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Regionalliga West

Bonns Torhüter Jonas Hupe wird den Ball gleich vor dem lauernden Alex Langlitz (r.) wegschnappen. Sein Teamkollege Marian Sarr, früherer Bundesligaprofi beim BVB, legte ihm später ein verfrühtes Osterei ins Netz.

Preußen finden kein Gegengift 


Von Christian Lehmann

(27.03.21) Wenn Du in der Tabelle ganz unten drin stehst, musst Du dir was einfallen lassen, um Punkte zu holen. Der Bonner SC tat am Samstagnachmittag beim SC Preußen Münster genau das und verdiente sich mit einer unorthodoxen Taktik, ganz viel Gift und Galle und ein bisschen Dirty Talk einen Punkt. Beim 1:1 (0:0)-Remis gegen den nun Tabellenletzten kamen die Hausherren genau damit nicht klar und enttäuschten - obschon sie ihre Serie nun auf zwölf Spiele ohne Niederlage ausbauten.

"Das war kein gutes Spiel von uns, das wissen wir auch selber", sagte Joel Grodowski nach dem Spiel. Sein Trainer Sascha Hildmann sah das genauso. Der Pfälzer war überrascht, dass der Underdog aus Bonn von der ersten Minute an fast durchgehend konsequent Mann gegen Mann verteidigt und vorne draufgepresst hatte: "Das war heute richtig wild. Wenn wir's etwas besser spielen, laufen wir mit drei Mann alleine aufs Tor zu - aber wir haben's nicht geschafft. Ich bin nicht sauer oder enttäuscht. Für uns war das auch ein Lerneffekt, dass wir mehr dagegen halten müssen - und das richtige Signal für die letzten zehn Spiele. Die Einstellung ist da, den Jungs kannst Du nix vorwerfen."

Langlitz wie erwartet in der Spitze

Den Ausfall von Stürmer Gerrit Wegkamp (Oberschenkelverletzung) kompensierten die Preußen mit der Hereinnahme von Lukas Frenkert, der zuletzt gegen Wuppertal gelbgesperrt gefehlt hatte. Er rückte auf die Rechtsverteidiger-Position, Julian Schauerte rückte auf die offensive Außenbahn. Wie schon nach Wegkamps Auswechslung am Mittwoch spielte Alex Langlitz ganz vorne in der Spitze.

Die Gäste begannen überraschend forsch und hatten durch Marian Sarr die erste Großchance. Im Anschluss an eine Ecke rettete Simon Scherder in der Not gegen den früheren Bundesliga-Profi, der sogar einmal in der Champions League für Borussia Dortmund auflief (5.). Auf der Gegenseite verpasste Alex Langlitz nach Hereingabe von Joel Grodowski knapp (17.). Glück hatten die Gastgeber, dass vor dem vermeintlichen Bonner Führungstor durch Nils Texeira Assistgeber Daniel Somuah wohl im Abseits gestanden hatte (30.). "Niemals Abseits", zürnte der emotionale Bonner Anhang von der Tribüne. Das Kellerkind präsentierte sich durchaus als Einheit, da machten alle mit - auch wenn der eine oder andere sich mal im Ton vergriff.

Grodowski dribbelt die Preußen wach

Erst nach einem knapp verzogenen Geschoss von Marcel Damaschek, dem SCP-Schnapper Max Schulze Niehues wohl vergeblich hinterhergeflogen wäre (32.), wurden die Münsteraner munterer - angeführt von Grodowski, der es mir der gesamten BSC-Hintermannschaft aufnahm. Sein großes Manko bleibt allerdings der Torabschluss. Im Zweikampf mit Sarr legte er sich auf die Nase und reklamierte, statt konsequent den Abschluss zu suchen. Dass der Selmer gerne mal den Kontakt mit dem Gegenspieler sucht und spektakulär fliegt, ist auch an Schiedsrichter Marc Jäger nicht vorüber gegangen (34.). Er pfiff nicht.

Nicolai Remberg verpasste aus 20 Metern einen Torerfolg knapp (37.), kurz darauf schickte er Grodowski auf die Reise, der allerdings erneut in Hupe seinen Meister fand (39.). In der nun stärksten Phase der Adlerträger hatte Langlitz die dickste Torchance des gesamten Spiels. Grodowski flankte butterweich auf den zweiten Pfosten, wo der Aushilfs-Stürmer mit dem Kopf aus zwei Metern das leere Tor verfehlte - unfassbar (42.)!

Lange Leine 

Mit Ausnahme von Distanzschüssen durch Remberg (56.) und Joshua Holtby brachten die Hausherren dann nach der Pause offensiv kaum noch etwas Nennenswertes zustande - mit Ausnahme einer Doppel-Großchance durch Langlitz und Schauerte bei einem Geknicker in der Bonner Box (67.). Das lag unter anderem daran, dass Marcel Damaschek nun Quirlefix Grodowski in Einzelhaft nahm, was diesem gar nicht behagte. 

Die Partie - nein, der Gast aus Bonn - wurde überdies zunehmend ruppiger. Mehrfach wurde der schnelle Lukas Frenkert umgesäbelt, David Winke hatte zudem nach einem fiesen Tritt von hinten in die Beine von Julian Schauerte Glück, dass er "nur" die Gelbe Karte sah (62.). Dass Schiedsrichter Jäger die galligen Gäste in Durchgang eins an der langen Leine gelassen hatte, wurde ihm nun zum Verhängnis. Es war giftig, es war nickelig - und die Preußen ließen sich anstecken.

