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Querpass

Wilko Schmidt entscheidet den Nervenkrimi gegen den FC Marl


Von Christian Lehmann

(04.06.23) Der erste Schritt in Richtung Landesliga ist getan. Wenn die Jungs von Borussia Münster in der Aufstiegs-Relegation aber auch in den kommenden Spielen so ackern müssen, um dem großen Ziel näher zu kommen, na dann Prost Mahlzeit! Gegen einen bockstarken FC Marl retteten sich die Borussen in Unterzahl ins Elfmeterschießen, um das Ding vom Punkt eiskalt zu entscheiden. Beim 6:5 (1:1/1:0)-Triumph vor 376 Zuschauern im Stadion am Grenzweg in Dülmen jagte Wilko Schmidt den entscheidenden Strafstoß in die Maschen.

In der Anfangsphase brannte der mit zahlreichen ehemaligen Ober- und Westfalenligaspielern gespickte Borussen-Gegner ein eindrucksvolles Offensiv-Feuerwerk ab und machte deutlich, warum er auch ohne den gesperrten Toptorjäger Ahmed Bakare eine ganz harte Nuss werden würde für die Mannschaft von Trainer Henry Hupe. Auf dem holprigen, knochentrocken Rasen taten sich die Münsteraner allerdings auch unheimlich schwer, ihr sonst so kontrolliertes Aufbauspiel aufzuziehen. Vor allem Innenverteidiger Felix Klaphake war zunächst noch nicht so richtig auf der Höhe, verdaddelte den Ball gegen Niklas Baf und bügelte in höchster Not aus (5.). Marls Standard-Spezialist Kim Völkel scheiterte wenig später nach einer kurz ausgeführten Ecke an Borussias Keeper Philipp Oluts (7.). Der Pokalheld sollte auch im weiteren Spielverlauf noch ein wichtiger Faktor werden.

Borussia wird stärker

Erst nach 15 Minuten kam Marko Costa Rocha nach einem beherzten Solo über links erstmals durch, scheiterte aber am früheren U18-Nationalkeeper im Marler Kasten, Florian Kraft. Bei einem Schuss von Jannis Pier stand ein Abwehrbein des FCM im Weg (21.). Borussia wurde nun besser - und belohnte sich: Diesmal stach Hannes John auf der starken linken Borussen-Flanke unwiderstehlich durch (wir hätten da übrigens einen kleinen "Geheimtipp" für die Wahl zu Münsters Fußballer des Jahres...) und legte den Ball zurück. Pier ließ clever passieren, Cebrail Demir stand völlig blank vor dem Tor und schob aus zehn Metern ein (0:1/33.). Marl war nun fuchsig: Nach einem Freistoß von Dario Gedenk hätte Antreiber Gökhan Turan beinahe eingenickt (38.), zudem forderten die weiß-schwarzen nach einem vermeintlichen Foulspiel von Klaphake an Völkel einen Elfmeter (39.). Sekunden vor der Pause dann die Riesenchance für die Borussia: Demir spielte John frei, der diesmal von rechts zurücklegte. Wieder ließ Pier den Ball durch, doch Costa Rocha scheiterte erneut an Kraft, der auch den Nachschuss von Pier meisterte (45.).  

Marls Trainer Thomas Falkowski nahm zur Pause ein paar taktische Korrekturen vor - und sein Team startete ebenso furios in die zweite Hälfte wie auch schon in die erste. Turan legte ab auf Oguzhan Inam, der Oluts mit einem trockenen Flachschuss links unten überwand (51.). Münsters Keeper musste dann bei einem messerscharf gezwirbelten Freistoß von Völkel und der darauffolgenden Ecke Kopf und Kragen riskieren (60.). Wenig später verhinderte der Kopf von Nils Burchhardt das 2:1 für Marl, das Geschoss von Völkel, in das sich der Sechser wagemutig warf, wäre wohl reingegangen (68.). Gefährliche Offensivaktionen hatte die Hupe-Elf in Durchgang zwei kaum, dafür hätte es nach Hereingabe von Turan hinten fast geklingelt, doch Gedenk rutschte vorbei (80.). In den Schlussminuten versuchte es Baf dann mit dem Mute der Verzweiflung, fand aber wieder mal in Oluts seinen Meister (90.) und schoss knapp rechts unten vorbei (90+3). Die Borussen taumelten, aber sie fielen nicht.

Ampelkarte gegen Klaphake

In der Verlängerung hätte dann Mathis Schrick nach Flanke von Phil Janicki beinahe ein Eigentor produziert, aber der Ball trudelte Zentimeter am Kasten vorbei (96.). Danach passierte zunächst nicht mehr viel - mit Ausnahme einer "Flitzer-Attacke": Ein junger Fan huschte während des laufenden Spiels quer über den Platz. Die Spieler beider Teams waren froh über die kurze Verschnaufpause und warteten artig, bis es weitergehen konnte. 

