Zwischendurch auch mal Vorkochen

Von Fabian Renger

(18.12.20) Es hätte alles so schön sein können. Da steigst du mit RW Ahlen von der Ober- in die Regionalliga auf und freust dich auf mordsmäßige Stimmung. Im Preußen-Stadion oder an der Hafenstraße in Essen. Tausende Fans könnten dir zugucken. Und dann das: 300 Zuschauer an einem Mittwochabend im September in Essen. Bye bye, Flutlicht-Feeling. In Münster Anfang November waren es dann sogar null Zuschauer. Geisterspiel. Na, herzlichen Glückwunsch. "Teilweise hat das von der Atmosphäre her schon ein bisschen Testspiel-Charakter", sagt schließlich auch Ahlens Angreifer Luca Steinfeldt.

Den 24-Jährigen (früher u.a. Borussia Emsdetten, TuS Laer) dürften die meisten noch von seiner Zeit bei Preußen Münster kennen. 2017/18 kam er auf zwei Einsätze in der 3. Liga, ansonsten verbreitete er bei Preußens U23 Angst und Schrecken in den gegnerischen Angriffsreihen. Er wurde Torschützenkönig in der Westfalenliga, war bei den Stadtis der Bomber der Hallen-Nation. Über eine Station beim TuS Haltern kam er in die Wersestadt. Im zweiten Jahr ist er dort tätig. Seine Ausbeute in diesem Jahr: 15 Spiele, zwei Tore, zwei Vorlagen. Gut? Schlecht? Steinfeldt grübelt: "Es ist okay. Als Stürmer darfst du mit zwei Toren eigentlich nicht zufrieden sein, aber irgendwie bin ich es doch. Schwer zu beschreiben."

40 Stunden-Woche nebenbei

Mit dem Tabellenletzten bestritt er noch am Mittwoch ein Spiel gegen Fortuna Köln. 0:3 ging das verloren (übrigens auf Kunstrasen). Immerhin war's ein Heimspiel, da war's gar nicht so ein langer Tag. Der Unterschied zwischen den Fortunen - und einigen anderen Clubs der Liga - und den Ahlenern: Bei RWA geht das kickende Personal noch einem "normalen" Beruf nach. Steinfeldt wohnt in Laer, ist als Produktmanager im Einkauf tätig, und pendelt mehrmals die Woche. Eine ganz normale 40 Stunden-Woche, 40 Minuten dauert die Autofahrt. Fünfmal in der Woche wird trainiert, samstags die Spiele. Sonntags ist eine Videosession samt Auslaufen angesagt, für die nicht zum Einsatz gekommenen Kicker gibt's Spielersatztraining. Zumindest am Montag ist fußballfrei. Das muss schlauchen. Tut es auch, sagt Steinfeldt. Aber: "Wenn's mir keinen Spaß mehr machen würde, würde ich es auch sein lassen."

Wenn mittwochs Auswärtsreisen anstehen, wird's richtig happig. Anstoß ist abends um 19.30 Uhr. "Da musst du natürlich vorkochen", erzählt der Ex-Preuße. Abfahrt mit dem Bus am Nachmittag, Rückreise am frühen Abend. Dann noch die Heimfahrt. Vor 23 Uhr, 24 Uhr ist man nicht im Bett. Das Urlaubs-Konto wird geplündert oder gesammelte Überstunden gehen flöten. Die Nächte sind entsprechend kurz. Bislang war RWA aber erst zweimal mittwochs in der Fremde gefordert - im September ging's nach Köln und eben nach Essen.

"Ich finde es schon extrem..."

