Vier Modellregionen im Heimspiel-Land - was heißt das für den Sport?

Von Christian Lehmann

(09.04.21) Es waren schon bahnbrechende Neuigkeiten, die da am Freitagmittag aus Düsseldorf rüber schwappten. Die Städte Münster und Ahaus sowie die Kreise Coesfeld und Warendorf zählen zum erlauchten Kreis der Regionen, die das Land NRW als Modellregionen für vorsichtige Corona-Lockerungen auserkoren hat. Das gab Andreas Pinkwart, NRW-Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, bekannt. 46 Kreise und Städte hatten sich beworben, sechs von ihnen dürfen am 19. April starten. Eine Woche später könnten weitere acht folgen, darunter etwa die Städte Essen, Hamm und Köln.

Umfangreiche Testmöglichkeiten, digitale Nachverfolgung und eine wissenschaftliche Begleitung der Projekte sollen es ermöglichen, dass die Bereiche Kultur, Sport, Freizeit und Gastronomie wieder zum Leben erweckt werden. Voraussetzung ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner in der betroffenen Region stabil unter 100 liegt. In Münster (56,5) und Ahaus (33) sieht's ganz gut aus, in Coesfeld (86,6) und Warendorf (89,6) könnte es bis zum geplanten Start in zehn Tagen schon knapper werden. Abgebrochen wird, sofern die Sieben-Tage-Inzidenz an sieben aufeinanderfolgenden Tagen mehr als 100 beträgt - es sei denn, der Projektträger lege schlüssig dar, dass das Vorhaben nicht entscheidend zum Anstieg beigetragen hat. Auch ein aus Berlin gesteuerter bundesweiter harter Lockdown könnte natürlich Einfluss haben.    

In seiner Mitteilung schreibt das Ministerium: "Die Städte und Kreise werden in den kommenden Tagen über die nächsten Schritte informiert, die Ausgestaltung der Projekte und der genaue Startzeitpunkt werden zwischen Land und Kommune intensiv abgestimmt." Ergänzend werden die Vorhaben in den verschiedenen Regionen kurz angerissen:

Stadt Ahaus

Die Stadt plant Öffnungen z.B. im Einzelhandel oder der Außengastronomie in abgrenzbaren Bereichen der Innenstadt und setzt hier auf digitale Einlasskontrollen.

Nachbarkreise Coesfeld und Warendorf

Der Kreis Coesfeld konzipiert Projekte in den Lebensbereichen Sport, Kultur und Außengastronomie, der Kreis Warendorf u.a. in Einzelhandel, sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen. Die wissenschaftliche Begleitung führt ein Team aus Medizinern und IT-Experten.

Stadt Münster

Geplant sind digitale, pandemiesichere Konzepte für Zuschauerveranstaltungen in Sport und Kultur. Außerdem soll ein „Digitaler Biergarten“ entstehen.

Uns beschäftigt natürlich vor allem die Frage, was das alles für den (Amateur-)Sport bedeutet. In der Domstadt erhöhen sich nun die Chancen, dass bald auch wieder Fans zu den Heimspielen des SC Preußen Münster in der Fußball-Regionalliga zugelassen werden könnten. Der Verein bereitet im Hintergrund bereits seit mehreren Wochen eine Rückkehr von Zuschauern vor und testete mit Mitarbeitern und Medienvertretern bereits seit dem Spiel gegen den Bonner SC die Kontaktnachverfolgung mit der Luca-App. Künftig wird zudem ein negativer, von Fachpersonal durchgeführter und beurkundeter Corona-Schnelltest vorausgesetzt. Einen Testlauf gab es bereits am vergangenen Mittwoch beim Spitzenspiel gegen die U23 von Borussia Dortmund. "Dies ist Teil eines umfassenden und mit der Stadt Münster angestimmten Spieltagskonzeptes, das uns bestmöglich auf eine eventuelle Zuschauerrückkehr vorbereiten soll", schreibt der Verein.

Womöglich kann auch der Breitensport auf Lockerungen im Trainingsbetrieb hoffen - in Absprache mit der zuständigen Kommune. Unsere Anfrage an das Sportamt Münster hierzu blieb bisher noch unbeantwortet. Neue Perspektiven für den Spielbetrieb im Amateurfußball sieht Norbert Krevert, Vorsitzender des Fußballkreises Münster, derweil nicht: "Ich habe die Nachricht auch überflogen, das ist jetzt alles noch zu frisch. Jeder Schritt zurück zur Normalität ist ein guter Schritt, aber wir sollten Vorsicht walten lassen. Wir haben aber schon klar gemacht, dass wir keine Testpflicht einführen werden, um den Spielbetrieb zu Ende zu führen." Er gab zu bedenken, dass auch Vereine aus den Kreisen Unna (Werner SC, SG Selm) oder Steinfurt (SC Greven 09, TuS Altenberge) dem Fußballkreis Münster angehören, die keine Modellregionen sind. "Wir können den Ligabetrieb nicht nur für einen erlauchten Kreis durchführen, sondern müssen saubere Lösungen finden, die für alle vertretbar sind."         

Vorsichtig verhalten reagierte auch Münsters Bürgermeister Markus Lewe im Interview mit Antenne Münster: "Jubeln kann im Moment niemand, denn wir sind immer noch in der dritten Welle. Es ist ein schönes Zeichen, dass wir voranschreiten können. Diejenigen, die jetzt die Köpfe schütteln, können aber sicher sein, dass der Gesundheitsschutz absoluten Vorrang haben wird." Ebenso wie er ging auch der Kreis Coesfeld noch nicht ins Detail, in welchen Bereichen Lockerungen erfolgen könnten. Auf Nachfrage der Ruhr Nachrichten heißt es von der Pressestelle des Kreises: "Wir müssen jetzt erstmal mit den Städten und Kommunen aus unserem Kreis festlegen, wie wir damit umgehen und was möglich ist. Erstmal sind wir froh, dass wir zu den Modellregionen gehören." Im Kreis Warendorf weiß man derweil schon ein klein wenig mehr - so könnte etwa das Handball-Leistungszentrum der Ahlener SG öffnen.