Querpass
Leserbrief: Sorgen und Unverständnis bei Vereinen
Von Andreas Teipel
(01.04.22) Kaum war sie raus, da regte sich schon erheblicher Unmut. Die neuen Corona-Regeln für den Spielbetrieb im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW / wir berichteten) scheint Trainer und Vereine regelrecht in Nöte zu bringen - so muss man jedenfalls die zahlreichen Reaktionen auch unserer Redaktion gegenüber wahrnehmen. Von Unverantwortlichkeit gegenüber den Spielerinnen und Spielern ist da immer wieder die Rede, von fehlender Flexibilität und - ja - gar von Wettbewerbsverzerrung.
Thomas Seiler ist Senioren-Obmann und Vorstandsmitglied bei RW Alverskirchen, einem sogenannten Dorfverein, dessen Frauen in der Bezirksliga und Herren in der Kreisliga B aktiv sind. "Ich frage mich, geht es nur uns so? Wie ist es bei anderen Mannschaften? Agiert der Verband hier womöglich fahrlässig, was die Gesundheitsfürsorge gegenüber uns Amateursportlern angeht", fragt er einleitend. Sein nachfolgender Leserbrief bringt die Situation aus Sicht der Vereine und Mannschaften auf den Punkt.
Leserbrief vom 1. April 2022, Thomas Seiler, RW Alverskirchen
Seit Wochen erleben wir nie dagewesene Inzidenzzahlen und Infektionen gerade bei jüngeren Menschen. Der Spielbetrieb wird unbeirrt fortgeführt, die Verlegungsmöglichkeiten bleiben seit Saisonbeginn eingeschränkt, eine coronabedingte Spielabsage ist seit letzter Woche mit drei positiven Tests nicht mehr möglich. In unseren Augen berücksichtigen wir viel zu wenig die Wiedereingliederung nach einer Infektion.
Je nach Fall und Person ist man nach 7-10 Tagen theoretisch wieder spielfähig im Kader, doch zeigt die Realität, dass nach einer Coronainfektion gerade Lungen und Herzprobleme auftreten können und die Ausdauer stark eingeschränkt ist. Diesen Spieler*innen muss Freiraum zum Wiedereinstieg gegeben werden.
Der Druck, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, samt eingeschränktem Verlegungsspielraum, lässt Mannschaften mit kleineren Kadergrößen jedoch gar keine Wahl, als Ihre Spieler*innen nach kurzer Zeit wieder voll zu belasten.
In der Hinrunde noch wurde eines unserer Spiele gegen uns gewertet, weil wir binnen fünf Tagen nach Ansetzung einen Ausweichtermin hätten vereinbaren müssen. Der Gegner konnte oder wollte einer Verlegung jedoch kurzfristig nicht zustimmen. Somit blieb lediglich die Sonderwertung gegen uns. Dies als Beispiel.
Nun in der Rückrunde ist man kulanter geworden, was die Verlegungsmöglichkeiten angeht. Aber diese häufen sich nun und sorgen für viele englische Wochen. Sprich: Die betroffenen Mannschaften mit kleineren Kadern haben erst Ausfälle, ungewollten Pausen und dann auch noch die doppelte Belastung durch kürzere Ruhephasen zu beklagen. Für uns ist das alles in allem wie in vielen Bereichen sehr undurchsichtig und teilweise nicht nachvollziehbar.
Ich und auch unsere Trainer sind besorgt, die ohnehin schwierige Situation durch einen Spielbetrieb auf Biegen und Brechen für unsere Spieler*innen noch zu verschärfen und die Gesundheit sowie den Spass an unserem Sport zu gefährden.
Alles in allem sehe ich auch eine Wettbewerbsverzerrung, da bei Hin- und Rückrunde mit zweierlei Maß gemessen wird was die Verlegungsanträge angeht. Verzerrend auch die - durch die vielen Spielabsagen der letzten Wochen aufkommende Nachholspiel - Belastung.