Diese Testspiel-Atmosphäre sei ganz, ganz komisch, sagt Steinfeldt. Ebenso, dass der Regionalliga-Spielbetrieb weiterläuft. "Das ist für einen selbst natürlich schön, wenn man in der jetzigen Zeit Fußballspielen darf", sagt er. "Aber ich finde es extrem: Es herrscht Maskenpflicht, in manchen Bundesländern gibt's eine Sperrstunde und man selbst fährt fünf- bis sechsmal die Woche zum Fußball..." Fast schon Normalität sind derweil die Corona-Tests vor den Begegnungen. Ein oder zwei Tage vor Anpfiff stehen diese für den gesamten Stab vom Spieler bis zum Betreuer an. Heute Abend gibt's den nächsten Schnelltest. Während Steinfeldt in seinem Hauptberuf zweiwöchigen Urlaub hat, ist er am Sonntag nochmals als Flemmer gefordert. Gegen Homberg. Und jetzt gegen uns im Anschwitzen.

Anschwitzen, der 21. Spieltag

Borussia Mönchengladbach U23 - RW Oberhausen (Sa., 14 Uhr)
Gelungene Woche für RWO. Am Sonntag besiegte Oberhausen Münsters Preußen, Mittwoch gelang ein Last-Minute-Remis beim BVB und zu guter Letzt ist auch die Trainerfrage geklärt. Mike Terranova bleibt nun doch Coach der Truppe - und zwar gleich bis 2022. Terranova war bis zum Ende der vorigen Saison bereits Cheftrainer und wurde hernach NLZ-Sportleiter der Kleeblätter. Nach der Trennung von Dimitrios Pappas war Terranova an der Seitenlinie zurückgekehrt.
Steinfeldt: 0:1
Heimspiel-Tipp: 0:2

SC Preußen Münster - FC Schalke 04 U23 (Sa., 14 Uhr)
War der 1:0-Sieg gegen Alemannia Aachen am Mittwoch der Brustlöser nach zuvor enttäuschenden Wochen für den SCP? Jedenfalls hat William Allin Møller mit seinem Siegtor in der 85. Minute den Preußen ihren ersten echten magischen Moment der Saison beschert - abgesehen vielleicht vom Last-Minute-Siegtor gegen RW Ahlen. In puncto Leidenschaft und Spielfreude war der Auftritt sehr ordentlich, weiterhin dürfte in der gegnerischen Box jedoch mehr los sein. Ein Torfeuerwerk dürfen die SCP-Fans auch gegen die auswärts noch ungeschlagenen Schalke (drei Siege, sechs Remis) nicht erwarten. Die Tordifferenz der Königsblauen (8:5) spricht jedenfalls nicht für Spektakel. Wie in den vergangenen Wochen könnte Sascha Hildmann seine Startelf wieder etwas durchwirbeln. Für einen Startplatz empfohlen haben sich am Mittwoch vor allem Joshua Holtby, den der SCP-Coach als "Chef im Mittelfeld" adelte, sowie Nicolai "Rambo" Remberg. Der Rheinenser war richtig viel unterwegs und warf sich in jeden Zweikampf. Eng könnte es derweil für die etwas abfallenden Justin Möbius und Osman Atilgan werden.
Steinfeldt: 1:2
Heimspiel-Tipp: 1:1

Fortuna Köln - SV Rödinghausen (Sa., 14 Uhr)
Sieben Spiele ohne Niederlage. Fortuna ist aktuell eine der Mannschaften der Stunde und mittlerweile Dritter. Fünfmal blieben die Kölner in diesem Zeitraum sogar ohne Gegentor. Wow! Torhüter Kevin Rauhut trägt einen großen Anteil daran. Achtmal behielt er in seinen 16 Einsätzen eine weiße Weste. Auch hier: Wow! Woran hat et jelegen, wurde er auf der Vereins-Homepage gefragt. Rauhut sagt:"Mittlerweile verteidigen wir mehr als Team. Das sieht man auch ganz klar daran, dass es nun vermehrt zu Situationen kommt, wo ein Flügelspieler oder Stürmer Situationen in der eigenen Box klärt." Zu Saisonbeginn habe der Fokus noch zu sehr auf dem vorderen Bereich gelegen. Der Neunte aus Rödinghausen könnte sich mit einem Sieg auf drei Zähler an die Kölner  heran robben.
Steinfeldt: 1:2
Heimspiel-Tipp: 2:1

