Querpass
Zu fünft und ohne Kontakt
Von Fabian Renger
(23.04.21) Die Trainingsplätze dürften künftig wohl in den meisten Fällen wieder vor sich hin siechen. Die "Bundes-Notbremse" durchlief am Mittwoch den Bundestag und am Donnerstag den Bundesrat. Das bedeutet: Bereits ab Samstag (24.4.) kommen härtere Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus zum Einsatz. Die Folgen für den Sport sind nun auch schwarz auf weiß nach zu lesen
Wie von uns schon (mehrfach) berichtet, ist bei 7-Tage-Inzidenz-Werten über 100 im Kreis oder in der kreisfreien Stadt zwar Kleingruppentraining noch erlaubt - allerdings mit erheblichen Einschränkungen. Bislang war in NRW bei Ü100-Inzidenzen Kontaktsport für bis zu 14-Jährige in immerhin Zehnergruppen auch mit Kontakt erlaubt. Doch das ändert sich nun.
Ab dem 24. April gilt in Ü100-Gebieten:
Kinder bis 14 Jahre dürfen draußen maximal zu fünft kontaktfrei Sport machen.
Alle Menschen ab 14 Jahren dürfen draußen kontaktlosen Individualsport nur alleine, zu zweit oder mit Angehörigen des eigenen Haushalts ausüben.
Alleiniges Joggen z.B. ist trotz der ab 22 Uhr eintretenden Ausgangsbeschränkung bis Mitternacht erlaubt.
Diese Regeln treten in Kraft, sobald im Kreis oder der kreisfreien Stadt die 7-Tages-Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen über 100 liegt. Nach fünf Werktagen unter 100 gelten wieder die jeweiligen Landesregeln.
In NRW lagen nach Angaben des Robert Koch-Institutes (RKI) am Freitag bloß die Kreise Coesfeld (92,9) und Höxter (73,4) unter einer 100er-Inzidenz.
Für Unverständnis sorgen die bundeseinheitlichen Regeln unterdessen bei den Verbänden. "Das ist keineswegs der erhoffte und in unseren Augen längst überfällige Schritt in die richtige Richtung. Das Gegenteil ist der Fall", sagt zum Beispiel Dr. Rainer Koch, der beim DFB für den Amateurfußball zuständige Vizepräsident, auf der Verbands-Homepage. "Bis heute kann niemand erklären, warum in der Schule getestete Kinder nicht auch am Nachmittag gemeinsam unter Aufsicht und unter Einhaltung der etablierten Hygienekonzepte trainieren dürfen."
Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, äußerte sich ebenfalls kritisch: "Nach einem Jahr verordneter Bewegungslosigkeit tut jede neue Form von Einschränkung richtig weh. Denn unsere 90.000 Vereine hoffen seit Monaten vergeblich endlich wieder auf mehr Normalität. Die Einschränkungen belasten Körper, Seele und Geist bei den Kindern genauso wie bei den Senioren und allen Altersgruppen im Erwachsenen-Bereich." Er plädiere für eine differenzierter Bewertung der jeweiligen Situationen und Lösungen mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl.
Auch die Politik war eigentlich nicht glücklich mit dem Ganzen. „Wir hätten auch statt fünf zehn reingeschrieben ins Gesetz. Wir hätten auch altersunabhängig und Inzidenz-unabhängig Sporttreiben ermöglicht. Das ist aus unserer Sicht alles unproblematisch", sagte Mahmut Özdemir, der sportpolitische Sprecher der SPD, dem Deutschlandfunk. Die Grünen hätten ebenfalls für Zehnergruppen plädiert, ist dort zu lesen. Die Linken bezeichneten den Bundesnotbremsen-Schritt als halbherzig, die FDP hatte sich unterdessen für Teststrategien auch beim Sport eingesetzt. „Wir sind in einer Situation, wo wir staatlichen Schutz für Leben und Gesundheit nach vorne stellen müssen. Das mag für den einen oder anderen unverständlich sein. Aber es muss als Teil des Großen Ganzen akzeptiert werden", sagte derweil Eberhard Gienger, der sportpolitische Sprecher der Unions-Fraktion.