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Querpass

Luca Kersting, Torwart des Steinfurter B-Ligisten SG Elte, hielt die vergangenen sechs Elfmeter!

Schau mir noch einmal in die Augen...


Von Fabian Renger

(13.11.20) Gleich nach der Frage, ob die Erde eine Scheibe oder eine Kugel ist, kommt die Frage nach dem Geheimnis des Elfmetertötens. Zumal es ja einige Torhüter gibt, die einen Elfmeter scheinbar mit der Mütze fangen. Zwei Beispiele: Luca Kersting vom Steinfurter B-Ligisten SG Elte hat die vergangenen sechs Pflichtspiel-Elfmeter alle pariert. Sein Landesliga-Pendant Christoph Hunnewinkel vom BSV Roxel wehrte die vergangenen fünf Strafstöße auf seine Bude ab. Wir haben uns gefragt, wie um alles in der Welt das funktioniert. Vorweg: Ein Patenzrezept gibt's nicht. Aber es gibt einige gute Wege zum Ziel.

Hunnewinkel setzt auch auf Pychospielchen. "Man versucht schon, den Schützen rauszuholen aus seiner Phase der Konzentration", sagt er. Dann geht er zum Elfmeterpunkt und schnappt sich nochmal den Ball, nimmt den auch mal mit zum Tor und rollt ihn dann zurück. "Die Schützen sind grundsätzlich nervöser als ich", weiß auch Kersting. Den Kontrahenten zumindest ein bisschen aus der Fassung zu bekommen, sei förderlich.

Handschuhe aus und ab dafür

Heimspiel-Mitarbeiter Tino Wermeling hat zu diesem Thema auch einiges zu erzählen. Als Torwart war er einst u.a. für den SCB Viktoria Köln (heute FC Viktoria Köln) in der Verbands- und Oberliga  am Ball, bei GW Rheine war er einst beispielsweise Torwarttrainer. "Ich habe mal bei einem Elfmeterschießen in einem Vorbereitungsturnier vor dem entscheidenden Elfmeter demonstrativ die Torwarthandschuhe ausgezogen und zum Schützen gesagt: Die brauche ich nicht mehr, ist eh gleich vorbei und festhalten muss ich die Kugel ja auch nicht", erzählt Wermeling. Hat funktioniert. Wermeling hielt den Versuch seinerzeit.

Eine Aktion, die sich aber natürlich nicht ohne Weiteres auf ein normales Ligaspiel übertragen lässt. Was hilft hier? "Man guckt, wie der Schütze anläuft und entscheidet sich dann", sagt Thorsten Berlage, früher beim Bezirksligisten TuS Recke als Schnapper aktiv und dort inzwischen Torwarttrainer. Berlage rät Torhütern, vor allem länger stehen zu bleiben. Richtig gute Schützen verzögern schließlich gerne den Anlauf, um zu sehen, wohin sich der Keeper bewegt, um ihn dann zu verladen. "Es gibt auch Schützen, die gucken in die eine Ecke und schießen dann in die andere", sagt Berlage. Hunnewinkel nickt. Der Trick mit der Geduld helfe, den Gegner müsse man lange beobachten. "Dann hat man schon eine Vorahnung. Du musst aber auch das Timing dafür haben. Es gibt viele Sachen", sagt der 30-Jährige.

Sichere Beute: Christoph Hunnewinkel ist Tormann des BSV Roxel in der Landesliga und auch dort eine Bank, was Elfmeter angeht. Immerhin die vergangenen fünf packte er sich allesamt.

Kersting achtet zum Beispiel genau auf die Körperhaltung und auch wie die Füße zum Ball stehen. Auch der Fuß des Schützen kann helfen, wie Wermeling berichtet:"Was mir als Torwarttrainer in den unteren Spielklassen aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass statistisch gesehen mehr Elfmeterschützen den Ball entgegengesetzt zum Fuß schießen. Der Rechtsfuß schießt nach links ins Eck und ein Linksfuß nach rechts." Eine Faustformel, die freilich nicht immer funktioniere, aber immer öfters. Sein Schnapper Robin Gäbelein bei GW Rheine hätte damals so eine Reihe an Elfern aus dem Netz gefischt oder wenigstens die richtige Ecke geahnt. Auch, so Wermeling weiter, sei es nicht unwichtig, dem Schützen im Zuge des Anlaufs tief in die Augen zu schauen. "In niedrigeren Spielklassen verraten sich manche Schützen durch einen Blick in die Schussrichtung."

