Querpass
Landesverbände ringen um die Saisonfortsetzung
Von Christian Lehmann
(24.02.21) Inzwischen ist es ja fast schon Tradition geworden, dass wir uns auch in anderen Landesverbänden umsehen und schauen, wie diese mit dem Spielbetrieb unter der Last der Corona-Pandemie umgehen. Während der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen weiter auf eine baldige Saisonfortsetzung hofft und zumindest 50 Prozent der Spiele in allen Ligen "durchpeitschen" will, steht die Saisonfortsetzung andernorts komplett auf der Kippe. Es gibt zum Teil aber auch komplett andere Ansätze, wie mit der Ausnahme-Situation umgegangen wird. Wir haben anhand von drei Beispielen herausgearbeitet, wie unterschiedlich die Verbände planen.
Eigentlich wollte der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) am heutigen Mittwoch bei seiner zweiten ordentlichen Präsidiumssitzung darüber beraten, ob die Saison 2020/21 abgebrochen wird. Zuletzt hatten sich vor allem die Vereine der Oberliga-Westfalen in einer vom Verband initiierten Meinungsumfrage mit einer klaren Mehrheit (16:2) für einen Abbruch ausgesprochen. Weil jedoch das Meinungsbild in den untergeordneten Ligen differenzierter ausgefallen war und man zunächst die Bund-Länder-Beratungen Anfang März abwarten wolle, wurde eine finale Entscheidung vertagt. "Es gibt einfach so viele offene Fragen, wo wir aktuell keine Antworten darauf haben. Dann kann man immer noch kurzfristig zusammenkommen und auf dieser Basis entscheiden", erklärte SHFV-Präsidiumsmitglied Klaus Schneider. Gibt es bis Mitte März keine wesentlichen Lockerungen, soll die Saison abgebrochen werden.
Fest entschlossen, eine sportliche Wertung der Saison herbeizuführen, ist derweil der Württembergische Fußballverband (WFV). Er plant, bis zum 20. Juni alle Vorrunden zur Ermittlung direkter Auf- und Absteiger abgeschlossen zu haben, um im Anschluss Relegationsspiele auszutragen. Die Voraussetzung ist, dass die Verfügungslage die Wiederaufnahme des Spielbetriebs spätestens zum 9. Mai 2021 zulässt. Der WFV hat mit einer Änderung in der Spielordnung allerdings den Spielraum noch ein wenig erweitert. Diese besagt, dass eine Wertung der Vorrunde nach der Quotientenregel bereits möglich ist, wenn mindestens 75 Prozent aller Mannschaften einer Staffel alle Vorrundenspiele absolviert haben. "Unsere zentrale Aufgabe als Interessensvertreter unserer Vereine ist es, den sportlichen Wettbewerb bestmöglich zu organisieren. Mit dem gefassten Beschluss haben wir die Grundlage für eine sportliche Entscheidung in der laufenden Saison geschaffen", erklärte WFV-Präsident Matthias Schöck den Beschluss, der für alle drei baden-württembergischen Fußballverbände gelten soll.
Einen gänzlich anderen Weg als alle anderen Verbände ist der Bayerische Fußballverband (BFV) bereits zu Beginn der Pandemie vor knapp einem Jahr gegangen. Im Süden der Republik entschloss man sich nämlich dazu, die Saison 2019/20 NICHT abzubrechen, sondern das Spieljahr bis zum Sommer 2021 auszuweiten. Doch selbst für die komplette Abwicklung der Saison 2019/21 wird es mittlerweile eng - trotz einer jüngst beschlossenen Änderung der Spielordnung, die Partien im Zwei-Tages-Rhythmus möglich macht. Vor dem Hintergrund, dass es im vergangenen Sommer Monate gedauert hat, ehe ein geordneter Spielbetrieb wieder möglich war, ist ein Abbruch nicht auszuschließen, zumal die Zwei-Jahres-Saison gemäß der Planungen des Verbandes im Juni 2021 enden soll, um nicht auch noch das kommende Spieljahr zu beeinträchtigen. Besonders prekär ist die Situation in der Regionalliga Bayern, die anders als die hiesige Regionalliga West seit Monaten im Winterschlaf feststeckt. Eine Saisonwertung nach der Quotientenregel wäre hier zwar möglich, die Anwärter auf den Aufstieg zur 3. Liga müssten dann aber eine Relegation aus der "kalten Hose" spielen.