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Querpass

Die 50 Prozent-Frage und ihre Tücken


Von Fabian Renger

(25.11.20) Wir müssen die 50 Prozent-Frage stellen! Seit Saisonbeginn gibt's Öffnet externen Link in neuem Fensterin der Spielordnung des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV), auch für den Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) maßgeblich, eben jenen 50 Prozent-Passus. Um Corona-Unwägbarkeiten vorzubeugen, geisterte seitdem folgender Mythos durch's Fußball-Land: Jeder muss einmal gegen jeden gespielt haben, damit die Saison schlussendlich gewertet werden kann. 50 Prozent der Spiele eben. Anders gesagt: Die Hinrunde muss abgeschlossen sein für eine Saisonwertung.  Sollte dies nicht möglich sein, müsste die Saison annulliert werden. Doch ist das wirklich so?

Ein Blick in den entscheidenden  "§ 41 Spielwertung" des Spielordnungs-Pamphlets bringt die erleuchtende Erkenntnis: Nö, eigentlich ist das tatsächlich nicht so.

Das sagt die Spielordnung

Zunächst steht dort folgendes:"Können aufgrund der Coronavirus-Pandemie weniger als 50 % der Spiele einer Gruppe durchgeführt werden, bleibt das Spieljahr ohne Wertung. Es gibt keine Meister, Auf- oder Absteiger. Zurückziehungen werden berücksichtigt. " Sprich: Kommt es zu weniger als 50 Prozent der Spielen, war die ganze Saison für die Katz. So viel war bekannt.

Aber dann kommt folgender Absatz:"Kann aufgrund der Coronavirus-Pandemie das Spieljahr nicht beendet werden, sind aber mindestens 50 % der Spiele einer Gruppe durchgeführt, so entscheidet der Tabellenstand unter Anwendung einer Quotientenregelung über Meister, Auf- und Absteiger." Soso. 50 Prozent der Spiele einer Gruppe. Keine Rede von einer Hinserie, keine Rede von jeder gegen jeden. Ja, watt denn nu?!?!

Das sagt Schnippe

Wir wollten es genauer wissen und fragten bei unseren Kreis-Experten nach. Gerhard Rühlow, unter anderem Staffelleiter der Landesliga 4 und Fußballobmann des Fußballkreises Steinfurt, erkundigte sich umgehend bei seinem Chef. Hans-Dieter Schnippe ist schließlich nicht nur Kreisvorsitzender in Steinfurt, sondern auch Mitglied des Verbands-Fußball-Ausschusses (VFA) des FLVW. Der muss ja weiter wissen. Und er weiß weiter.

Schnippe antwortete Rühlow:"Wenigstens die Hinrunde von allen Mannschaften komplett gespielt zu haben, wäre der Idealfall und würde die Wahrscheinlichkeit und Möglichkeit, dass ein Verein rechtliche Schritte einleitetet, auf null gehen lassen." 

Der Idealfall, ja. Mehr aber auch nicht, denn Schnippes Antwort geht weiter:"Die in der Satzung verankerten 50 Prozent aber meinen ursprünglich nicht die 'Halbzeit', sondern meinen, dass 50 Prozent der eigentlich zu spielenden Partien absolviert sein müssen. Zum Beispiel hat eine 16er-Staffel 240 Spiele auszutragen. Nach der Summe von 120 Spielen könnte abgebrochen werden. Bei Ungleichheit der Zahl von durchgeführten Spielen - womit garantiert zu rechnen ist - wird der Quotient angewendet." 

Das sagt Schnieders

Übersetzt heißt das: Es ist wumpe, wie oft Mannschaft X und Mannschaft Y in der Saison aufgelaufen sind. Wichtig ist, dass die Gesamtzahl aller ausgetragenen Spiele einer Liga mindestens 50 Prozent des geplanten Ligasolls ergibt. Eine komplett gespielte Hinrunde sei damit nicht zwingend nötig für eine Saisonwertung, bestätigte jüngst auch Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball im FLVW, Öffnet externen Link in neuem Fensterden Ruhrnachrichten. Es sei also egal, wie häufig eine einzelne Mannschaft gespielt habe, so Schnieders weiter in dem RN-Artikel.