Es gibt also durchaus Momente, wo sich ein Schütze verrät. Beim Hinlegen des Balles beispielsweise. Aber auch das klappt nicht immer. Je höher die Spielklasse desto mehr spielen die Akteure mit den Keepern, um in die Irre zu führen. "Deswegen habe ich gerne eine Auftaktbewegung vorgetäuscht und bin dann entgegengesetzt gesprungen", sagt Wermeling.

Zwischen Bauchgefühl und Information

Für ihn waren Elfmeter eher Gefühlssache. Für Hunnewinkel ebenfalls. "Momentan habe ich das Glück auf meiner Seite", sagt Roxels Goalie, der eher aufs Bauchgefühl und Intuition setzt. Kersting hingegen geht anders an die Sache heran. Vor knapp zwei Jahren begann seine aktuelle Erfolgsserie. Gegen Vargin Der vom SC Reckenfeld, wenn ihn nicht alles täuscht. "Da war's hauptsächlich schon Glück", erinnert er sich. Und heute? "Schon ein bisschen Instinkt und Spielerkenntnis." Videos, Spielberichte in den Medien, Spielbesuche. "Da gucke ich mir schon was ab. Sowas kann ich mir ganz gut merken", sagt er. Und sonst habe er so manches Betriebsgeheimnis.

Ewig weitergehen wird seine Serie aber wohl nicht. Da hilft auch die beste Vorbereitung auf lange Sicht nicht. Dazu, das haben wir jetzt auch gelernt, spielen zu viele Faktoren eine Rolle. Auch ein Christoph Hunnewinkel ist auf Lebenszeit nicht unbewzingbar. Im Training hat er mit Marcel Parras aus dem BSV-Trainerteam beispielsweise einen Übergegner, gegen den er nicht anstinken kann. "Der hat sogar fünf von fünf reingemacht", sagt Hunnewinkel lachend. Und das nicht nur einmal. "Wenn wir das nächste Mal Training haben, muss ich das wieder revidieren..." 

Butter bei die Fische

Thorsten Berlage ist heute 38 Jahre jung und Torwarttrainer des TuS Recke. Dort war er früher Schnapper, dieses Bild stammt aus der Saison 2014/15. Er galt seinerzeit vor allem als guter Elfmeterschütze.

Butter bei die Fische

Doch wie ist das eigentlich, wenn man als Keeper selbst mal gefragt ist als Schütze? Kersting, am Fuß definitiv ein guter Vertreter seines Fachs, überlässt lieber anderen den Vortritt. "Ich bin mit einer der schlechtesten Schützen hier im Kreis und froh, dass ich die nur halten muss", sagt er lachend. Der 38-jährige Berlage hingegen war während seiner Laufbahn als Elfmeterspezialist bekannt. "Meine beliebte Ecke war unten links", erzählt er heute. Während des Provinzial-Cups in Recke fiel er früher als Hans-Jörg Butt 2.0 auf und so sei er dann schließlich mehr und mehr in die Rolle des Schützen geschlüpft. Oft traf er. Und wenn nicht? "Dann musste ich schnell werden", sagt er lachend. Hunnewinkel hat da übrigens auch nichts gegen einzuwenden. Ab und an butzte er mal - allerdings nur bei diversen Turnieren. Das sei schon länger her. "Ich mute mir schon das zu", sagt er. "Das müsste ich mal dem Trainer sagen..." Ist hiermit geschehen.;-)

Tino Wermeling kennt er ihr inzwischen vor allem so: Als unseren rasenden Kamera-Reporter. Früher stand er aber auch immerhin u.a. in der Oberliga im Kasten.

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3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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