Das letzte Jahr am Delsen war das schönste

Von Fabian Renger

(26.03.21) Über Philip Fontein sagte selbst Domenico Tedesco als damaliger Trainer des FC Schalke 04 einst, er fetze richtig rein. Die Fans des FC Eintracht Rheine (bis 2018: 151 Oberliga-Spiele, 43 Tore, 22 Torvorlagen) werden das blind unterschreiben. Und seit dem vorigen Sommer können das auch die Anhänger des Nordost-Regionalligisten Berliner AK bewerten.

Nach zwei Jahren im Dress der U23 der Königsblauen - ein Jahr davon in der Regionalliga West - machte sich Fontein nämlich auf in die Hauptstadt, zog von Dortmund nach Charlottenburg. Ihm gefällt die neue Umgebung. "Wenn man versucht, sich alles anzuschauen, kriegt man viele schöne Ecken zu Gesicht", sagt der 27-Jährige.

Seit dem November-Lockdown steht der Spielbetrieb der Nordost-Regionalliga allerdings still. Erst in dieser Woche wurde der Saisonabbruch beschlossen. Der BAK beendet die Spielzeit damit als Fünfter. Da die Spieler der Truppe mit dem Kicken ihr Geld verdienen, trainierten sie trotz der Spielpause durch und absolvierten zwischendurch auch einige Freundschaftsspiele gegen Ligakonkurrenten,  um sich fit zu halten. Fontein selbst studiert nebenher Sport und Englisch auf Lehramt (Haupt-, Real- und Gesamtschule).  Wir erwischen den gebürtigen Ochtruper am Freitag kurz vor der Vormittagseinheit.

Philip, um mal mit den Worten von Domenico Tedesco zu beginnen: Wie sehr fetzt es schon in der Hauptstadt?
Philip Fontein: Die Saison fing wackelig an, wir hatten nicht direkt eine komplette Mannschaft zusammen. Da musste sich also erst noch was finden.  Die Spiele liefen dann zwar zunächst gut, aber noch nicht zu 100 Prozent so, wie wir als Mannschaft und ich mir das erhofft hatte.  Wir haben uns vorgenommen: An der Platzierung im Oktober wollen wir uns messen lassen. Da lief es dann, wir waren gerade voll im Flow, als die Saison leider wieder vorbei war. In den drei Spielen vor dem Lockdown habe ich zweimal getroffen und eine Torvorlage gemacht. [Insgesamt spielte Fontein elfmal in der Liga, d. Red.]

Immerhin durftet ihr ja sogar noch vor Zuschauern spielen.
Fontein: Es waren zwar nicht immer so viele, aber das war wirklich schön. Als es gegen Cottbus zum Beispiel ging, hatte Energie kurz vorher noch 5.000 Zuschauer. Da haben wir uns auf ein Highlight-Spiel gefreut. Zwei Tage vorher wurde dann doch entschieden: Es wird ohne Zuschauer ablaufen. Das war schade, aber nicht zu ändern. [Fonteins Mannschaft gewann am 24.10. 3:0, d. Red.]

Du hast für ein Jahr unterschrieben. Weißt du schon, wo du nächste Saison spielst?
Fontein: Es gibt Tendenzen, ich könnte verlängern. Aber es gibt mehrere Faktoren. Wie will sich der Verein entwickeln und in welche Richtung will ich gehen? Da muss ich mal schauen.

Es ist ja auch noch ein bisschen Zeit. Du hast zwei Jahre auf Schalke verbracht. Was sagst du zur aktuellen Entwicklung dort?
Fontein: Auch wenn ich nur in der U23 gespielt habe, tut das einem schon weh. Man gönnt es dem Verein nicht und hofft, dass es noch eine positive Wendung gibt.

Und wie siehst du die Entwicklung in Rheine unter dem neuen Trainer Cihan Tasdelen? Da hast du ja immerhin sechs Jahre in der Ersten gespielt.
Fontein: Cihan selbst kenne ich persönlich nicht so richtig, aber was man so hört, da kann man wirklich sagen: Da bewegt sich was! Gerade die Vita der letzten Neuzugänge hört sich vielversprechend an.

Kontakt hast du wahrscheinlich auch immer noch, oder?
Fontein: Natürlich. Ein paar Jungs, mit denen ich jahrelang zusammengespielt habe, sind immer noch da. Man fühlt sich natürlich immer noch hingezogen, das hört ja nicht einfach auf.

Was war so dein Moment aller Momente im FCE-Trikot?
Fontein: Natürlich hat man den Aufstieg [in die Oberliga 2012/13, Fonteins erstes Seniorenjahr, d. Red.] noch im Kopf. Aber gerade das letzte Jahr, bevor ich nach Schalke gewechselt bin, hat mir am meisten Spaß gemacht. Ich persönlich hatte ein gutes Jahr, wir hatten eine super Truppe und man hat gesehen, zu was wir im Stande waren und dass sich was wirklich was entwickelt hat in all den Jahren.

Kommst du denn eines Tages zurück?
Fontein (lacht): Möglich ist alles. Man hat natürlich auch das Gefühl, dass eine Tür immer offen ist für mich. Stand jetzt sehe ich das aber noch nicht und mein Fokus liegt woanders. Vielleicht in ein paar Jahren.