Fußball am Zuckerhut

Von Helena Wilmer 

(06.07.20) In unserer Serie „Einmal um die Welt“ sprechen wir mit Spielerinnen aus dem Münsterland, die schonmal im Ausland gespielt haben. Sie erzählen uns von ihren Erfahrungen und vergleichen ihre Eindrücke auch mit dem deutschen Fußball.

Mayra Häder ist nach neun Jahren am Zuckerhut wieder frisch zurück in Münster – und hat sich mit als erstes um einen neuen Verein gekümmert. Corona kam ihr zwar in die Quere, direkt wieder durchstarten zu können, ab der kommenden Saison wird sie aber für die Frauen von BW Aasee auflaufen. Dort, wo sie schon vor ihrer langen Reise nach Brasilien bei den Jungs mitkickte.

Wo hast du im Ausland gespielt und warum warst du dort?

Ich bin 2011 nach Rio in Brasilien gezogen, weil mein Papa dort eine Stelle als Lehrer an einer deutschen Schule angenommen hat. Jetzt habe ist fast neun Jahre dort gelebt und bin im März zurück gekommen, da ich hier eine Ausbildung zur Physiotherapeutin anfange. Mit Corona war es zwar nicht der leichteste Start, aber es ist schön, wieder in Münster zu sein.

Warum wolltest du auch im Ausland spielen?

Mir war klar, dass ich unbedingt auch in Brasilien spielen wollte. Ich wusste nämlich auch, wenn ich irgendwann wieder zurück nach Deutschland komme, muss ich auf einem vernünftigen Niveau sein, um mithalten zu können. Ich bin noch an unserem Ankunftstag direkt zum Strand gelaufen, um mir eine Mannschaft zu suchen. Dann habe ich erst Beachsoccer ausprobiert, was mir aber nicht so gut gefallen hat. Nach einem Jahr in einem Verein, bin ich in einen Sportclub gegangen, wo wir, nicht wie hier elf gegen elf, sondern immer fünf gegen fünf gespielt haben.

Waren noch andere ausländische Spielerinnen dabei?

Am Anfang waren noch drei weitere Mädels von meiner deutschen Schule dabei, später aber nur noch eine aus Holland und ein Mädchen aus Venezuela. Allgemein waren wir aber eine bunte Mischung, da viele Eltern hatten, die aus dem Ausland kamen.

Ist der Frauenfußball dort gut vertreten?

Es war schon schwer ein Team zu finden, da hatte ich Glück. Wir haben aber fast nie andere Mannschaften gefunden, die gegen uns spielen und wenn, waren die Spielerinnen meist schon erwachsen und haben im Team ihrer Unis gespielt und das war gegen uns, wo wir noch 13/14 waren oft nicht fair natürlich. Aber seit 2018 muss jedes Männerteam, was in der ersten Liga in Brasilien spielt auch ein Frauenteam stellen und seitdem gibt es viel mehr Möglichkeiten für Mädchen, da das Angebot jetzt mehr und mehr wächst.

Wie ist das Fußballsystem dort aufgebaut?

An eine Meisterschaft war überhaupt nicht zu denken, da es dafür viel zu wenige Mannschaften gab. Wir haben eigentlich immer nur trainiert und hatten vielleicht ein bis zwei Spiele im Jahr. Auch haben wir immer versucht, Turniere zu organisieren, aber auch das war selten und wenn, dann nur mit wenigen Mannschaften. Am Anfang war das natürlich gut zum reinkommen, aber irgendwann hätte man natürlich schon öfter auch gerne gespielt, um auch ein gewisses Niveau zu bekommen, denn so war das Training oft auch nur mehr zum Spaß.