Fortuna Düsseldorf U23 - SV Bergisch-Gladbach (Sa., 14 Uhr)
Ein unfassbar geiles Gefühl sei es gewesen, berichtete SV-Coach Helge Hohl nach dem späten 1:0-Erfolg im Kellerkrimi über den Wupptertaler SV am Mittwoch. In einem sehr körperlich geführten Game butzte Serhat Koruk in der 84. Minute mit einer harten Wumme. Ein wichtiger Dreier. Bergisch-Gladbach zog damit am WSV vorbei und auch am zeitgleich in Straelen verlierenden und auf den ersten Abstiegsplatz abrutschenden VfB Homberg. Aber Obacht: Homberg (17.) hat 18 Zähler, Bergisch-Gladbach (16.) und der SV Lippstadt (15.) ebenfalls. Helge Hohl würde wahrscheinlich von einem unfassbar engen Rennen sprechen...
Steinfeldt: 2:0
Heimspiel-Tipp: 3:0

SV Lippstadt  - SV Straelen (Sa., 14 Uhr)
Nach dem 3:1 über den VfB Homberg ist eines gewiss: Straelen überwintert definitiv auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Sapperlot! Die Gründe: Innenverteidiger wie Kapitän Ferry de Regt oder Adli Lachheb, die fleißig nach Standards per Kopf einnetzen. Also Vorsicht, SVL: Straelen hat Köpfchen. Und Stralen hat jetzt auch einen Malek Fakhro, der das Toreschießen wieder für sich entdeckt hat. Der Angreifer erzielte einen Doppelpack, seinen ersten beiden Saisontore. Lob gab's dafür vom Coach Benedict Weeks. Gegenüber RevierSport bezeichnete dieser Fakhro als Vorbild in puncto Einsatz und Fleiß. Lippstadt hat aber keinen Köddel in der Buchse: Sechs Punkte und null Gegentore gab's zuletzt für die Mannschaft. Die Form stimmt scheinbar.
Steinfeldt: 0:0
Heimspiel-Tipp: 1:1

RW Ahlen - VfB Homberg (Sa., 14 Uhr)
Gegen Preußen Münster war Ahlen lange am Drücker und verlor erst spät auf höchst unglückliche Art und Weise. Gegen Bergisch-Gladbach und Schalke führte RWA von Interimscoach Andreas "Zimbo" Zimmermann bis vor kurz Schluss, um doch nur Remis zu spielen. Das kann das Schlusslicht übrigens. Siebenmal teilte RWA die Punkte. Gemeinsam mit Fortuna Köln ist das der Liga-Höchstwert. Demgegenüber steht nur ein Dreier. 10 Punkte, acht Zähler Rückstand aufs rettende Ufer. Übel. Oder? Steinfeldt verweist auf eben jene knappen Resultate. "Von der Qualität her dürfen wir nicht dastehen, wo wir stehen", sagt er. "Das hört sich natürlich doof an als Letzter. Man muss nur einmal ins Rollen kommen und diesen blöden Dreier holen..." Woran es hapert? Zu oft kassierte die Truppe frühe Rückstände. Immer wieder müssen Nackenschläge verkraftet werden. Auf dem Weg nach vorne sehe es aber gut aus, findet Steinfeldt. Zumindest bis zum 16er. "Danach fehlt uns der letzte Punch", meint er. Der Unterschied in der Liga sei derweil gar nicht so gewaltig und spielt auf Kontrahenten wie Straelen, Bergisch-Gladbach oder Lippstadt an. Das sei dasselbe Level wie Ahlen. Einzig gestandene Mannschaften wie die U-Mannschaften oder Teams wie RW Essen oder Oberhausen seien schon ein heftigeres Kaliber. "Da ist der eine oder andere drahtiger, technisch versierter."
Steinfeldt: 3:1. Ich mache zwei, Mike Pihl macht das dritte.
Heimspiel-Tipp: 2:0. Muss ja irgendwann was werden...

