Aus Amsterdam direkt ins Entscheidungsspiel

von Malte Greshake

(06.06.23) Auch wenn die SF Merfeld im Saisonfinale gegen Vorwärts Epe den Kürzeren zogen und am Ende 'nur' Zweiter der Bezirksliga 11 wurden: Die Mannschaft von Josef Ovelhey spielt starke Saison - die auch immer noch nicht vorbei ist. Denn in der Aufstiegsrelegation aller Bezirksliga-Vizemeister besitzen die Merfelder noch alle Chancen, um dennoch den Sprung in die Landesliga zu schaffen. Für die erste Runde bekamen die Sportfreunde sogar ein Freilos zugesprochen. Am Donnerstag (08 Juni, 15 Uhr) trifft Merfeld im Aufstiegsviertelfinale auf Fortuna Freudenberg, Zweiter der Bezirksliga 5. Gespielt wird in Waltrop. Ein Grund zu Freude wäre das, wenn das allgegenwärtige Regionalliga-Theater nicht für einen bitteren Beigeschmack sorgen würde. Und währenddessen muss Ovelhey auch noch andere Widrigkeiten bewältigen...

Es ist nämlich immer noch nicht endgültig entschieden, ob überhaupt ein Bezirksliga-Zweiter aufsteigen darf. Wie alle anderen Aufstiegsaspiranten müssen sich auch die Merfelder gedulden und auf die Entscheidung des Sportgerichts des Westdeutschen Fußballverbands (WDFV) warten. Die Causa 1. FC Düren ist vorerst noch aufgeschoben. Am heutigen Dienstagabend beschäftigt sich das Sportgericht mit dem Sonderantrag des 1. FC Kaan-Marienborn, der sich in die Kreisliga C zurückziehen will und somit keinen Oberliga-Platz belegen möchte.

Erst die Mannschaftsfahrt, dann die Relegation

Und diese Entscheidung möchte Ovelhey zunächst einmal abwarten. "Meine Spieler sind auch froh, wenn die Sommerpause endlich kommt", sagt der Coach der Sportfreunde. Ein Spiel, das sich am Ende als unnötig erweisen könnte, wollen er und sein Team nicht bestreiten. Dazu kommt noch eine andere Sache: Am vergangenen Wochenende machte sich seine Truppe auf den Weg in die Niederlande, um Amsterdam abzureißen. Die Mannschaftsfahrt wollten sich die Merfelder auf keinen Fall nehmen lassen. "Zum Glück hatten wir das Freilos", sagt Ovelhey. Aber: "Aufgrund von Urlauben und beruflichen Verpflichtungen ist die Mannschaft in dieser Woche trotzdem nicht mehr komplett zusammen", berichtet der Trainer. "Wir werden einen sehr kleinen Kader zur Verfügung haben."

Fehlen werden Ovelhey am Donnerstag sicher Luis Göckener, Leon Tüns, Mathias Küster und Christian Drees. "Auf einige Stammspieler müssen wir also verzichten", meint Ovelhey - und fügt schmunzelnd hinzu: "Heute versuchen wir noch einmal zu trainieren und ich schaue mal, wie ansprechbar die Jungs sind. Meine Mannschaft hatte schon einen sehr guten Saisonausklang." Zudem sei die Aufstiegsrelegation für den Trainer alles andere als ein Spaziergang. "Man sieht anhand der ersten Runde, dass vermeintliche Favoriten gestrauchelt sind", so Ovelhey. "Der FC Marl war für mich aufgrund der Kaderzusammensetzung klarer Favorit - und wird direkt von Borussia Münster rausgehauen. Auch der VfL Kamen ist gescheitert. Andere Teams müssen in die Verlängerung oder ins Elfmeterscheißen. Eine Qualität ist also vorhanden, gleichzeitig haben einige Mannschaft auch wohl Personalprobleme."

Merfeld ist gewarnt

Mit dem kommenden Gegner, Fortuna Freudenberg, hat sich Ovelhey derweil auch schon ein wenig beschäftigt. "Dass sie in ihrer Staffel Zweiter geworden sind, weiß ich schon mal", scherzt der Übungsleiter. "Mit 88 Toren haben sie eine gute Offensive, das spricht für sie." Zudem haben die Freudenberger, die von Dominic Solms trainiert werden, vor rund einer Woche im Pokalfinale des Kreises Siegen-Wittgenstein den Oberligisten TuS Erndtebrück mit 4:3-besiegt. Bester Mann der Fortuna: Flügelstürmer Dustin Holzhauer, der mal eben einen Dreierpack erzielte. Ein mächtiges Ausrufezeichen. "Und im letzten Saisonspiel, als es bei ihnen darum ging, Zweiter zu werden, waren 2000 Zuschauer da - also bei Freudenberg gibt es eine ähnliche Resonanz und Euphorie wie bei uns im Kreis", ist Ovelhey gewarnt.

Unabhängig vom Gegner geht es bei den Merfeldern aber darum, erst einmal auf sich selbst zu schauen. "Ich muss abwarten, wie meine Spieler den Nicht-Aufstieg, die schwere Saison und auch Amsterdam verkraftet haben", erklärt Ovelhey. Und im Anschluss nehmen er und sein Team den spielerischen Ansatz in Angriff. Gerade aus ebenjener zurückliegenden 0:1-Niederlage gegen Vorwärts Epe hätte der Coach seine Lehren gezogen. "Epe hatte sich sehr gut auf uns eingestellt und unsere Stärken ausgeschaltet", sagt er. "Bei einem Gegner mit einer starken Defensive muss man die Spieleröffnung anders gestalten. Ins Detail will ich da aber nicht gehen." Und die Herangehensweise sei letztendlich auch von seinem Kader abhängig. "Dem werde ich aber spätestens heute beim Training gewahr", verspricht Ovelhey abschließend.