Suchbegriff:

Querpass

Gievenbecks Abteilungsleiter Christian "Lüde" Wielers lobt die Verantwortlichen von Kreis und Verband, sorgt sich aber um die Kinder und Jugendlichen.

Corona und mögliche Langzeit-Folgen


Von Christian Lehmann

(29.04.20) Als mehr oder weniger ambitionierter Fußballer brauchst Du Ziele. Wenn Du die nicht vor Augen hast, wird es schwierig. So geht es derzeit etlichen Kickern im Verbandsgebiet. Lennart Rading kann davon ein Liedchen singen. Der Trainer der U19 beim FC Eintracht Rheine kann die fußballfreie Zeit derzeit für sich perönlich nach eigener Aussage ganz gut nutzen. Er bildet sich fort, erstellt Trainings-Kataloge, plant schon mal die neue Saison. "Für vieles fehlte mir meist die Zeit. Da habe ich Spaß dran", erklärt der 34-Jährige.

Bei seinen Spielern ist das derzeit schon etwas schwieriger. Seit sieben Wochen ruht der Trainingsbetrieb. "Am Anfang haben wir den Jungs Laufpläne an die Hand gegeben, aber zuletzt zeichnete sich ja ab, dass die Saison nicht fortgeführt wird", so Rading. Er und sein Team dürfen sich Hoffnungen auf den Wiederaufstieg in die Westfalenliga machen, aktuell liegen sie punktgleich mit dem Delbrücker SC an der Spitze der Landesliga-Staffel 1, haben aber die bessere Tordifferenz und zudem ein Spiel weniger bestritten. Nach der Hinrunde, in der die Eintracht jedoch ebenfalls eine Partie weniger auf dem Konto hat als ihr Konkurrent, lag die Rading-Elf einen Punkt hinter Delbrück. Zuletzt war von Vereinsseite zu vernehmen, dass der Verbleib in der Landesliga für den Klub auch kein Desaster sei. Rading würde die Herausforderung dennoch gerne annehmen. "Wenn wir's kriegen können, nehmen wir's gerne mit - weil es eine gute Erfahrung ist. Im Hinblick für die weitere Entwicklung der Jungs wäre das gut", so der Coach.

Fehlende Planungssicherheit 

Schon zuletzt zählte über die Hälfte der Startelf zum jüngeren Jahrgang, mit den Leistungsträgern besteht bereits Einigung im Hinblick auf die kommende Spielzeit. Hinzu kommen einige B-Jugendliche. "Ein paar von ihnen haben Respekt vor der Liga", weiß Rading. Zusätzlich nährt die allgemeine Unsicherheit darüber, wie es weitergeht, Zweifel. Schon vor Corona hatten die Verantwortlichen mit hoch veranlagten externen Neuzugängen gesprochen, doch die warten derzeit ab, was sich in ihren aktuellen Vereinen tut. "Die anderen trifft dieses Problem ja auch. Viele können erst planen, wenn sie Sicherheit haben, wo sie spielen", so Rading. Viele seiner Spieler aus dem älteren Jahrgang haben zum 1. Juli bereits einen Vertrag bei ihrem neuen Verein unterschrieben. Für den einen oder anderen Studenten könnte die Frage, wie es denn nun überhaupt weiter geht, weitreichende Konsequenzen haben. 

Das ist aber nur ein Problem. Jochen Klosa, Jugendobmann bei Borussia Münster, sieht langfristig große Einschnitte für die Jugendabteilungen vieler Vereine voraus. "Dass die Kids derzeit nicht ihrem Hobby nachgehen und soziale Kontakte pflegen können, ist das eine. Aber was ist nach der Krise? Ich glaube, dass es massive Probleme im ehrenamtlichen Bereich geben wird." Seinen Verein sieht er davor allerdings gut gefeit. Nicht zuletzt dank einer "seriösen, langfristigen Planung" sowie eines seitens der Elternschaft forcierten Öffnet externen Link in neuem FensterSpendenclubs droht dem Verein aus Münster keine finanzielle Schieflage. Auch sportlich sind die Aussichten weiter rosig. Entgegen bundesweiter Tendenzen sind vor allem bei den A- und B-Junioren die Mitgliederzahlen erfreulich, Klosa hofft, in der kommenden Spielzeit gleich fünf Teams in diesen beiden Jahrgängen an den Start bringen zu können - doch das ist nur mit vielen engagierten Trainern möglich.

Borussias Jugendtrainer werden weiterhin bezahlt

"Wir haben ein großes Team von positiv Bekloppten", lobt Klosa. Allerdings denkt er in diesen Tagen auch an die vielen Jungtrainer im Verein, die überdies auch noch selbst aktiv spielen. "Viele Schüler werden nach der Krise eine Menge Lernstoff nachholen müssen. Wie viel Zeit bleibt dann noch für den Fußball?" Auch ältere Trainer, die etwa in Kurzarbeit sind, könnten weg brechen. Gerade für sie will der Klub in diesen Tagen da sein. "Wir haben deshalb entschieden, dass wir die Aufwandsentschädigungen für unsere Jugendtrainer ganz normal weiter bezahlen, um sie auch nach der Krise im Ehrenamt zu halten."

