Regionalliga West
SCP schleppt sich in die Pause
Von Christian Lehmann
(19.12.20) Ein wenig enttäuscht, aber vor allem erleichtert, dass diese Tortur nun endlich vorbei ist, schlurften die Spieler des SC Preußen Münster nach dem 1:1 (1:0)-Remis gegen den FC Schalke 04 (U23) vom Rasen. 20 Spiele in dreieinhalb Monaten und mehrere englische Wochen liegen hinter den Adlerträgern - die brutale Belastung dieser Hinrunde war den Jungs von Trainer Sascha Hildmann deutlich anzumerken. Auch der war nach dem Jahresausklang erstmal platt und düste direkt nach Spielschluss zurück nach Kaiserslautern. Zwei Wochen lang war er nicht in der Heimat gewesen. Nun haben er und seine Spieler immerhin zwei Wochen Pause verdient.
Der SCP-Coach hatte der Elf, die am Mittwoch gegen Alemannia Aachen eine gute Leistung gezeigt hatte, das Vertrauen geschenkt. Und die zeigte sich von Beginn an durchaus engagiert und gewillt, sich mit einer guten Leistung in die Pause zu verabschieden. Die erste Großchance des Spiels führte gleich zur Führung. Justin Möbius löffelte das Leder über die Schalker Kette, wo Alex Langlitz plötzlich durch war. Dessen ersten Abschluss parierte S04-Schnapper Sören Ahlers noch, Preußens bester Torschütze stocherte jedoch erfolgreich nach und besorgte seinen sechsten Saisontreffer (1:0/12.). Beim Zusammenprall mit Schalkes Brooklyn Ezeh verletzte er sich jedoch am Knie. Für einige Sekunden schleppte sich der Neuzugang aus Lotte, der von 2009 bis 2013 selbst für die Königsblauen gespielt hat, noch über den Platz. Dann war Schluss. Für ihn kam Benedikt Zahn.
Remberg erneut stark
Die Hausherren blieben auch danach tonangebend, das frühe Pressing führt immer wieder zu Ballgewinnen, die lautstarken Kommandos zum Anlaufen, die sonst häufig von Langlitz kommen, übernahm diesmal Joshua Holtby. Möbius hätte nach eigener Balleroberung und Doppelpass mit Osman Atilgan eigentlich für das 2:0 sorgen müssen, doch er nahm freistehend das Tempo aus seinem Angriff und drosch das Leder dann in den Oberrang. Bis hierhin stimmte fast alles beim SCP, besonders der Rheinenser Nicolai Remberg zeigte, dass er sich derzeit pudelwohl fühlt in seiner Rolle hinter der einzigen Spitze Osman Atilgan. Er gewann ebenso wie Sechser Okan Erdogan fast alle seiner Zweikämpfe.
Nach einer halben Stunde verloren die Gastgeber dann jedoch unerklärlicherweise völlig den Faden und zogen sich immer weiter zurück, schon vor der Pause hätten die Gelsenkirchener den Ausgleich erzielen können. SCP-Schnapper Max Schulze Niehues parierte zweimal stark gegen Blendi Idrizi (37.) und Leonardo Scienza (41.). Bei der letzten Aktion vor dem Gang in die Kabinen war er dann eigentlich schon geschlagen, doch Atilgan klärte nach einem Hammer von Phil Halbauer auf der Linie (45.+1).
Zunächst schien es auch nach Wiederbeginn so, als wollten die Gäste aus den Räumen und Tormöglichkeiten, die ihnen immer müder werdende Preußen gewährten, nichts machen. Scienza etwa steuerte von halbrechts völlig unbedrängt auf den Kasten zu, drömmelte aber beim Abschluss so sehr rum, dass die Adler klären konnten.
Hildmann brachte nach 52 Minuten Naod Mekonnen für den Gelb-Rot-gefährdeten Erdogan, der nach einem heftigen Foulspielgegen Scienza vor der Pause eine Rudelbildung ausgelöst hatte und verwarnt worden war. Die Schalker, die häufig ein bisschen mehr aus den rigorosen Aktionen der Hausherren machten als nötig, hatten vehement Rot gefordert. Ohne die Zweikampfhärte ihres Abräumers gerieten die Preußen nun allerdings noch mehr ins Schlingern, ehe kam, was kommen musste: Nach einer zunächst abgewehrten Ecke flatterte der Ball erneut in den Sechzehner, wo Fatih Candan völlig freistehend aus kurzer Distanz einköpfte. Schulze Niehues war noch dran, konnte den Einschlag aber nicht mehr verhindern.
