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Regionalliga West

Fast schon ungläubig bejubelt Lukas Frenkert (2.v.r.) gemeinsam mit (v.l.) Alex Langlitz, William Møller und Gerrit Wegkamp den Siegtreffer.

Frenkert-Wahnsinn am Berg Fidel


Von Christian Lehmann

(27.02.21) Es gibt Momente im Leben eines Fußballers, die vergisst man nie. Lukas Frenkert hat an diesem 27. Februar 2021 wohl so einen Augenblick erlebt. Der gebürtige Ochtruper im Trikot des SC Preußen Münster dürfte über seinen zweiten Startelf-Einsatz in dieser Saison schon happy gewesen sein, dass er aber nach einer monumental dramatischen Schlussphase der Held beim 3:2 (1:1)-Erfolg über die U23 des 1. FC Köln sein würde, hätte er sich kaum erträumt.

Mausetod waren sie, die Preußen. In der 89. Minute machten die Adlerträger nicht einmal den Anschein, als seien sie in der Lage, überhaupt noch den Ausgleich zu erzielen. Zu kompliziert, zu fahrig, zu wenig durchdacht waren die Angriffsbemühungen der Truppe von Sascha Hildmann. Dann stibitzte Dennis Daube den Ball und schickte Joel Grodowski auf die Reise. Der bis hierhin glücklose Joker setzte sich im Laufduell durch und fand mithilfe des Innenpfosten exakt den perfekten Punkt, um den Ball im Kölner Tor unterzubringen (2:2/90.).Jubeln war nicht bei den Preußen, denn die hatten es eilig. Gerrit Wegkamp holte den Ball aus dem Tor. "Weiter, immer weiter", feuerte Hildmann seine Männer an. Ob er wirklich noch dran glaubte? Das klären wir später...

Plötzlich bekamen die lange Zeit so souveränen Gäste jedenfalls die Flatter - und das nutzten die Adlerträger aus. Nach einer Ecke von Jules Schwadorf stocherte Frenkert die Kugel irgendwie über die Linie (3:2/90.+3). Der Jubel bei den Preußen war riesig - und kollossal, als Schiedsrichter Florian Visse aus Recke direkt im Anschluss die Partie beendete. SCP-Coach Hildmann ließ seinen Emotionen freien Lauf, feuerte den Ball voller Freude auf die Tribüne. Hätten dort Zuschauer gesessen, sie hätten das Preußen-Stadion wohl in ein Tollhaus verwandelt. 

Heidemann-Ausfall spült "Frenk" in die Startelf

"Das werde ich so schnell nicht vergessen", sagte Frenkert nach dem Schlusspfiff mit leicht blutverschmiertem Trikot. Ein weiteres Zeichen dafür, wie wahnsinnig intensiv diese Partie war. "Dass ich überhaupt anfangen durfte, hat mich schon gefreut. Dass ich mich nach einem guten Spiel mit einem Tor belohnen kann, war noch besser", jubelte er über seinen ersten Treffer bei den Profis. Dass er überhaupt in der Startelf stand, verdankte er auch dem kurzfristigen verletzungsbedingten Ausfall von Stamm-Linksverteidiger Niklas Heidemann. Nicht nur aufgrund seines Treffers hatte er den Einsatz gerechtfertigt.

"Er hat richtig gut gegen den Ball gearbeitet und seine Zweikämpfe gewonnen. Frenk ist ein sehr fleißiger Junge", lobte auch Sascha Hildmann seinen Schützling. Der SCP-Trainer musste allerdings breit grinsend einräumen, dass der Matchplan ein anderer gewesen sei. "Wir haben es uns selbst unnötig schwer gemacht. In der ersten Hälfte fand ich uns wirklich gut, mit einer tollen Spielanlage. Du kannst dir mehr Torchancen nicht rausspielen. Wir treffen vor dem Tor Entscheidungen - das kann ich einfach nicht verstehen. Wir hatten so eine gute Trainingswoche, gerade am Anfang hat man das alles gemerkt. Nach dem 1:2 wurde es dann zäh, wir haben es viel zu umständlich gemacht. Ich freue mich wahnsinnig, dass wir das Spiel am Ende noch gedreht haben."

Schon vor seinem Treffer tauchte Frenkert gefährlich in der Kölner Box auf. Hier entschied Schiedsrichter Florian Visse allerdings auf Foulspiel gegen FC-Keeper Julian Krahl.

Die Vorbereitung des SCP auf dieses Spiel lief mit Ausnahme des Heidemann-Ausfalls exzellent. Ihre breite Brust nach drei Zu-Null-Siegen in Serie nahmen die Adlerträger mit in die Anfangsphase. Der Auftritt der Hausherren in den ersten 25 Minuten war entschlossen, temporeich, voller Spielwitz. Kurz: exzellent. Allerdings mit einem Manko: Wieder einmal war die Chancenverwertung eine Katastrophe. Nach einem Angriff über Nicolai Remberg und Gerrit Wegkamp steuerte Joshua Holtby und Jules Schwadorf im Zwei-gegen-Eins auf FC-Keeper Julian Krahl zu, doch Holtbys gechippter Querpass trudelte über seinen Mitspieler hinweg (11.). Kurz darauf entschärfte Krahl einen fast "Unhaltbaren" von Schwadorf, der aus kurzer Distanz frei zum Abschluss gekommen war (14.). Absolut verdient war die Führung, die Alex Langlitz nach einer Ecke von Holtby und Kopfball-Verlängerung Wegkamps am zweiten Pfosten stehend besorgte (1:0/20.). 