Anders verfahren wurde derweil beim 1. FC Gievenbeck. Schon zu Beginn der Krise hat der Verein bei seinen Übungsleitern abgeklopft, ob sie bereit wären, während der spielfreien Zeit auf ihre Bezüge freiwillig zu verzichten. Fast alle stimmten zu. "Das sind ja auch Leute, die teilweise schon über zehn Jahre bei uns im Verein sind und wissen, was los ist. Bei uns geht es da ja hauptsächlich um Punkt- und Siegprämien", betont Abteilungsleiter Christian Wielers. Dank einer großzügigen Spende eines Vaters konnte der Klub zudem die Hälfte der Aufwands-Entschädigungen für April leisten. "Das größte Problem unserer Jugendtrainer ist derzeit eher, dass ihnen langweilig ist und sie die Kinder vermissen." 

Wielers mit viel Lob für Solidarität und Funktionäre

Wielers nimmt in diesen Tagen generell ein hohes Maß an Solidarität und Verständnis wahr - und das nicht nur im verhältnismäßig gut betuchten Stadtteil Gievenbeck. "Wir haben eine sehr intelligente, hilfsbereite Stadt und sowohl im Verband als auch beim Kreis Verantwortliche, die einen sehr guten und ehrlichen Weg gehen", lobt "Lüde". "Wir fühlen uns hier sehr wohl und ich bin froh, dass wir hier und nicht in Bayern leben", kann sich der Gievenbecker einen Seitenhieb nicht verkneifen. "Die Lösungen, die hier auf den Weg gebracht wurden, sind die richtigen. Dass die Kreise die Möglichkeit haben, Aufsteiger zur Bezirksliga zu benennen, bedeutet einen riesigen Mehraufwand. Man hätte es sich auch gemütlich machen können. Da sind vernünftige Menschen am Werk. Das ist beruhigend, denn die Zeiten sind schon schwer genug." 

Schwerwiegende Folgen befürchtet Wielers gar nicht zwingend im Hinblick auf den Spielbetrieb, sondern vielmehr auf sozialer Ebene. Erste Überlegungen, die Sportstätten schrittweise wieder zugänglich zu machen, gibt es derzeit auf politischer Ebene bereits - auch wenn der Wettbewerb noch lange ruhen dürfte. Für den Gievenbecker Vorsitzenden das richtige Signal: "Ich hoffe, dass wir zumindest im Trainingsbetrieb in absehbarer Zeit wieder zu einem Stück Normalität zurückkehren können - zumindest unter Wahrung der Abstandsregeln. Wir vergessen, welche Folgen diese Situation für die Entwicklung der Kleinsten hat. Auf Dauer ist der Kontakt zu anderen Kindern nötig, wenn auch nur auf zwei oder drei Meter Entfernung. Es wird viel Zeit brauchen, gerade Kinder und Jugendliche für die Vorgaben zu sensibilisieren. Ich glaube aber schon, dass eine Lockerung machbar ist."

Dem stimmt tendenziell auch Steinfurts Jugendfßball-Obmann Heinz-Gerhard Hüweler zu. "Bei den Kleineren kann ich mir das durchaus vorstellen - wenn man verantwortungsbewusste Trainer hat. Bei den Größeren sieht das schon ein wenig anders aus. Da habe ich die Befürchtung, dass da nach dem Training schnell wieder die Kiste Bier rausgeholt wird und man sich gemeinsam in die Kabine setzt. Das geht natürlich nicht."

Weitere Themen



Top-Klicker der Kreise
1Krombacher-Pokal MS 2023/24: SV Mauritz - SC Münster 08 16:15 n.E.
(1134 Klicks)
2Kreisliga A ST: Germania Hauenhorst holt sich Alex Bügener vom FCE
(1044 Klicks)
3Kreisliga B1 TE: Dreierwaldes Familie wächst weiter
(556 Klicks)
4Handball-Münsterlandklasse: Quickies, der 22. Spieltag
(256 Klicks)
5Kreisliga A2 AC: Turo Darfeld trennt sich von Christoph Klaas
(205 Klicks)
Top-Klicker der letzten 7 Tage
1 Bezirksliga 12: Die Kobbos regeln ein paar Personalien
» [mehr...] (1.014 Klicks)
2 Bezirksliga 12: SC Greven 09 - Germania Horstmar 2:3
» [mehr...] (629 Klicks)
3 Landesliga 4: Michel Schrick wechselt zu Borussia Münster
» [mehr...] (553 Klicks)
4 Landesliga 4: Matteo Schultewolter zieht's zum FC Epe
» [mehr...] (462 Klicks)
5 Bezirksliga 12: Anschwitzen, der 25. Spieltag
» [mehr...] (457 Klicks)

» Mehr Top-Klicker

Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 24    104:19 65  
2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

» Zur kompletten Tabelle