Als der gute Schiedsrichter Timo Ebbing dann zu Beginn der zweiten Halbzeit der Verlängerung Klaphake nach Foulspiel an Inam die Ampelkarte gezeigt hatte (106.), dachten viele: Das stehen die bei dieser gleißenden Hitze nicht durch. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Borussen, nach kurzer Verletzungspause für Schrick gar nur noch zu neunt auf dem Feld, wehrte sich in Unterzahl eindrucksvoll und schaffte vorne sogar mehr als nur Entlastungsangriffe. Nach einer Demir-Ecke zog Hannes John ab, auch der Nachschuss von Joker Johannes Steinbach saß nicht. Der Stürmer fand sich nach der Einwechslung von Wilko Schmidt, eigentlich Flügelspieler, auf der Sechs wieder, Burchardt ersetzte Klaphake in der Innenverteidigung, Moritz Pauli war schon deutlich früher von der linken wieder auf die Rechtsverteidiger-Position gewechselt. Das war Improvisation in Perfektion. Die beinahe mit dem Siegtreffer belohnt worden wäre, doch Kraft parierte nach Solo von Costa Rocha glänzend gegen Schmidt (112.). Es war die letzte Szene eines dramatischen, hochklassigen Spiels.

Das seinen Höhepunkt erst noch erleben sollte: Im Shootout jagte ausgerechnet Marls routinierter Kapitän Fabian Kudlek mit dem ersten Schuss den Ball meilenweit über das Tor. Sein Münsteraner Gegenpart John machte es besser, traf sicher. Burchhardt und Demir zitterten ihre Versuche über die Linie, Johannes Steinbach dagegen machte es richtig cool. Als letztes kam dann Wilko Schmidt - und traf ins Borussen-Glück...

FC Marl - Borussia Münster     5:6 n.E. (1:1/0:1)
Borussia:
Oluts - Springeneer (85. Brakel), Schrick, Klaphake, Pauli - Burchhardt, Klosa (90. Schmidt) - Demir, John, Costa Rocha - Pier (75. Steinbach)
Tore: 0:1 Demir (33.), 1:1 Inam (51.)
Gelb-Rote Karte: Borussias Klaphake (106./wiederholtes Foulspiel)
Elfmeterschießen:
John, Burchardt, Steinbach, Demir und Schmidt treffen für Borussia  
Goecke verschießt, Silwa, Turan, Völker und Bilgec treffen für Marl

Trainerstimmen

Thomas Falkowski (FC Marl): Glückwunsch an Borussia Münster und alles Gute für die nächsten Spiele. Ich wünsche ihnen, dass sie den Aufstieg schaffen. Für uns ist es sehr ärgerlich und bitter. Wir sind gut ins Spiel gekommen. Danach hat unser Anlaufen nicht so gut funktioniert, weil es der Gegner taktisch sehr gut gemacht hat. In der Halbzeit haben wir das System umgestellt, weil wir uns zu leicht haben ausspielen lassen. Nach der Pause waren wir die klar bessere Mannschaft. Am Ende des Tages muss man sagen, waren wir deutlich näher am Sieg als der Gegner. Im Fußball zählen Tore, wir haben es verpasst, unsere guten Möglichkeiten in Tore umzumünzen. Nach der Gelb-Roten Karte hat sich das Spiel verändert , der Gegner stand kompakt. Am Ende war es zu wenig. Beide sind an ihre Leistungsgrenze gegangen, wir haben es leider verpasst, uns zu belohnen. Wir wollten unbedingt aufsteigen, aber wir werden wieder aufstehen. Wir gehen in die Sommerpause, obwohl wir da gar nicht rein wollten.

Henry Hupe (Borussia Münster): Die Jungs wissen, was alles da dranhängt, sie haben alles aus ihrem Körper rausgeholt. Es war sehr emotional, wir freuen uns natürlich mega. Wir hatten einen richtig guten Gegner. Wir wussten, was auf uns zukommt, aber was die auf den Platz gebracht haben, war schon beeindruckend. Viele, viele sehr gute Spieler. Phasenweise haben wir es in Ballbesitz aber sehr gut gemacht. Die zehn Minuten nach der Halbzeit waren nicht gut. Ich hatte das Gefühl, wir wollten den Ball nicht haben, keinen Fehler machen. Das hast Du gegen einen solchen Gegner aber mal. Was die Jungs in der Verlängerung - gerade in der zweiten Halbzeit - investiert haben, war schon klasse. Elfmeterschießen ist dann Glück. Die Jungs legen sich nach dem Training zwar mal den Ball hin, aber wir haben nicht bewusst Elfmeter geübt. Jetzt gucken wir, wie es weitergeht. 

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Kreisliga A Münsterland

Pl. MannschaftSp. TorePkt.
1    SV Mauritz 06 24    104:19 65  
2    Germ. Hauenhorst 24    78:25 63  
3    SG Sendenhorst 24    72:20 62  
4    VfB Alstätte 24    64:19 62  
5    FC Nordwalde 23    72:22 58  

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