Querpass
War der Aufwand für die Katz?
Von Fabian Renger
(07.05.20) Das wär ein dicker Hund! Ist das ganze Vorhaben des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW), die Saison 2019/2020 ohne Ab- und mit Aufsteiger (Hinrunden-Meister, Corona-Meister gemäß der Anwendung eines Quotienten) abzubrechen und zu werten, bereits einen Tag nach seiner Verkündung wieder hinfällig? Theoretisch denkbar wäre das nach den neusten Entwicklungen jedenfalls.
Kurz zurück zum gestrigen Mittwoch: Das Präsidium des FLVW folgte der Empfehlung des Verbands-Fußball-Ausschusses (VFA) bekanntlich und stimmte dem obrigen Abbruchs-Szenario zu. Spätestens Anfang Juni hätte ein Außerordentlicher Verbandstag das Ganze wohl rechtskräftig gemacht. Doch wie es der Zufall so will, gab das Bundesland NRW gestern ebenfalls weitreichende Neuigkeiten und Lockerungen bekannt - die auch den Sport betreffen.
Das Land NRW lockert
"Ab Donnerstag (7. Mai 2020) ist der Sport- und Trainingsbetrieb im kontaktlosen Breiten- und Freizeitsport wieder erlaubt – sofern der Sport auf öffentlichen oder privaten Freiluftsportanlagen oder im öffentlichen Raum stattfindet. Ein Abstand zwischen Personen von 1,5 Metern und die Einhaltung strikter Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen müssen gewährleitstet sein. Dusch-, Wasch-, Umkleide-, Gesellschafts- und sonstige Gemeinschaftsräume dürfen nicht genutzt werden. Zudem sind Zuschauerbesuche vorerst untersagt. Bei Kindern unter 12 Jahren ist jedoch das Betreten der Sportanlage durch jeweils eine erwachsene Begleitperson zulässig", heißt es dort zunächst in einer Pressemitteilung.
Wichtige Informationen für die langsame, behutsame Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs. Doch dabei blieb es nicht. Das Land geht sogar noch weiter, und jetzt mal alle die Ohren aufgespitzt: "Ab 30. Mai soll die Ausübung von Sportarten auch mit unvermeidbarem Körperkontakt und in geschlossenen Räumen wieder gestattet werden, ebenso der Betrieb in Hallenbädern. Sportliche Wettbewerbe im Kinder-, Jugend- und Amateurbereich sind dann ebenfalls zulässig – die Nutzung von Umkleide- und Sanitäranlagen ist unter Auflagen gestattet."
Der Verband ist überrascht
Womit wir wieder beim FLVW und dem Abbruchs-Vorhaben sind. Theoretisch - sofern es die Corona-Zahlen zulassen - würde also ab Ende Mai ein Wettkampfbetrieb möglich sein. War der ganze FLVW-Aufwand mit Vereinsbefragungen, massig Videokonferenzen und Kompromiss-Lösungen also für die Katz? Die Kollegen der Ruhrnachrichten fragten bei Manfred Schnieders, dem Vizepräsidenten des FLVW, nach. "Ich kann nicht bestätigen, dass die Saison wie geplant abgebrochen wird. Es kann sein, dass weitergespielt wird", sagte Schnieders den Kollegen.
Bis zum gestrigen Tage war die Sachlage schließlich noch anders, Plätze galten bis zum 30. August als gesperrt. An einen Wettkampfbetrieb war so kein Gedanke zu verschwenden. Von den Lockerungen des Landes sei der Verband allerdings gestern nicht wie sonst üblich in Kenntnis gesetzt worden, so Schnieders weiter gegenüber den RN. Die Informationskette Landesregierung - Landessportbund - Verbände habe diesmal nicht gegriffen. Entsprechend bizarr ist diese neue Situation.
Es soll beim Fahrplan bleiben
Freilich: Ob ein Wettkampfbetrieb hinsichtlich Hygieneregeln, Abständen (Stichwort Geisterspiele) und und und praktisch überhaupt durchführbar wäre, steht auf einem anderen Blatt. Auch formale Dinge wie Fristen bei Spielerwechseln etc. würden einen Neubeginn erschweren. Auf dem Papier zumindest wäre der Weg aber wohl frei.
Vorläufig bleibt es aber wohl beim alten Fahrplan: Der Ständige Konferenz soll wie geplant am 11. Mai über die Abbruchs-Empfehlung beratschlagen und abstimmen, das FLVW-Präsidium werde aber die neue Situation bewerten. Schließlich könnte der Landes-Beschluss auch rechtlich unabsehbare Folgen haben, was Klagen von Vereinen anginge, die sich benachteiligt fühlten beim gestrigen Vorhaben. Fortsetzung folgt...