Regionalliga West
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Nummer 16! SCP-Fabel-Serie hält an
Von Christian Lehmann
(05.05.21) Um einzuordnen, was da gerade passiert beim SC Preußen Münster, musste man nach dem 4:0 (1:0)-Erfolg gegen den SV Lippstadt nur den Worten von Kapitän Julian Schauerte lauschen. "Hatte ich so auch noch nicht", sagte der Außenverteidiger nach dem 16. - ja, dem S-E-C-H-Z-E-H-N-T-E-N !!! - Spiel in Serie ohne Niederlage. Zur Erinnerung: Der ewig junge Lockenkopf, der in seinem 33. Saisonspiel auf der linken Bahn spielte, ist 33 Jahre alt, blickt auf eine extrem erfolgreiche Profikarriere zurück und feierte sowohl in der 2. als auch in der 3. Liga den Meistertitel.
Tabellarisch ist für die Adlerträger, die in der Regionalliga West wohl auf Rang drei einlaufen dürften, vermutlich nicht mehr viel drin. Der Reiz der fast perfekten Rückrunde ohne Niederlage treibt die Männer von Sascha Hildmann weiter zu Höchstleistungen an. Wollen sich die Adlerträger allerdings auch die restlichen sechs Partien schadlos halten, müssen sie noch ein paar Kohlen nachlegen. Denn trotz des klaren wie verdienten Erfolgs waren die drei Wochen Matchpause den Gastgebern schon anzumerken.
Herrlicher Treffer von Dennis Daube
Nicht mit tief stehender Abwehr und knüppelhartem Zweikampfverhalten wie andere Abstiegskandidaten, sondern mit hohem Pressing und spielerischen Elementen versuchte die Mannschaft von Felix Bechtold der spielerischen Klasse der Hausherren Einhalt zu gebieten. Und das funktionierte im ersten Durchgang gut, obschon der im 3-5-2-System angeordnete SCP die ersten Großchancen für sich verbuchte. Nach flacher Hereingabe von Nicolai Remberg verpasste erst Gerrit Wegkamp, ehe Sturmpartner Joel Grodowski beim Abschluss-Versuch auf dem Hosenboden landete (5.). Wenig später scheiterte Wegkamp nach einer Ecke von Dennis Daube per Kopf (12.). Ein Fernschuss von Grodowski strich hauchdünn über den Kasten der Gäste (24.).
Dann der erste Schreckmoment: Nach einem Fehler von Simon Scherder stand Lippstadts Valentin Henneke ziemlich frei vor SCP-Schlussmann Marko Dedovic, doch der Vertreter des verletzten Max Schulze-Niehues musste nicht eingreifen. Drüber (25.)! Konfusion gab es im Lippstädter Sechzehner nach einer Ecke von Joshua Holtby: Wegkamp verpasste, Jannik Borgmanns Abschlüsse wurden zweimal geblockt. Infolge eines direkt nachfolgenden Einwurfs lümmelte Wegkamp die Asse knapp vorbei (33.). Das Highlight der ersten Hälfte folgte in Minute 36: Ein Freistoß Holtbys von der rechten Seite flatterte durch den Fünfer und landete bei Langlitz. Der stocherte erfolglos, doch der Rebound landete an der Strafraumkante bei Dennis Daube, der das Spielgerät mit Schmackes und Präzision rechts oben in den Winkel schwurbelte - feines Teil (1:0/36.) des bockstarken Dauerbrenners der vergangenen Wochen!
Auch in den ersten Minuten nach der Pause spielten die Adlerträger zunächst ein wenig mit dem Feuer. Vorne verdaddelten Grodowski und Co. fahrlässig und überhastet gute Konterchancen, hinten rettete Dedovic mit etwas Glück gegen Lucas Arenz (50.). Von Kevin Hoffmeier, Zwillingsbruder von SCP-Abwehrmann Marcel und Stammspieler im Lippstädter Mittelfeld, war übrigens nicht allzu viel zu sehen.
Für die Vorentscheidung in dieser Partie sorgte schließlich Remberg, der kurios traf: Alex Langlitz scheiterte nach Querpass Grodowskis freistehend im Fünfmeterraum, vom Kopf von SVL-Abwehrmann Janik Steringer flipperte der Ball zurück in Richtung Tor. Keeper Christopher Balkenhoff streckte sich und lenkte die Murmel an die Latte, hatte aber die Rechnung ohne den abstaubenden "Rambo" gemacht (2:0/53.).
Bindemann bombt und bekommt Lob
Und dann war da ja auch noch Deniz Bindemann: Das in der 56. Minute für den unglücklich agierenden Grodowski gekommene Münsteraner Eigengewächs fiel zunächst durch gleich mehrere Abseitsstellungen hintereinander auf. Auch sein vermeintlicher Treffer zum 3:0 wurde aberkannt, weil Schiedsrichter-Assistentin Kathrin Heimann ihn in der strafbaren Zone wähnte (57.). Nach einem Pfostenkracher von Remberg (63.), der kurz danach angeschlagen rausging, legte Bindemann aber so richtig los - dies allerdings auch begünstigt durch krasse Lippstädter Abwehrfehler. Wegkamp und Okan Erdogan köpften sich am Fünfer den Ball zu, das 18-jährige Toptalent nickte ein und blickte direkt nach draußen. Diesmal war's aber kein Abseits (3:0/73.). Kurz vor Schluss legte Bindemann dann nach einem katastrophalen Fehlpass von Dardan Karimani im Nachsetzen seinen zweiten Treffer nach (4:0/85.).
