Von lila-weiß zu schwarz-weiß-grün

Von Christian Lehmann

(27.11.20) Noch sind wir ja bei Weitem keine Experten in der Regionalliga West. Deshalb schauen wir uns für unser Anschwitzen immer mal wieder nach Menschen im Heimspiel-Land um, die sich womöglich doch ein bisschen besser auskennen als wir. Ein Blick auf die Vita von Marcel Czichowski (32) legt einen Anruf durchaus nahe. Der Trainer des SV Büren hat als aktiver Fußballer gleich für drei Vereine gespielt, die in der vierthöchsten deutschen Spielklasse unterwegs sind: Die Sportfreunde Lotte, Preußen Münster und Rot-Weiß Ahlen. 

"Den einen oder anderen Spieler kenne ich noch, auch wenn die meisten so langsam in einem Alter sind, in dem sie die Schuhe an den Nagel hängen. Ich verfolge die Spiele mit einem Auge und habe mich gefreut, dass Lotte am Mittwoch endlich mal wieder gewonnen hat. Um ehrlich zu sein, bin ich aber eher dem VfL Osnabrück zugewandt", verrät Czichowski. Autsch, das wird der eine oder andere Preußen-Fan nicht gerne hören. Die Lila-Weißen von der Bremer Brücke mischen aktuell in der 2. Liga oben mit, während die Preußen nach den jüngsten Eindrücken aller Voraussicht nach auch in der nächsten Saison mit der Regionalliga Vorlieb nehmen müssen. Czichowski hat für beide Klubs gespielt und wechselte 2009 vom VfL Osnabrück II zur SCP-Reserve. 2013 war er für Rot-Weiß Ahlen aktiv, ab 2013 dann für die Sportfreunde Lotte II. 

"Es war eigentlich überall schön. Am meisten ist mir aber die Zeit in der B-Jugend des VfL Bochum in Erinnerung geblieben",  berichtet Czichwoski. Damals, 2004/2005, war der heutige Zweitligist erfolgreich im Europapokal unterwegs - und Czichowski als Nachwuchsspieler ziemlich nah dran an Dariusz Wosz, Sunday Oliseh, Paul Freier, Delron Buckley und Co. Mit dem rauen Umgangston im Ruhrpott hatte Czichowski kein Problem, im Gegenteil. "Da wusste man, woran man ist. Wenn da einer was von dir wollte, hat er es gerade raus gesagt und nicht lange rumgeschwafelt." Das ist unser Stichwort. Also, zur Sache, Herr Czichowski! 

Regionalliga West, der 18. Spieltag:

Borussia Mönchengladbach U23 - Fortuna Köln (Samstag, 14 Uhr) 
Während die Gladbacher nach drei sieglosen Spielen in Serie und nur einem Dreier in den vergangenen sechs Partien im Mittelfeld festkleben, krallt sich die Fortuna durch den 2:0-Heimsieg gegen Preußen Münster an der Spitzengruppe fest. Kurios: Die letzten sieben Aufeinandertreffen - meist waren es Testspiele - fanden im Borussia-Park statt. 
Heimspiel-Tipp: 1:2
Czichowski: 1:2

Preußen Münster - FC Wegberg-Beeck (Samstag, 14 Uhr)
Das war schon ein herber Dämpfer, den die Preußen da am Mittwochabend in Köln einstecken mussten. Der Rückstand auf Ligaprimus Rot-Weiß Essen beträgt nun schon acht Punkte für das Team von Trainer Sascha Hildmann. Allerdings sind die Adlerträger daheim an der Hammer Straße eine Klasse für sich: Alle sechs Partien wurden gewonnen, und das bei einer Tordifferenz von 15:4. Die Gäste sind als Tabellenzwölfter der Außenseiter, haben aber in der Fremde auch erst eine Partie verloren. Der eine oder andere Preuße, der zuletzt häufig in der Startelf stand, könnte diesmal eine Pause bekommen. Ein Einsatz von Joshua Holtby, der noch immer der beste Vorlagengeber des SCP ist, kommt verletzungsbedingt gegen seinen Ex-Verein allerdings nicht infrage.
Heimspiel-Tipp: 2:0
Czichowski: Die Preußen sind zuhause stark und haben schon einige Tore geschossen. 3:1.

1. FC Köln U23 - Sportfreunde Lotte (Samstag, 14 Uhr)
Die Erleichterung im Lager der Sportfreunde war riesig nach dem 1:0-Erfolg über Alemannia Aachen. Den Anschluss an die Nichtabstiegs-Plätze hat die Mannschaft von Trainerin Imke Wübbenhorst schon mal hergestellt. Blöd nur, dass nun schon wieder eine Auswärtsfahrt ansteht. Sieben von sieben Spielen hat der Liga-17. in der Fremde verloren, und dabei 23 Gegentreffer kassiert. Die Chance, dass diese Bilanz ausgerechnet bei einem der heimstärksten Teams der gesamten Liga aufpoliert wird, erscheint gering. Der Effzeh gewann im heimischen Franz-Kremer-Stadion in Sülz fünf von sieben Spielen, ging nie als Verlierer vom Platz und kassierte nur zwei Gegentore.
Heimspiel-Tipp: 1:2
Czichowski: Lotte hat etwas Rückenwind, aber in Köln wird's schwer. Ich würde ihnen einen Punkt gönnen - 1:1.

