Querpass: Frauen-Westfalenliga
Irgendwo auf dem Mittelmeer
Von Theresa van den Berg
(27.11.20) Freud und Leid liegen oft nah beieinander - genauer gesagt 25 Kilometer. Denn diese Entfernung trennen die Mannschaften von Wacker Mecklenbeck und dem BSV Ostbevern. Tabellarisch ist das schon etwas mehr. Während die Mädels von der Egelshove nach sechs Spieltagen auf Rang Zwei stehen, kämpfen die Ostbeverinnen gegen den Abstieg. Mal wieder kann man da schon sagen, ist die untere Tabellenregion beim BSV doch längst zur Gewohnheit geworden.
Das wusste auch Björn Kirchgessner vor der Saison - und trotzdem hat er das Amt des Trainers angenommen. Es ist sein erstes im Seniorenbereich, was er sich so definitiv nicht vorgestellt hat. "Ich bin überhaupt noch nicht angekommen", hat auch er mit der aktuellen Situation zu kämpfen. "Ich bin unter extremen und anderen Bedingungen als normal gestartet. Das hat die Arbeit mit der Mannschaft im Detail, genaue Analysen mit allen zusammen natürlich schwierig gemacht. Und auch Teamabende im Sommer oder das Sechs-Tage-Rennen mussten ausfallen. Schade, wenn man bedenkt, dass ich ganz andere Ideen hatte."
Die Klasse ist das Ziel
Fußball spielen konnte der BSV trotzdem. Das hat mal mehr, mal weniger gut geklappt. Gegen Emsdetten und den SC Wiedenbrück gab's einen Dreier, ansonsten verließ Ostbevern vier Mal als Verlierer den Platz. Aber auch dem 0:3 gegen Mecklenbeck konnte Kirchgessner etwas abgewinnen. "Wir haben bis zur 60. Minute die Null gehalten. Klar, Wacker war besser, aber wenn wir in Zukunft in solchen Situationen andere Lösungen finden, können wir auch mal überraschen." In der Summe macht das Rang Zwölf und dank des besseren Torverhältnisses den ersten Nicht-Abstiegsplatz. Wenn es dabei bleiben und sein Team am Ende die Klasse halten würde, wäre Kirchgessner zufrieden.
Zweifel daran, dass das klappt, hat der Coach keine. "Natürlich bleiben wir drin." Dafür sollen Kapitänin Laura Rieping und der Rest der Mannschaft sorgen. Die Marschroute für die Saison ist jedoch eine andere. "Wir wollen weniger Tore kassieren als noch in der Vergangenheit." Ist das geglückt? Naja, die Sechzehn Gegentore sagen etwas anderes, das weiß auch der Trainer. "Trotzdem bin ich mit der Entwicklung zufrieden." Weiterarbeiten kann der Coach momentan nicht. Auf der faulen Haut liegen seine Mädels aber selbstverständlich nicht. Im Gegenteil - lauftechnisch sind die Ostbeverinnen zurzeit irgendwo auf dem Mittelmeer anzutreffen. "Da die Mannschaftsfahrt nach Mallorca ausfällt, haben wir uns das Ziel gesetzt, die Kilometer bis dorthin zu laufen." So kann man die Truppe natürlich auch motivieren.
Sehr guter Start in Mecklenbeck
Joggen, davon hat man in Mecklenbeck auch schon gehört. "Einen richtigen Trainingsplan gibt es allerdings erst, wenn wir wissen, wann es wieder losgeht." Trainer Daniel Vedadi ist es wichtig, ein Ziel zu haben, auf das man hinarbeiten kann, "sonst kommt man schnell an einen Punkt, an dem man keinen Bock mehr hat." Ein Ziel, was die Saison angeht, hat er natürlich auch. "Die Top Vier soll es am Ende sein, so ambitioniert sind wir." Das können die Mecklenbeckerinnen, die nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer aus Freudenberg stehen, auch sein.
Die Bilanz von vier Siegen und zwei Unentschieden gegen Rhade und Donop-Voßheide kann sich sehen lassen. "Gegen Rhade hat man gesehen, dass wir mit den Top-Mannschaften der Liga mithalten können", freut sich der Coach. Und auch beim 1:0-Sieg im Westfalenpokal gegen Hauenhorst zeigte sein Team, was es kann. "Das war schon ein geiles Spiel, in dem wir die letzten 20 Minuten in Unterzahl mit Emotionen und Leidenschaft verteidigt haben."
Dank welcher Philosophie Vedadi & Co jetzt da stehen, wo sie stehen, welcher Verein außerdem ein Wörtchen im Kampf um den Aufstieg mitzureden hat und was sich die Trainer für den Rest der Saison wünschen, das könnt ihr am Sonntag im zweiten Teil lesen.