Verlieren verlernt

Von Fabian Renger

(10.05.19) Wenn es etwas gibt, was den Coach des SV Mesum, Marcel Langenstroer, derzeit missfällt, dann ist es die Sache mit dem Kunstrasen. Der charmante Ascheplatz im Hassenbrock soll einem Kunstgeläuf weichen. Das ist schonmal keine ganz so miese Idee der Mesumer Verantwortlichen. Dazu können Interessierte virtuelle Rasenflächen mieten. "Ich hätte gerne eine Eckfahne gehabt", ärgert sich Langenstroer, dass er dafür zu spät ist -  natürlich nicht ganz ernst gemeint. Größere Sorgen hat er momentan eher weniger, Mesum ist schließlich das Team der Stunde der Westfalenliga.

Sieben Ligaspiele (vier Siege, drei Remis) sowie ein Sieg im Pokalhalbfinale: Verlieren haben sie verlernt im Hassenbrock. Dass die Qualität vorhanden ist, betont auch Langenstroer, wussten sie beim SVM. Ob er im Winter, als Mesum mit neun Zählern abgeschlagen sein Süppchen am Tabellenende gekocht hat, an so  eine Trendwende geglaubt hätte? "Gehofft hab ich es", sagt der Trainer. Aber woran liegt das, dass aus der Hoffnung Realität wurde? Zu den neun Zählern des alten Jahres 18 weitere hinzu kamen? Mesum vom letzten Platz der Hinrunden-Tabelle auf den vierten Rang des Rückrunden-Tableaus kletterte?

Fokus auf andere Dinge

Auch der Übungsleiter stellte sich die Frage zuletzt häufiger - und fand eine Antwort. "In so einer Situation musst du dich selbst und deine Arbeit etwas umorientieren, den Fokus weniger auf fußballerische Dinge legen. Wichtiger ist es, Sachen wie Mentalität und Einsatzwillen in den Vordergrund zu rücken", erklärt der Coach den Masterplan. Weniger sind die Laufwege auf dem Platz gefragt, eher die im Kopf. Die stimmen inzwischen beim SVM.

Elementare Dinge wie die Körpersprache, die Leidenschaft, so etwas muss passen. Gerade im Überlebenskampf. "Da lernst du die Jungs auch noch mal etwas anders anders kennen, im vergangenen Jahr haben wir ja alles gewonnen", entdeckte Langenstroer ein anderes Gesicht in der Truppe. Mittlerweile ein Gesicht des Willens. Hinzu kamen auf dem Acker beispielsweise die Comebacks von lange fehlenden Defensiv-Säulen wie Chris Strotmann oder Julian Wolf. All das führt dazu, dass Mesum jetzt im Art Do-or-die-Spiel gegen die SpVg Beckum einen weiteren Riesenschritt zum Klassenerhalt machen kann. Und dass wir mit Langenstroer jetzt anschwitzen. Aber Obacht:"Beim letzten Mal war ich verdammt gut." 

Oberliga Westfalen

ASC Dortmund - FC Eintracht Rheine (Sonntag, 15 Uhr)
Stand jetzt, spricht vieles für zwei Absteiger aus der Regionalliga - im Umkehrschluss bedeutet das: Auch aus der Oberliga streichen wohl nur zwei Teams die Segel. Das ist einiges wert, nur vertrauen sollte darauf keiner im Lager Rheines. Vielleicht hilft ja der Fauxpas aus Hamm weiter: Ein Spieler der Hammer SpVg, Damir Kurtovic, lief in dieser Spielzeit bereits für drei Clubs auf - dummerweise als Vertragsamateur. Und als eben solcher ist es gestattet, maximal für zwei Vereine in Pflichtspielen in einer Saison aktiv zu sein. Im Winter war Kurtovic von Westfalia Herne nach Hamm gewechselt, in seiner Anwesenheit holte Hamm ein 0:0 gegen den FCE und ein 3:0 daheim gegen den SV Schermbeck. Anschließend legte Herne Protest ein, Schermbeck und Rheine folgten. Könnte auf einen Abzug von vier Zählern für Hamm hinauslaufen. Das wäre auch einiges wert, aber auch darauf sollten sie sich am Delsen nicht verlassen. "Wir müssen den Bock wieder umstoßen", blieb FCE-Coach Björn Laurenz nach der Vorstellung gegen Gievenbeck kämpferisch. Es war wieder so ein Auftritt, der zeitweise einige Fragezeichen aufwarf. (über den Fußballgott schweigen wir heute mal...) So wie oft in dieser Saison schon folgten auf ordentliche Auftritte solcher Rückschläge. Und das ist wirklich nichts wert, Konstanz wäre eher gefragt im Saisonfinale...
Langenstroer: 1:1
Heimspiel-Tipp: 2:2. Gegner Dortmund rangiert auf Platz drei und hat seine vergangenen sieben Matches gewonnen, zuletzt das Topspiel in Haltern am Mittwoch mit 1:0. Allerdings wird's teuer für Trainer Daniel Sekic: Wie in den Offiziellen Mitteilungen steht, bekommt er aufgrund einer Eintragung des Schiedsrichters im Spielbericht der Partie gegen Herne am vergangenen Sonntag eine Strafe von 375€ (!) aufgebrummt. Auch mal ein stolzes Sümmchen...

