Nottuln holt Ex-Profi und Aufstiegshelden
von Christian Lehmann
(05.06.20) Kann man mal so machen. Grün-Weiß Nottuln hat sich schon vor Beginn der Corona-Krise für die kommende Saison gewappnet, die Verpflichtung zweier absoluter Hochkaräter allerdings vorerst geheim gehalten. Mehrere Monate nach der Einigung machte der Klub nun öffentlich, dass Ex-Profi Semih Daglar (27) und Rückkehrer Mario Dening (28) künftig zum Team gehören.
"Wir hatten die Gespräche mit Semih schon im Februar. Er wollte aber erst seine Leute vor Ort informieren. Zu Beginn der Corona-Zeit fanden wir es dann unangemessen, einen Wechsel zu verkünden. Deshalb haben wir die Füße still gehalten", erklärt GWN-Trainer Jens Niehues, warum der Klub die durchaus spektakuläre Personalie so lange auf kleiner Flamme kochte.
Aufstieg in die 3. Liga mit Lotte
Denn Daglar bringt eine durchaus lebhafte Fußballer-Vita mit. Ausgebildet wurde der in Münster geborene Deutsch-Türke bei den Preußen und bei Borussia Dortmund, anschließend spielte er für den SC Wiedenbrück, die Sportfreunde Lotte, Rot-Weiß Ahlen, die Hammer SpVgg und seit 2018 für den SC Roland Beckum. Mit den Sportfreunden gelang dem offensiven Mittelfeldspieler der Aufstieg in die 3. Liga. Häufig kickte er an der Seite von Nottulns Spieler Daniel Feldkamp. Der war es auch, der nach dem feststehenden Rückzug des SC Roland aus der Westfalenliga den Kontakt zu Daglar herstellte. Von seinem Wohnort Münster-Kinderhaus ist der Weg nach Nottuln künftig nicht allzu weit.
"Wir sehen das als Chance für beide Seiten", meint Niehues, der spitz bekommen hat, dass Daglar zuletzt ein wenig die Freude am Fußballspielen abhanden gekommen sei. Mit nur 27 Jahren habe der Familienvater überlegt, die Schuhe an den Nagel zu hängen. "Bei seinen letzten Stationen gab es häufig auch großen Druck von außen. Hier in Nottuln kann er in Ruhe arbeiten, da steht niemand auf der Tribüne und erwartet Gott weiß was." Niehues erhofft sich vom erfahrenen Daglar, dass er junge Spieler an die Hand nimmt. Sportlich fehlten den Nottulnern vor allem nach der Verletzung von Dickens Toka Alternativen für die Position links offensiv. Zumeist halfen dort positionsfremde Rechtsfüße aus.
Dening hofft auf Rückkehr ins Münsterland
Wie Daglar hat auch Torhüter Mario Dening das Zeug zum Führungsspieler. Der Rückkehrer, der mit dem Team 2013 den Aufstieg in die Westfalenliga feierte, wird aber zunächst wohl nicht vollumfänglich zur Verfügung stehen, da er bei der Bundeswehr in Mühlheim Dienst schiebt. Zuletzt stand er ein halbes Jahr lang beim schweizerischen Fünftligisten FC Allschwil unter Vertrag. Während eines Bundeswehr-Lehrgangs im März ließ sich der Feldwebel, dessen Eltern in Senden leben, bei seinem alten Klub blicken.
Langfristig möchte er sich zurück ins Münsterland versetzen lassen, dann könnte er im Torwart-Konkurrenzkampf Marvin Kemmann und Malte Wilmsen noch mehr Feuer unterm Hintern machen. Weil Torwarttrainer Dirk Teichmann ohnehin etwas kürzer treten wollte, soll Dening über kurz oder lang auch in dessen Position hineingeführt werden. Niehues schätzt auch die fußballerischen Attribute des groß gewachsenen Schnappers. "Mit seinem imposanten Erscheinungsbild wird Mario uns sicher helfen. Damit schreckt er den einen oder anderen Stürmer schon ab."
Ihre Kaderplanung haben die Nottulner durch, nun gilt unter dem Einfluss von Corona die Politik der kleinen Schritte. Seit dieser Woche wird wieder in Kleingruppen mit Kontakt trainiert, wenn dann feststeht, wann die neue Saison anläuft, plant Niehues noch ein kleines Sommerbreak und anschließend eine sechswöchige Vorbereitung. "Ich hoffe vor allem, dass der Kreispokal noch stattfinden kann. Wir tun gut daran, jetzt von Tag zu Tag zu schauen. Wir haben einen Plan in der Tasche."