Aufstiegsrelegation
Held Hoefer hält - Aufstiegstraum des SC Greven 09 lebt weiter
Von Christian Lehmann
(08.06.25) Es gibt Momente, die kannst Du nicht vorhersehen. Vor einem halben Jahr hätte Fynn Hoefer wohl nicht im Traum daran gedacht, was ihm da am Sonntag in Lünen in der 90. Minute des Aufstiegsrunden-Spiels gegen den FC Castrop-Rauxel widerfuhr. Der Keeper des SC Greven 09, der in der Hinrunde noch beim Schlusslicht aus Roxel in der - sorry, lieber BSV! - Schießbude der Bezirksliga 12 gestanden hatte, sah aus nächster Nähe, wie sein Mitspieler Linus Wolberg den Ball nach einer Hereingabe von außen nicht richtig unter Kontrolle bekam und Castrops Yassin Bouchantiya in die Parade fuhr. Klare Sache, Elfmeter! Doch Hoefer unterstrich, dass man seine Zeit auf Instagram manchmal auch sinnvoll verplempern kann. Dort hatte er im Hinblick auf ein mögliches Elfmeterschießen die Routinen des Gegners studiert. Mit Erfolg. Den Versuch von Fatih Yetimoglu hielt der Schnapper sogar fest und machte damit den 2:1 (2:1)-Erfolg seines Teams möglich.
Die 350 Zuschauer an der Kampfbahn Schwansbell zu Lünen, die zu 90 Prozent aus dem Grevener Lager stammten, hatten zu Beginn der Partie aber erst einmal eine Kostprobe der Qualitäten des Gegners bekommen. Castrop-Rauxel begann bärenstark und schaltete nach Ballgewinnen immer wieder brandgefährlich um. Der wendige Yassin Bouchantiya entwischte Marcel Lukas und legte ab auf Bryan Walter, der aus kurzer Distanz verzog (3.), wenig später titschte nach einer Ecke und Abschluss von Daniel Wistuba der Ball auf die Latte. Beinahe hätte kurz darauf Hoefer alt ausgesehen, denn nach einem Foulspiel an der Mittellinie schaltete Nico Wistuba blitzschnell und löffelte das Leder aus rund 50 Metern Richtung Tor, über den geschlagenen Schnapper hinweg - aber hauchdünn neben den Pfosten (5.).
Erster Akzent von Lukas Dinkels
Lukas Dinkels brachte die bis hierher beeindruckt wirkenden Nullneuner mit seinem beherzten Nachsetzen gegen Sami Simsek ins Spiel. Er erlief den Ball und suchte am zweiten Pfosten Rasheed Aileru, der jedoch nicht an den Ball kam (6.). In der turbulenten Anfangsphase hätte Marcel Lukas die Grevener in Führung bringen müssen, doch er jagte das Leder nach scharfer Hereingabe von Aileru aus kurzer Distanz über das Tor (7.). Danach setzte der große Regen ein - und die Nullneuner leisteten sich einen verhängnisvollen Fehler. Bei einer kurz ausgeführten Ecke wurde Linus Wolberg am Strafraum hart attackiert und verlor den Ball, den Konter über Robin Franke, der die Murmel am herausstürmenden Hoefer vorbeispitzelte, schloss Roy Breilmann mit einem Flachschuss in die lange Ecke zum 1:0 für Castrop-Rauxel ab (20.).
Die Elf von Trainer Julian Lüttmann schüttelte sich kurz und spielte hernach bis zur Pause ihren besten Fußball: Fabi Ebong eroberte weit in der gegnerischen Hälfte selbst den Ball und schloss brandgefährlich ab, doch sein Schuss wurde im letzten Moment geblockt (22.), kurz darauf strich ein Distanzschuss von Jakob Richter nur hauchdünn über den Kasten von Hendrik Zimmermann (27.). Nach einer Ecke von Marcel Lukas köpfte Kester Plagemann aus kurzer Distanz drüber (28.). Ein ganz dickes Ding ließ anschließend Aileru liegen, als ihm die Kugel nach scharfem Zuspiel von Ebong fast auf der Torlinie vors Schienbein sprang und wieder zurück ins Feld hüpfte (34.). Dann war es soweit: Nach einer Verlagerung auf die linke Seite flankte Wolberg butterweich auf den zweiten Pfosten, wo Jakob Richter den Ball zum hochverdienten 1:1 über die Linie drückte (38.). Nun drückte Greven so richtig, ließ von halblinks durch Ebong die nächste dicke Chance liegen (41.) - allerdings gewährten die Nullneuner ihrem konterstarken Gegner auch immer wieder Räume wie in der 43. Minute, als der starke Breilmann aus ähnlicher Position den Ball knapp am Tor vorbeilegte. Noch vor der Pause drehten die Männer aus der Schöneflieth die Partie: Nach einem Freistoß von Jakob Richter unterlief Zimmermann den Ball, Aileru drückte das Leder technisch anspruchsvoll ins Tor (1:2/45.+1).