Schulze Niehues ärgert sich
Der Torhüter ärgerte sich nach dem Spiel über die Szene: "Nach dem geklärten Ball bleiben wir zu lange im Sechzehner hängen, und wir schaffen es nicht, die Flanken aus den gefährlichen Zonen zu verhindern. Wenn wir fünf, sechs Meter weiter vorn stehen, habe ich mehr Zeit zu reagieren."
Hildmann reagierte sofort, brachte Sturm-Brecher William Allin Møller, den Helden von Mittwoch. Tatsächlich schafften es die Münsteraner in den Schlussminuten, die Schalker an und in ihrem Sechzehner festzunageln. Mit Ausnahme einiger Eckbälle und einem geblockten Abschluss von Linksverteidiger Niklas Heidemann (90.) kam aber nicht mehr viel. Dass der Mannschaft offensichtlich ein echter Strafraumstürmer fehlt, hat auch Sportdirektor Peter Niemeyer wahrgenommen. Dem Vernehmen nach steht der SCP kurz vor der Verpflichtung von Gerrit Wegkamp. Der 27-Jährige Ochtruper, der auch schon für den VfL Osnabrück und die Sportfreunde Lotte kickte, stand zuletzt beim FSV Zwickau unter Vertrag. Im neuen Jahr könnte er die Offensive der Preußen beleben. Bis dahin sind die Adler aber froh, dass sie die Flügel nun erstmal hängen lassen dürfen.
SC Preußen Münster - FC Schalke 04 U23 1:1 (1:0)
Tore: 1:0 Langlitz (12.), 1:1 Candan (74.)
Preußen: Schulze Niehues – Schauerte, Scherder, Hoffmeier, Heidemann – Erdogan (52. Mekonnen) - Langlitz (15. Zahn), Remberg, Holtby, Möbius (63. Frenkert) – Atilgan (79. Møller)
Schalke: Ahlers – Matriciani (69. Frölich), Becker, Hanraths, Ezeh (42. Halbauer) – Flick – Idrizi, Ceka, Mercan (74. Hoppe), Scienza – Schuler (74. Candan)
Stimmen zum Spiel:
SCP-Trainer Sascha Hildmann: Ich habe ein sehr intensives Spiel gegen einen sehr guten Gegner gesehen. Leider hat sich Alex Langlitz verletzt. Als er draußen war, hat das schon einen kleinen Knick gegeben. In der zweiten Hälfte ist Schalke gekommen, wir mussten ordentlich kämpfen. Letzten Endes müssen wir mit dem 1:1 zufrieden sein, das ist völlig gerecht. In den letzten zehn Minuten haben wir's nochmal versucht.
Schalke-Kapitän Mika Hanraths: Wir haben uns schwer getan, ins Spiel zu finden. Vor der Halbzeit hatten wir dann schon deutliche Chancen zum Ausgleich. In der zweiten Halbzeit wollten wir auf Sieg spielen, wir mussten aber trotzdem aufpassen, dass wir uns kein Gegentor fangen.
Nicolai Remberg: In der zweiten Halbzeit haben wir den Druck nach vorne vermissen lassen. Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht und müssen mit dem Ergebnis leben. Ich habe viel für mich getan und an meinem Körper gearbeitet. Ich hab's denk ich mal nicht so schlecht gemacht. Ich bin aber auch froh, dass jetzt erstmal Pause ist. Wir haben das eine oder andere Spiel hergeschenkt und könnten ein bisschen weiter oben stehen.
Max Schulze Niehues: Wir sind heute auf eine gute Schalker Mannschaft getroffen, ich finde aber, dass wir es in der ersten Halbzeit auch gut gemacht haben. In der zweiten Halbzeit hat Schalke sehr viel Druck gemacht, uns fehlte die Entlastung. Der Ausgleich geht in Ordnung, auch wenn wir die Führung gerne verteidigt hätten. Schalke hat umgestellt, dagegen haben wir nicht wirklich eine Lösung gefunden. In den Ballbesitzphasen waren wir zu hektisch, da haben wir den Ball zu schnell wieder hergegeben.