Scherder patzt beim 0:1

So sehr, dass sogar Musterschüler Simon Scherder ein dicker Bock unterlief. Der Abwehrchef des SCP, der seit Monaten konstant und nahezu fehlerfrei spielt, verdaddelte auf holprigem Rasen den Ball an Daniel Somuah, der auf Schulze Niehues zustapfte und links unten einschob (0:1/75.). "Ein Oster-Ei", sollte Hildmann später kommentieren. Ähnlich seltsam kam allerdings der Ausgleich nur eine Minute später zustande: Nach einem langen Ball von Marcel Hoffmeier waren sich Sarr und Hupe nicht einig, Bonns Abwehrchef köpfte die Murmel leicht bedrängt von Schauerte unglücklich ins eigene Netz - ein Kacktor, wie es im Buche steht (1:1/76.). 

Anschließend rief Preußens Coach immer wieder "auf geht's, Preußen! Da geht noch was" in die Partie. Seine müden Krieger ließen sich zwar nicht hängen, hatten aber einfach nicht mehr genug Zunder in den Muskeln, um das Bonner Bollwerk zu knacken. Frenkert holte zwar immer wieder Standards heraus, doch die waren vom eingewechselten Jules Schwadorf meist schwach getreten. Nein, mehr hatten die Gastgeber trotz allem Engagement an diesem Tag auch nicht verdient. Die nächste Chance auf Punkte in der Knochenmühle Regionalliga gibt's schon am Mittwochabend um 19.30 Uhr - wenn das nun schon zum dritten Mal neu angesetzte Heimspiel gegen den SV Straelen auf dem geschundenen Rasen denn diesmal stattfinden kann. 

SC Preußen Münster - Bonner SC 1:1 (0:0)
Tore: 0:1 Somuah (75.), 1:1 Sarr (76.ET)
SCP: Schulze Niehues – Frenkert, Scherder, Hoffmeier, Heidemann – Daube – Holtby (61. Schwadorf), Remberg – Schauerte (86. Atilgan), Langlitz (70. Bindemann), Grodowski
Bonn: Hupe – Lippert, Sarr, Winke (65. Schaal) – Teixeira, Bilogrevic – Kaiser, Takahara (46. Monteiro), Damaschek – Güler (69. Bezerra Ehret), Somuah

 

Stimmen zum Spiel

Dennis Daube: Wenn man sieht, wie wir das 0:1 kriegen, dann können wir letztlich sogar glücklich sein, dass wir noch einen Punkt mitgenommen haben. Das ist unfassbar ärgerlich und schwierig zu erklären, was passiert ist. Bonn hat uns das Leben sehr schwer gemacht, das war ein engagierter Auftritt. Man hat gemerkt, dass sie nichts zu verlieren haben. Wir haben viel zu kompliziert gespielt und die Chancen einfach nicht. Das 1:1 ist ein bisschen symptomatisch. Am Mittwoch wollen wir ein anderes Gesicht zeigen. Das waren ganz schön viele Foulspiele heute, wir sind ein paarmal über die Klinge geflogen. Wir müssen das aber annehmen und dagegen halten. Wir haben uns durch die provokante Spielweise etwas aus der Ruhe bringen lassen. Die Hinrunde war für mich total besch... Ich habe in der Winterpause viel gearbeitet und freue mich, dass ich schmerzfrei bin und so viele Spiele gemacht habe. 

Simon Scherder: Wir haben viele Chancen in der ersten Halbzeit liegenlassen. Insgesamt war's kein gutes Spiel von uns, ein Sieg wäre nicht zwingend verdient gewesen. Der Gegner hatte eine komische Herangehensweise, ich habe das gar nicht verstanden. Das war ein bisschen wild - mit zwei ganz komischen Toren. Der Fehler darf mir natürlich nicht passieren. Ich hatte beim hohen Ball eine schlechte Position, er ist ein bulliger Stürmer und stellt seinen Körper gut rein. Da sah ich ein bisschen blöd aus, aber ich hake das schnell ab. Wir wollen weiter Spiele gewinnen und können Essen vielleicht noch packen.  

Joel Grodowski: Den ersten kann ich machen, die Szene danach ist für mich ein klarer Elfmeter. Es ist auch klar, dass sie immer weiter foulen, wenn sie keine Gelbe Karte bekommen. Wir müssen uns aber an die eigene Nase fassen und können nicht den Schiedsrichter verantwortlich machen. Bei Alex' Kopfball habe ich schon gejubelt. Er hat in den letzten Wochen gut geknipst, es gibt halt solche Tage - das kenne ich ja selber gut. Von den Chancen her müssen wir das Spiel gewinnen, aber es war längst nicht alles gut. Das war kein guter Tag heute.  

SCP-Trainer Sascha Hildmann: Es war das erwartet schwere Spiel. Bonn hatte nichts zu verlieren und hat uns sehr hoch angelaufen. Wenn wir es mal geschafft haben, die Linie zu überspielen, waren wir gefährlich. Wenn wir unsere Möglichkeiten nutzen, haben wir es viel bequemer. So haben sie immer an sich geglaubt. Wir haben uns zu hektisch und zu wild verhalten, das war nicht das, was wir eigentlich können. In der zweiten Halbzeit ist dann kaum noch etwas dabei rumgekommen. Der Schiedsrichter hätte ruhig in der einen oder anderen Situation härter durchgreifen dürfen. Es gab sehr viele harte Fouls und Treterei. Er muss viel früher durchgreifen, dann entwickelt sich ein anderes Spiel. Aber auch das ist eine gute Erfahrung für uns. Man hat gemerkt, dass Gerrit Wegkamp fehlt. Unsere Standards waren heute sch...

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Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 24    104:19 65  
2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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