schulte finalisierte, während ein Clarholzer noch am Boden lag. Bitter für Viktoria: Kohlmeyer erlitt eine Gehirnerschütterung und einen Nasenbeinbruch. Er musste die Nacht im Krankenhaus verbringen. "Das war schon ärgerlich. Zumal es sich bei den beiden um unseren linken Verteidiger und linken Innenverteidiger handelte", sagte Gästecoach Christopher Hankemeier den Westfälischen Nachrichten.
"Das war Glück für uns, aber es liegt ja auch im Ermessen des Schiedsrichters, das Spiel zu unterbrechen. Einige Clarholzer haben mir nach dem Spiel bestätigt, dass sie wohl selber auch weitergespielt hätten", erklärt Schulte. Zur Pause, meint der Mittelfeldspieler, hätte es auch 2:2 stehen können. "Insgesamt hatten die Clarholzer nicht viele Chancen. Wir können aber mit dem Punkt sehr gut leben."
In der Tabelle bleibt es weiterhin mega-eng. Der TuS ist zwar auf Rang drei zurückgefallen, weist aber nur einen Punkt Rückstand auf den neuen Spitzenreiter SV Rödinghausen auf - und das ist der kommende Gegner der Hiltruper nach der Spielpause in zweieinhalb Wochen (nach dem Karnevals-Wochenende hat die Hebbeler-Elf spielfrei). "Das wird sehr interessant", glaubt Schulte, dessen Team im Hinspiel gegen die Regionalliga-Reserve (0:4) alles andere als gut aussah. "Rödinghausen war der einzige Gegner bisher, der uns dominiert hat. Die Qualität, dort oben zu bleiben, haben wir. Wenn man einmal Erster war, will man dort auch wieder hin."
Landesliga 4
Am Sonntagabend nach der überraschenden Niederlage bei Viktoria Heiden kritisierte Marcel Pielage, Trainer des SC Westfalia Kinderhaus, die Einstellung seiner Mannschaft. Dass ausgerechnet Viktoria Heiden zum Stolperstein wird, hätten nur die wenigsten im Vorfeld vermutet. Die Chance, den Druck auf Verfolger SV Mesum im Aufstiegskampf weiterzugeben, hat Kinderhaus verspielt. Nach 17 Spieltagen beträgt der Vorsprung auf den ersten Verfolger weiter zwei statt fünf Punkte.
Der Top-Torjäger und Kreativkopf der Kinderhauser, Corvin Behrens, ärgerte sich genauso wie sein Trainer über die verlorenen Punkte. "Wir alle wollten am Sonntag gut aus der Pause kommen und das Spiel gewinnen", so der Offensivakteur. Dass die Gegebenheiten wie Wetter und Platzgröße in Heiden kein Highlight ermöglichten und nicht förderlich für den Spielstil der Westfalia waren, lässt er nicht als Ausrede durchgehen. "Wir haben unsere Leistung einfach nicht auf den Platz bringen können."
Am Dienstag beim Training des Spitzenreiters war das Spiel gegen Heiden noch einmal Thema. Die Niederlage wurde aufgearbeitet und Fehler klar angesprochen. "Wie ich die Truppe kenne, werden wir das Ding zeitnah abhaken und uns dann gut auf die nächste Partie vorbereiten. Es sollte jedem bewusst sein, was für eine Möglichkeit wir in diesem Jahr haben", sagt Behrens. Im Saison-Endspurt rechnet er mit einem engen Fight zwischen dem SV Mesum und seiner Westfalia. Denn auch Mesum werde nicht mehr viele Punkte liegen lassen. "Wir wollen es dieses Jahr endlich vollenden. Ich bin sehr optimistisch, dass wir den Aufstieg packen werden", blickt Behrens voraus.