Westfalenpokal
Alle Augen richten sich nach Verl
Von Christian Lehmann
(28.05.21) Trotz aller Widrigkeiten in diesem Spieljahr hat es der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen um seinen Pokalspielleiter Klaus Overwien tatsächlich geschafft, den Westfalenpokal-Wettbewerb 2020/21 zu einem sportlichen Ende zu bringen. "Das hätte ich vor einigen Monaten so auch nicht für möglich gehalten", sagte der Funktionär in einem FLVW-Interview. Am morgigen Samstag entscheidet sich dann ab 13.50 Uhr in der SportclubArena in Verl, wer den Pott in die Höhe hieven kann: der SC Preußen Münster oder die Sportfreunde Lotte.
Die Favoritenrolle liegt klar bei den Adlerträgern, die ihre fast makellose Rückrunde in der Regionalliga (nur eine Niederlage beim FC Wegberg-Beeck) mit dem Pokalsieg abrunden können. Beim jüngsten 3:1-Erfolg unter der Woche gegen Rot-Weiß Oberhausen pushten immerhin 500 Fans die Mannschaft von Trainer Sascha Hildmann zu einem tollen Auftritt. In Verl sind zwar keine Zuschauer zugelassen, und nach vom SCP-Coach geschätzten 55 kräftezehrenden Spielen seit August ist der Akku so langsam, aber sicher leer. Dennoch ist der Pfälzer überzeugt, dass seine Jungs nochmal die letzten Reserven mobilisieren werden: "Das muss gehen, der Ansporn ist einfach zu groß. Es wird alles rausgekloppt, was drin ist. Lotte wird eine ganz harte Nummer für uns." Genauso sieht's Außenverteidiger Lukas Frenkert, für den die Partie gegen Lotte womöglich die letzte sein wird. Er verlässt den Verein in Richtung U23 des FC Schalke 04, den Gegner der Preußen am letzten Spieltag. "Das ist für uns das absolute Saison-Highlight. Ein Pokalfinale haben außer vielleicht zwei, drei Leute alle noch nicht gespielt. Wenn wir den Pott holen, dann war's eine beachtliche Saison von uns", findet der Ochtruper.
SCP-Spielfreude gegen Lotter Kämpferherz
In den direkten Duellen spricht die Statistik für die Preußen (13 Siege, 4 Remis, 7 Niederlagen), in den vergangenen viereinhalb Jahren kassierte der SCP nur eine Niederlage - beim 0:1 im Februar 2019, damals spielten beide Teams noch in der 3. Liga. Beim letzten Aufeinandertreffen beider Teams in Lotte Anfang März erkämpften sich die Sportfreunde in Unterzahl ein 1:1-Remis. Es war eine der vielen kämpferisch starken Leistungen von Andy Steinmanns Team. Sowohl in der Liga als auch im Westfalenpokal zeigten die Jungs vom Lotter Kreuz eine top Mentalität. Zwei Siege im Elfmeterschießen gegen den SV Lippstadt (6:5) und den SV Rödinghausen (6:4) unterstreichen, welche Qualitäten die Blau-Weißen seit der Amtsübernahme Steinmanns nach der Entlassung von Imke Wübbenhorst auszeichnen.
Auch bei ihrem bisher einzigen Westfalenpokalsieg gingen die Sportfreunde gegen den SC Verl übers Elfmeterschießen (4:3). Die Preußen haben den Titel bereits fünfmal geholt, zwischen 2008 und 2010 sogar dreimal in Serie. Unter dem damaligen Coach Roger Schmidt, heute auf der Bank des PSV Eindhoven, gewann das Team 2009 mit 3:1 nach Verlängerung - gegen die Sportfreunde Lotte.
Weil bereits beide Teams sicher für den DFB-Pokal qualifiziert sind, können sie befreit aufspielen. Darin sieht auch Steinmann für sein Team einen Vorteil: "Im Vorfeld hatte ich diese Konstellation für Träumerei gehalten, weil keiner damit rechnen konnte, dass der Drittligist SC Verl gegen SC Preußen Münster 0:3 verliert und wir uns gleichzeitig gegen den leicht favorisierten SV Rödinghausen durchsetzen", sagte er im Interview mit fussball.de. Er ergänzte: "Die Mannschaft sprüht momentan vor Selbstvertrauen."
Trainerstimmen
Andy Steinmann (Sportfreunde Lotte): "Wir haben uns in der Rückrunde gut entwickelt, sind ein Team, das nicht mehr so einfach zu schlagen ist. Wir sind zwar nicht der Favorit, aber haben auch in der Rückrunde mit zehn Mann gezeigt, dass wir mit Münster mithalten können. Wenn wir an diese Leistung erneut drankommen, ist der Sieg für uns möglich."
Sascha Hildmann (SC Preußen Münster): "Das wird ein schweres Spiel gegen einen hochmotivierten Gegner, der nichts zu verlieren hat und sich freut, dass er schon im DFB-Pokal steht. Da wird es im Finale kein großes Taktieren geben und beide Mannschaften werden voll auf Sieg spielen. Dabei wissen wir, dass Lotte eine kampfstarke Mannschaft ist, das hat sie uns im letzten Spiel schon spüren lassen. Da müssen wir dagegenhalten und unsere Qualitäten ausspielen."