Den Hintergrund lieferte er gleich mit:"Ansonsten könnten Vereine doch eine ganze Saison platzen lassen. Liegen sie vielleicht einen Spieltag vor Ende auf einem Abstiegsplatz und es fehlt noch ein Spiel, damit das Team komplett hat, dann..." Dann habe Schnieders abgebrochen mit den Nachsatz, dass er seine Vereine doch kenne. 

Sinn oder Unsinn? Sportlich fair?

Aber ergibt das Sinn? In den überkreislichen Ligen, wo Mannschaften jetzt bereits teilweise vier oder mehr Spiele hinterher hinken, möglicherweise. Oder in der Mammut-Oberliga mit 40 Spieltagen. Aber ist das alles sportlich fair? 

Helmut Hettwer, Vorsitzender des Fußballkreises Tecklenburg, findet das nicht und bringt auf Heimspiel-Anfrage ein einfaches Beispiel:"Das wäre ja eine totale Wettbewerbsverzerrung, wenn die ausgefallenen Spiele für einen Verein gegen die Top fünf wären und die anderen haben sich gegen die alle ihre Packungen geholt." In seinem Kreis und auch im Kreis Münster gelte daher das Credo: Hinrunde first! Schnippe gibt zudem zu bedenken, dass auch rechtliche Schritte denkbar seien:"Ein Verein könnte sagen, dass seine beiden Spiele gegen den äußerst schwachen Tabellenletzten ausgefallen sind und er somit die sechs Punkte, die zum Klassenerhalt oder zum Aufstieg nötig gewesen wären, nicht erspielen konnte."

Sie bleibt weiter ein heißes Eisen, die 50-Prozent-Frage.

Das machen die Kreise Tecklenburg und Münster

Kreis Tecklenburg

Kreis-Chef Hettwer stellt klar:"Es muss schon so sein, dass eine Hinserie komplett gespielt werden muss - mit den Nachholspielen! Das wird unser Ziel im Kreis Tecklenburg sein. Wir möchten es in jedem Fall versuchen." Schnieders' Sorgen, dass die Clubs Schindluder betreiben, hat er nicht:"Ich glaube schon, dass jeder Verein da mitziehen wird." Wie genau die Konstrukte und Pläne dann aussehen, ob es in der A-Liga eventuell doch noch zur geplanten Meister- und Abstiegsrunde kommen könnte, müsse man einfach abwarten. In die Glaskugel gucken will Hettwer nicht. Schließlich weiß noch niemand, wann es weitergeht.

Kreis Münster

Auch drüben im Kreis Münster weiß das freilich noch niemand. Helmut Thihatmar, Vorsitzender des Kreisfußballausschusses, berichtet aber, dass der Kreis bereits fertige Pläne in seiner Schublade liegen habe. "Es muss jeder einmal gegen jeden gespielt haben", sagt Thihatmar. "Das sind dann 50 Prozent." Wie das funktionieren soll, ist auch schon klar. "Wir werden mit dem Spieltag wieder anfangen, als es zu Ende ging."

Heißt: Die Partien, die am 8.11. hätten ausgetragen werden müssen, sind die ersten. Etwaige Nachholspiele würden peu á peu eingestreut. Ziel: Bis zum Ende der Hinserie haben alle Teams die selbe Anzahl an Spielen. Erst dann könne man eventuell mit einer wie auch immer gearteten Rückserie starten. Kann die Hinserie denn komplikationsfrei zu einem Ende gebracht werden? "Ich sehe bei uns keine Probleme", sagt er und verweist unter anderem auf die drei relativ kleinen A-Ligen mit maximal 13 Teams. Und auch auf die niedrige Zahl an ausstehenden Nachholspielen, die tatsächlich recht leicht nachzuholen scheinen. Hier mal ein kleiner Überblick.

Offene Nachholspiele, Herren-Kreisligen, Kreis Münster:

Kreisliga A1: 1 Nachholspiel
Kreisliga A2: 2
Kreisliga A3: 0
Kreisliga B1: 2
Kreisliga B2: 7
Kreisliga B3: 6
Kreisliga C1: 0
Kreisliga C2: 0
Kreisliga C3: 1
Kreisliga C4: 3

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Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 24    104:19 65  
2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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