Querpass
Regionalligen ringen mit dem Abbruch
Von Christian Lehmann
(25.03.21) Die steigenden Inzidenzzahlen und die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz haben auch auf die vierthöchste deutschen Spielklasse massive Auswirkungen. Während die Regionalliga West (u.a. mit Preußen Münster, den Sportfreunden Lotte und Rot-Weiß Ahlen) und die Regionalliga Südwest mithilfe regelmäßiger Testungen und aufwändiger Hygienekonzepte vor leeren Rängen in den Saisonendspurt gehen, ruht in der Nord- und der Nordost-Staffel seit Monaten die Murmel. Zuletzt rangen beide Spielklassen mit einem Saison-Abbruch. Noch verworrener ist die Lage im Süden der Bundesrepublik.
Nach einer Videokonferenz am Mittwochabend haben sich die Vereine der Regionalliga Nordost nun auf einen Abbruch verständigt. Er soll bei der nächsten Präsidiumssitzung des Nordostdeutschen Fußballverbands NOFV am 16. April final beschlossen werden. Die Klubs votierten zudem dafür, dass der aktuelle Tabellenführer Viktoria Berlin in die 3. Liga aufsteigen soll. Eine Entscheidung hierzu ist noch nicht gefallen.
"Nach rund zweistündiger Beratung haben die Vereine empfohlen, den Spielbetrieb 2020/2021 weiterhin ruhen zu lassen und den Spielausschuss einstimmig gebeten, einen Antrag an das Präsidium des NOFV zu stellen, in dem die Beendigung der Saison festgelegt wird", heißt es in einer Mitteilung des Verbands. "Der Spielausschuss wird sich umgehend mit allen offenen Fragen, so auch dem Auf- und Abstieg für die Herren-Spielklassen des NOFV beschäftigen. Zudem soll zeitnah eine Beratung mit den Vereinen der NOFV-Oberliga durchgeführt werden."
In der Regionalliga Nord ist es so weit noch nicht. Eine eigentlich für Dienstag erwartet Entscheidung wurde vertagt. Nach einem Bericht des "Sportbuzzer" hat sich Verbandspräsident Günter Distelrath an die Ministerpräsidenten der Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Hamburg gewandt, um eine Ausnahmeregelung für das Training aller Vereine zu erwirken. Profifußballer dürfen bekanntlich ihren Beruf auch aktuell ausüben. Das Problem: Viele Teams, etwa der TSV Havelse oder die Reserve-Teams von Hannover 96 und dem VfL Wolfsburg, arbeiten und trainieren unter Profi-Bedingungen - aber nicht alle: Der HSC Hannover etwa hat überwiegend Amateure in seinem Kader.
Vor knapp zwei Wochen hatte sich noch die Mehrheit der Klubs für eine Fortsetzung der Saison ausgesprochen, die ersten Vereine waren bereits ins Training eingestiegen. Die Besonderheit in der Regionalliga Nord: Sie ist in eine Nord- und eine Südstaffel mit jeweils elf Teams aufgeteilt. Die geplante Aufstiegsrunde, so berichtete der NDR, soll entfallen, unabhängig von der Anzahl der Absteiger aus der 3. Liga pro Staffel drei Mannschaften absteigen. Wie der Teilnehmer für die Aufstiegs-Playoffs zur 3. Liga ermittelt wird, ist derzeit offen.
In eben jenen Aufstiegsspielen würde ein Nord-Vertreter gegen den Meister der Regionalliga Bayern antreten. Die allerdings liegt ebenfalls schon seit Monaten auf Eis. Anders als alle anderen Verbände hatte man im Freistaat die vergangenen Saison 2019/20 nicht abgebrochen, sondern ausgeweitet. Derzeit ist die Liga in der Saison 2019/21 im Spielplan in etwa so weit fortgeschritten wie die Südwest-Staffel - allerdings ruht hier der Ball. Tabellenführer Viktoria Aschaffenburg hat 27 Spiele auf dem Konto, der VfB Garching allerdings erst 22. Neben dem Spitzenreiter haben auch die SpVgg Bayreuth und der 1. FC Schweinfurt eine Drittliga-Lizenz beantragt. Der Bayrische Fußballverband BFV erwägt offenbar ein Playoff-Modell, um den Relegations-Teilnehmer zu ermitteln. Es gibt aber auch Vereine, die das skeptisch sehen.