Und dann das: Wie aus dem Nichts glichen die Kölner nach einem langen Einwurf aus. Irgendwie rutschte die Murmel durch zu Justin Petermann, der völlig blank stand und den Preußen-Jubilar Max Schulze Niehues in seinem 200. Pflichtspiel nach zuvor 312 Minuten ohne Gegentreffer überwand. Dass es 1:1 zur Pause stand, war - nach weiteren Großchancen durch Holty, der von Julian Schauerte im Rückraum herrlich bedient worden war (35.), Remberg, der nach beherztem Solo den Ball neben das Tor legte (43.), sowie Simon Scherder, der nach einem Eckball erst eine feine Finte machte, um dann ebenfalls am starken Krahl zu scheitern (45.) - eigentlich unfassbar.

Hildmann widerspricht Remberg

Und dann auch noch das: Remberg, der Mann für die besonderen Momente, aber auch die strittigen Szenen in dieser Saison, touchierte Kölns Tim Sechelmann im Sechzehner, Visse blies in seine Pfeife, Petermann ließ Schulze Niehues mit seinem platzierten Schuss in die rechte obere Ecke keine Chance (1:2/52.). "Rambo", der wenige Minuten später frustriert für Grodowski weichen musste, verstand die Welt nicht mehr: ""Für mich war es kein Foul. Ich weiß nicht, was die Schiedsrichter immer mit mir haben...", sagte er nach dem Spiel. Sein Coach widersprach: "Für mich war's auch eher ein Elfer, da gab es schon eine Berührung. Seine Auswechslung hatte aber nichts damit zu tun. Wir mussten was tun."

Doch sie taten nichts. Zumindest gelang es den Hausherren trotz ihres emsigen Bemühens und der Einwechslung William Møllers als zusätzlichem Stürmer - mitunter war das realtaktisch schon fast ein 4-2-4 auf dem Platz - nicht, gefährlich vor das Tor der Gäste zu kommen. Je ein Abschluss von Dennis Daube (57.) und Holtby (58.) - mehr brachten die Preußen nicht zustande. Dann nahmen Grodowski und Frenkert die Geißböcke doch noch auf die Hörner...

 

SC Preußen Münster - 1. FC Köln U23     3:2 (1:1)

SCP: Schulze Niehues – Schauerte, Scherder, Hoffmeier, Frenkert – Daube – Langlitz, Remberg (61. Grodowski), Holtby (72. Möller), Schwadorf – Wegkamp

Köln: Krahl – Höffler (67. Olesen), Voloder, Nottbeck, Sechelmann – Sponsel, Schlax, Schmitt, Lemperle, Obuz (72. Obuz)– Schmitt (81. Castrop), Petermann (67. Hwang)
Tore: 1:0 Langlitz (20.), 1:1 Petermann (27.), 1:2 Petermann (53./FE), 2:2 Grodowski (90.), 3:2 Frenkert (90.+3.)

Der passt genau: Joel Grodowski trifft hier zum 2:2-Ausgleich.

Stimmen zum Spiel

Siegtorschütze Lukas Frenkert: Das Gegentor zum 1:2 hat uns ein bisschen geschockt. Wir haben es durch den Kampf geschafft, wieder reinzukommen. Ich bin erschöpft, aber zehn Minuten wären noch gegangen. Ich weiß natürlich um die Konkurrenz, ich habe zwei erfahrene Spieler auf den Außenverteidiger-Positionen vor mir. Ich weiß aber auch, was ich kann und versuche, alles zu geben. Ich glaube, ich habe mich heute für weitere Einsätze empfohlen, aber das bleibt natürlich die Entscheidung des Trainers.

Max Schulze-Niehues nach seinem 200. Pflichtspiel für den SCP: So wie es gelaufen ist, sind wir sehr, sehr glücklich. Das sind die schönsten Siege, von daher kann ich auch mal über die zwei Gegentore hinwegsehen. Beim Elfmeter konnte ich nicht genau sehen, ob wirklich ein Kontakt da war. Aus meiner Sicht eine harte Entscheidung, ein 50-50-Ding. Wir können heute richtig glücklich sein, dass wir das noch gezogen haben. Aber ich glaube, es war nicht unverdient, wenn man sieht, wie viele Chancen wir vor allem in der ersten Halbzeit hatten. 

Trainer Sascha Hildmann (auf die Frage, ob er wirklich bis zum Ende dran geglaubt hat): Wieso nicht? Ich glaub' immer dran! Ich habe schon viel erlebt. Solange das Spiel noch nicht aus ist, geht's bis zur letzten Patrone. Das kann den Jungs jetzt ein Signal geben, wenn sie sich an dieses Spiel erinnern. Dass man immer was holen kann, auch wenn's sch... läuft. Wir haben hinten raus ja nicht gut gespielt. Ich habe mal gegen Mark Zimmermann mit Lautern in Jena verloren - genauso. Heute war's umgekehrt. Es kommt irgendwann alles zurück im Fußball...

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2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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