Die tolle Torquote des Angreifers, der erneut selbst nicht sprechen sollte, brachte Bindemann ein fettes Lob von seinem Trainer ein: "Ich bin beeindruckt. Er ist ein echter Torjäger", meinte Hildmann. "Das erste Tor, das wegen Abseits abgepfiffen wurde, da glaube ich nicht, dass das Abseits war. Das werde ich mir nochmal angucken. Als er bei uns angefangen hat, da war er lange nicht dort, wo er jetzt ist. Er hat sich enorm entwickelt." Das gilt für Bindemann ebenso wie den SCP, der sich so langsam, aber sicher für die neue Regionalliga-Saison in Stellung bringt. Das Ziel dürfte in Anbetracht der aktuellen Vorstellungen klar sein.
SC Preußen Münster - SV Lippstadt 4:0 (1:0)
Tore: 1:0 Daube (35.), 2:0 Remberg (53.), 3:0 Bindemann (73.), 4:0 Bindemann (85.)
SCP: Dedovic - Hoffmeier, Scherder, Borgmann - Langlitz (66. Heidemann), Remberg (66. Erdogan), Daube, Holtby, Schauerte - Grodowski (56. Bindemann), Wegkamp (75. Klann)
Stimmen zum Spiel
SCP-Trainer Sascha Hildmann: Man hat gemerkt, dass wir drei Wochen Pause hatte. Die Passgenauigkeit fehlte, wir haben uns viele Fehlpässe geleistet und uns schwer getan, die Lücken zu finden. Wir waren spielbestimmend, aber wir können's besser. Nach dem 2:0 war es schwer für Lippstadt. Sie haben immer wieder versucht, uns hoch zu attackieren. Das ist ein Risiko, aber es war mutig. Wir wissen, dass wir uns gegen Fortuna Köln steigern müssen, sonst wird es schwer. Mit der ersten Halbzeit war ich nicht zufrieden. Du musst solche Spiele gewinnen, wenn Du vorne dabei sein willst. Das ist vielleicht auch mal glanzlos, aber ergebnisorientiert. Wir hatten viele Umschaltmomente und hätten das Spiel früher entscheiden können. Dann spielen wir Pässe in Kniehöhe und unsauber. Das ärgert mich. Das können wir besser. Da habe ich schon einen anderen Anspruch.
Marcel Hoffmeier: Mein Bruder und ich sind uns weitestgehend aus dem Weg gegangen. Es war ein bisschen komisch, aber klar, dass wir irgendwann mal aufeinander treffen. Es tut mir schon leid für sie, neun Gegentore in zwei Spielen, das ist schon viel. Aber wir denken an uns, am Wochenende versuchen wir, gegen Fortuna Köln die nächsten drei Punkte zu holen. Wir sind schwer reingekommen ins Spiel, die Pause hat uns nicht ganz so gut getan.
Marko Dedovic: Das Hinspiel ist schon ein Weilchen her. Ich habe mich gefreut und versucht, der Mannschaft zu helfen. Wir haben noch etwas vor, wollen mindestens Platz drei verteidigen. Über ein paar Spiele würde ich mich natürlich freuen, aber daran denke ich momentan nicht. Nervös war ich nicht, das Kurzpassspiel liegt mir eigentlich. In der ersten Halbzeit war das Pressing vom Gegner aber doch etwas zu intensiv. Wenn Du dich bei den Windverhältnis nicht sauber rausspielen kannst, dann ist der eine oder andere Ball etwas unsauber. In der zweiten Halbzeit lief es aber flüssiger. Es ist vollkommen okay für mich, dass ich die Nummer zwei bin. Ich bin Realist. Max ist eine lebende Vereinsikone und hat ein absolutes Topniveau und die entsprechende Erfahrung. Mich frustriert das absolut nicht. Ich versuche mir im Training etwas bei ihm abzugucken.
Julia Schauerte: Mit dem linken Fuß kann ich's, aber wenn man sonst immer rechts spielt, ist das von den Abläufen her schon was anderes. Aber das trainieren wir auch tagtäglich. Wir sind schwer reingekommen ins Spiel, nehmen den Sieg aber gerne mit und sind froh, dass wir jetzt wieder etwas mehr Matchpraxis haben. Sie waren sehr mutig am Anfang, so ein Spiel musst Du auch erstmal gewinnen. Trotzdem müssen wir uns steigern. Mit unserer Ungenauigkeit im Passspiel haben wir uns in die Bredouille gebracht, das darf uns eigentlich nicht passieren.