Wuppertaler SV - SC Wiedenbrück (Samstag, 14 Uhr)
Wenn was geht für den Wuppertaler SV, dann zuhause. Da hat der Tabellen-15. immerhin elf Punkte in sechs Spielen geholt und nur einmal verloren. Der letzte Sieg gegen Wiedenbrück liegt aber schon weit zurück. Von den letzten acht Aufeinandertreffen gewann Wiedenbrück vier (vier Remis). 
Heimspiel-Tipp: 1:2
Czichowski: Bei Wuppertal ist Kay Hödtke Torwarttrainer, ein alter Bekannter von mir. Der hat mit unseren Torhütern vor Kurzem ein Training gemacht. Deshalb drücke ich natürlich Wuppertal die Daumen. 2:1.

VFB Homberg - Bonner SC (Samstag, 14 Uhr)
Czichwoski liegt vermutlich nicht ganz daneben, wenn er sagt: "Das wird wohl kein Tiki-Taka-Fußball". Denn beide Teams kämpfen im Tabellenkeller ums nackte Überleben. Homberg steht als 16. einen Punkt über dem Strich, die Gäste als 20. nur drei Zähler dahinter. Das bisher einzige Aufeinandertreffen beider Teams gewannen die Homberger am 26. Oktober 2019 im heimischen PCC-Stadion mit 2:0.  
Heimspiel-Tipp: 1:0
Czichowski: 1:0

SV Rödinghausen - RW Ahlen (Samstag, 14 Uhr)
Der Vorjahres-Meister aus Rödinghausen landete am Mittwoch bei der U23 des BVB gegen Ex-Coach Enrico Maaßen einen Coup und machte die Liga wieder spannend. Doppeltorschütze Yassin Ibrahim stellte dem Spitzenteam ein Bein. Die Partie gegen das Schlusslicht wird trotzdem kein Selbstläufer, denn Ahlen hat sich unter Neu-Coach Andreas Zimmermann deutlich stabilisiert und zuletzt mit identischer Startaufstellung zweimal in Folge Remis gespielt. Das 1:1 gegen Schalkes U23 fühlte sich aufgrund des späten Gegentreffers allerdings eher wie eine Niederlage an.
Heimspiel-Tipp: 1:2
Czichowski: 1:2 - da muss ich Rot-Weiß Ahlen die Daumen drücken.

FC Schalke 04 U23 - SV Lippstadt (Samstag, 14 Uhr)
Ein ganz so trauriges Bild wie ihre Erste in der Bundesliga geben die Königsblauen aktuell dieser Tage nicht ab, allerdings war die Punktausbeute des Tabellenachten in den vergangenen Wochen ebenfalls ziemlich mager. Einen Sieg (2:1 gegen den Bonner SC) gab's in den vergangenen sechs Partien. Lippstadt hat zuletzt in den direkten Duellen mit S04 viermal nicht verloren, in dieser Saison aber ebenfalls keine Bäume ausgerissen. Ein magerer Saisonsieg steht zu Buche, dafür aber nun schon neun (!!!) Remis. Zuletzt gab's ein 1:1 gegen RW Oberhausen und ein 0:0 gegen Mönchengladbachs U23.
Heimspiel-Tipp: 1:0 
Czichowski: Wenn es schon bei den Profis nicht läuft, dann wenigstens bei der Zweiten - 2:0.

RW Oberhausen - Fortuna Düsseldorf U23 (Samstag, 14 Uhr)
Düsseldorf hat eine rabenschwarze Bilanz gegen RWO. In 15 Spielen fuhr die U23 der Fortuna nur einen Sieg ein gegen den Nachbarn. Die Vorzeichen haben sich allerdings geändert. Während der Tabellen-13. aus Oberhausen den Blick bei nur drei Punkten Vorsprung auf die Rote Zone nach unten richten muss, klopft die Fortuna als Vierter oben an. Zuhause haben die Gastgeber erst einen Sieg eingefahren.
Heimspiel-Tipp: 2:2
Czichowski: 1:1

Alemannia Aachen - Rot-Weiß Essen (Sonntag, 14 Uhr)
Wären die Zeiten normal, dann hätte dieser Nostalgie-Kick den Aachener Tivoli zum Hexenkessel gemacht. Beim letzten Aufeinandertreffen dieser beiden Teams in Aachen waren 9000 Zuschauer zugegen, im Essener Stadion an der Hafenstraße schauten vor einem Jahr sogar über 13000 Fans zu. Diesmal bleibt das Stadion leer, doch die wenigen Privilegierten, die live dabei sein dürfen, könnten ein gutes Spiel zu sehen bekommen. Viele Tore allerdings wohl eher nicht. Mit jeweils sieben Gegentreffern teilen sich beide Mannschaften den inoffiziellen Titel der besten Defensive der Liga. Allerdings hat Tabellenführer RWO auch vier Spiele mehr bestritten - und mehr als dreimal so viele Tore erzielt (33) wie die Alemannia (10). 
Heimspiel-Tipp: 1:4
Czichowski: 0:4

SV Bergisch Gladbach - Borussia Dortmund (Sonntag, 14 Uhr)
Auch der zweite Teil des Spitzenduos ist am Sonntag im Einsatz. Die BVB-Reserve lechzt nach der 1:2-Pleite gegen Rödinghausen unter der Woche nach Wiedergutmachung und darf mit einem Blick auf die Statistik durchaus optimistisch sein. All ihre sechs Auswärtsspiele haben die Dortmunder für sich entschieden und dabei im Schnitt drei Tore pro Spiel erzielt. Bergisch Gladbach hingegen traf in sieben Heim-Partien magere sechsmal ins gegnerische Tor und gewann nur einmal. Ein Sieg beim Liga-19. ist für Enrico Maaßens Team Pflicht, wenn es Schritt halten will mit dem derzeit so souveränen Primus aus Essen, der den BVB in der Quotienten-Tabelle überholt hat. 
Heimspiel-Tipp: 1:3
Czichowski: 0:2

spielfrei: SV Straelen