Zähe zweite Hälfte
Der zweite Durchgang gestaltete sich dann deutlich zäher als der erste. Hoefer war nach einem Diagonalball von Franke auf Breilmann gegen Castrop-Rauxels Neuner auf dem Posten (47.). In der Folge leisteten sich die Grevener einige unnötige Abspielfehler und machten den lange ratlos wirkenden Gegner wieder stark. Marcel Lukas wuselte sich durch die Box, kam aber nicht zum Abschluss, im Gegenzug riskierte Jeremias Wiethölter bei einer Grätsche gegen den durchgebrochenen Bouchantiya Kopf und Kragen und hatte Glück, dass Schiedsrichter Hendrik Maaz auf Vorteil entschied. Breilmann kam frei zum Abschluss, scheiterte aber an Kester Plagemann, der sich ihm in den Weg warf (61.). Wiethölter sah entsprechend der Regel "nur" die Gelbe Karte
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In der Folge brachten die Nullneuner frisches Personal und verpassten es, den Sack zuzumachen. Aileru schlängelte sich mit einer tollen Körpertäuschung durch die gegnerische Hintermannschaft und wurde erst durch Simseks langes Bein, der mit viel Risiko so eben noch den Ball berührte, gestoppt (66.). Der eingewechselte Max Assing ließ nach Flanke Richters die Vorentscheidung ebenso liegen (76.) wie Richter, der rechts an der Strafraumkante - aber außerhalb - von Zimmermann gefoult wurde. Der Referee zögerte lange, zückte dann aber "nur" Gelb gegen den Schnapper - den Freistoß-Aufsetzer von Lukas meisterte der Schlussmann im Nachfassen (80.).
Fechtel lässt die Entscheidung liegen
Der in der Schlussphase gekommene Patrick Fechtel scheiterte zudem mit einem Heber nach Flanke von Raik Engelke (86.) und schoss wenig später im Eins-gegen-Eins Zimmermann an (89.) Das hätte sich auf der Gegenseite beinahe gerächt, wenn Hoefer nicht beim Instagram-Videostudium gut aufgepasst und beim Elfmeter geglänzt hätte (90.). Anschließend mussten die Grevener nur noch einen Kopfball von Kevin Brewko überstehen, dann war der Einzug ins "Halbfinale" perfekt.
Dort geht es am Donnerstag in Freckenhorst (nicht in Lippetal-Herzfeld wie ursprünglich angenommen) gegen den SVE Heessen (Anstoß 19.30 Uhr), der sich in der Aufstiegsrunde bereits zweimal behauptet hat. Am Donnerstag setzte sich das Team um den früheren Freckenhorster Pierre Jaspert (ehemals Jöcker) mit 2:0 gegen Türkgücü Gütersloh durch, am Sonntag gewann der Vizemeister der Bezirksliga-Staffel 8 mit 1:0 gegen den TuS Brake.
FC Castrop-Rauxel - SC Greven 09 1:2 (1:2)
Greven: Hoefer - Lukas, Plagemann, Wiethölter, B. Lakenbrink - Karakoc (65. Sackarndt), Wolberg - Aileru (81. Fechtel), Ebong (65. Engelke), Richter (90.+3 Reincke) - Dinkels (65. Assing)
Tore: 1:0 Breilmann (20.), 1:1 Richter (38.),
1:2 Aileru (45.+1)
Bes. Vork.: Grevens Hoefer pariert FE gegen Yetimoglu (90.)
Trainerstimmen
Julian Lüttmann (SC Greven 09): Wir sind sehr nervös ins Spiel gegangen und schleppend reingekommen. Wir haben im Offensivspiel immer wieder eigene Fehler produziert, nach denen der Gegner gut umgeschaltet hat. Das haben wir danach besser in den Griff bekommen, auch wenn das 0:1 fällt. Wir haben genug Chancen, aber auch in einigen Situationen Glück gehabt. Wir haben uns in der zweiten Halbzeit reingebissen. Es war sicherlich nicht unser bestes Spiel, aber die Mentalität hat gepasst. In solchen 50:50-Spielen kommt es manchmal auch auf das Spielglück an. Wir haben es geschafft, einen Rückstand zu drehen - das spricht für den Charakter der Mannschaft. Wir müssen den Sack früher zumachen, uns aber trotzdem am Ende bei Fynn bedanken. Er hat das heute sehr gut gemacht. Eine Verlängerung wäre nicht gut gewesen - gerade im Hinblick auf unser Spiel am Donnerstag. Ich glaube, am Ende war es ein verdienter Sieg. Wir wissen, dass wir gegen Heessen noch ein bisschen was ändern müssen, aber wir sind willig und hoffen, dass wir ins Finale einziehen können.
Tino Westphal (FC Castrop-Rauxel / bei den Ruhr Nachrichten): Das war wirklich mehr als nur knapp. Ich fand uns auch ein bisschen spielerisch überlegen. Die hatten heute das Quäntchen Glück, wir machen zwei individuelle Fehler. Ich will der Mannschaft gar keinen Vorwurf machen, die haben gekämpft, super Fußball gespielt. Das tut richtig weh. Weil wir so viel investiert haben in der Rückrunde. Am Ende ist es leider so, dass der Fußballgott heute nicht auf unserer Seite war.