Westfalia Herne - 1. FC Gievenbeck (Sonntag, 15.15 Uhr)
Es gibt angenehmere Auswärtsfahrten als die zu Christian Knappmann und Westfalia Herne. Der Trainer selbst ist ja eh eine Marke für sich, aber auch die Mannschaft gilt als nicht gerade leicht zu bespielen und nicht minder unangenehm. Ganz gleich indes, wie der Fall aus Hamm ausgeht: Für den FCG dürfte das abermalige Lebenszeichen in Rheine vom vergangenen Mittwoch wohl dennoch zu spät kommen. Jedenfalls im Normalfall. Doch was war in dieser wahnsinnigen Fußballwoche schon normal...
Langenstroer: 2:0
Heimspiel-Tipp: 3:0. Sorry, liebe Gievenbecker, das war's auch rechnerisch...

Westfalenliga

SV Mesum - SpVg Beckum (Sonntag, 15 Uhr)
Endspiel? Langenstroer verzieht die Augen. Den Begriff mag er nicht. "Es ist eher eine richtungsweisende Begegnung." Beckum steht auf dem Relegationsrang, zwei Punkte hinterm SVM, hat jedoch noch ein Saisonspiel mehr in der Hinterhand, Mesum hat eine Woche drauf nämlich spielfrei. Bei Beckum läuft es auch nicht schlecht: Vier Spiele ungeschlagen, in den vergangenen drei gab es  nicht einmal ein Gegentor. "Den Gegner musst du dir zurechtlegen", weiß "Cello". Dabei erwartet er mal wieder einen Auftritt mit zwei guten Halbzeiten von seinen Farben, zuletzt fehlte es meist 45-minütig. Auf Schützenhilfe (Beckums letzte Gegner sind Neuenkirchen und Borussia Emsdetten,) baut er indes nicht. "Das ist einem Spieler doch egal, wenn er auf dem Platz steht...", ebenso wurscht sei Langenstroer, Stand jetzt, auch das Kreispokalfinale am Vorabend von Christi Himmelfahrt bei Borussia Emsdetten. Aber wer weiß, wenn er dort den Pokal holt, den Klassenerhalt eintütet - vielleicht gibt's dann ja doch noch die Eckfahne. Oder gleich den ganzen Platz?
Langenstroer: 2:1
Heimspiel-Tipp: 3:0 für euch. Wenn das eintreten sollte, möchte ich lebenslang eine Bratwurst aufs Haus bekommen in Mesum. (übrigens: Tino Wermeling kommt mit der Kamera vorbei und macht das Spiel zu unserem Spiel der Woche. Hoffentlich ein gutes Omen...)

SuS Neuenkirchen - SV Spexard (Sonntag, 15 Uhr)
Die Verteidigung? Nicht existent. Zumindest nicht in dem Maße, wie sie es hätte sein müssen. Daher ging der SuS in Clarholz in der Vorwoche mächtig baden. Auch die alten Probleme mit der Chancenverwertung waren wieder zu beobachten. Ne, ne, ne, beim SuS Neuenkirchen lief der Motor gar nicht rund. Falls es noch Titelhoffnungen gegeben haben sollte, sind sie wohl jetzt spätestens futsch. Aber das macht am Offlumer See bekanntlich niemandem etwas. Die Saison gilt auch so als gelungen.
Langenstroer: 2:0
Heimspiel-Tipp: 4:2. Neuenkirchen ist schließlich immer für Tore und Gegentore gut. Ein wichtiger Sieg auch für Mesum, so könnte - falls wir richtig tippen - Spexard als Vorletzter den SVM nämlich nicht mehr einholen. Das wäre ja was.

Borussia Emsdetten - Victoria Clarholz (Sonntag, 15 Uhr)
In Facebook schreiben Leute, denen zu bestimmten Themen nichts einfällt, an so einem Moment etwas von Kochrezepten. Da bin ich allerdings raus. Also nun: Borussia Emsdetten ist Achter, Clarholz Neunter. Emsdetten hat 36 Zähler, Clarholz 35. Nach oben sitzt maximal Platz sechs für beide drin. So viel zur nackten Wahrheit. Nach unten ist vielleicht im schlimmsten Fall noch Platz zehn oder elf möglich. Mehr wohl nicht. Joar. Es ist der vorletzte Spieltag. Vielleicht ist ja der Blick aufs Wetter interessant: Die Regen-Wahrscheinlichkeit in Emsdetten liegt bei 0 (!) Prozent. Es könnte vielleicht ein paar Böen geben. Und alles wirklich wichtige zu dieser Partie gibt's dann am Sonntagabend...
Langenstroer: 2:2
Heimspiel-Tipp: Nach Desastern aufstehen? Können die Borussen. Daher berappeln sie sich nach der 1:6-Schmach von Rödinghausen und siegen 3:1.


SC Preußen Münster II - TuS Hiltrup (Sonntag, 15 Uhr)
Die Hiltruper werden wohl nicht zur Gratulation vorbeikommen. Die Preußen könnten mit etwas Glück bereits am Sonntag alles klarmachen in Sachen Aufstieg und Meisterschaft. Aber darauf werden die Hiltruper im Stadtderby wohl keine Lust haben. Schließlich holten sie in der Vorwoche kräftig Luft, als sie Roland Beckum ordentlich verprügelten. 5:0 hieß es da Ende. Das gab Auftrieb. Zumal die vergangenen Duelle immer ausgeglichen waren: Viermal in Folge trennten sich beide Teams zuletzt Remis. 
Langenstroer: 2:1
Heimspiel-Tipp: Hiltrup hat tatsächlich keine Lust, irgendwem die Hand zur Gratulation zu reichen und siegt 1:0.