Borussia Dortmund U23 - Wuppertaler SV (Sa., 14 Uhr)
In Wuppertal brennt der Baum. "Wir haben viel zu viel zugesehen und wenig gemacht", ärgerte sich Sportchef Stephan Küsters im Nachgang des 0:1 gegen Bergisch-Gladbach beim RevierSport. Bergisch-Gladbach verschoss noch einen Foulelfmeter. Ex-Ahlen-Coach Björn Mehnert, neu beim WSV, hat noch nicht wirklich was bewirken können. Da täuschen auchmehrere Alu-Treffer, unter anderem vom Ex-Preußen und Ex-Lotte-Kicker Kevin Pires Rodrigues, nicht drüber hinweg. Immerhin: Gegen Dortmund gibt's bekanntlich nur was zu gewinnen. Die Borussia ließ am Mittwoch gegen Oberhausen derweil Federn im Aufstiegskampf.
Steinfeldt: 3:0
Heimspiel-Tipp: 4:1

Bonner SC - 1. FC Köln U23 (Sa., 14 Uhr)
Björn Joppe heißt Bonns neuer Cheftrainer. Sein Debüt gegen Mönchengladbach ging zwar mit 0:2 in die Hose, aber schlaflose Nächte habe er nicht gehabt, erzählte er der örtlichen Presse. Nun denn. Wer ist Björn Joppe? Früher als Kicker lief er 61-mal für den VfL Osnabrück in der 2. Liga und Regionalliga auf. Er spielte zudem außerdem bei Union Berlin und beim VfL Bochum. In der vorvergangenen und zu Beginn der vergangenen Saison war er zudem in unterschiedlichen Funktionen bei Lok Leipzig (Regionalliga) tätig, u.a. kurzzeitig als Trainer und Teamchef der ersten Mannschaft. Bis Ende Oktober diesen Jahres war er für einen Monat Coach des Niedersächsischen Oberligisten TuS Bersenbrück.
Steinfeldt: 0:2
Heimspiel-Tipp: 1:1

SC Wiedenbrück - SF Lotte (Sa., 14 Uhr)
Ein bisschen erinnerte das ganze Treiben am Autobahnkreuz ja an Louis de Funes. Trennung von Imke Wübbenhorst? "Nein", lautete die Tendenz am Sonntag. Am Dienstag hieß es "Doch!" Die Reaktion allerorten:"Ohhh, Lotte!" Später kamen etliche Geschichten ans Tageslicht. Sponsoren, die sich sofort zurückziehen. Angeblich hat es auch bereits im August in einem Osnabrücker Café lauthals geknallt, Wübbenhorst wollte damals schon hinschmeißen. So war es bei den WN zu lesen. Und und und...sportlich muss die Mannschaft liefern. Co-Trainer Andy Steinmann hat jetzt hauptverantwortlich das Sagen, Kollege Rolf Grundke (Rolfinaction) hat ihn befragt - und spannende, tiefblickende Antworten bekommen. Neuzugänge könnten ins Haus stehen, mit den Gehaltszahlungen soll alles tutti sein im Moment und Steinmann könnte sich einen Verbleib bis zum Saisonende gut vorstellen. Alles nachzulesen HIER. Lohnt sich!
Steinfeldt: 3:2
Heimspiel-Tipp: 3:1

RW Essen -  FC Wegberg-Beeck (Sa., 14 Uhr)
Sieben Zähler Vorsprung auf den BVB, zwei Spiele aber auch schon mehr auf dem Buckel. Eines ist klar: RWE ist Wintermeister. Mehr ist aber noch längst nicht eingetütet. Wer wird Meister? "Von der Qualität der Einzelspieler her würde ich Dortmund sagen", sagt Steinfeldt.  "Gegen Essen war bei uns auch mehr drin. Mit elf Mann holen wir mindestens einen Punkt..." Damals verlor Ahlen 2:3, führte aber 1:0 und 2:1, bevor Bennet Eickhoff kurz nach der Pause glatt Rot sah. So übermächtig schienen die Essener dem Laerer nicht. In Lotte bekleckerten sie sich auch nicht mit Ruhm."Die Dortmunder sind echt stark dieses Jahr."
Steinfeldt: 2:0
Heimspiel-Tipp: 2:1