Abhauen geht nicht
Von Fabian Renger
(28.02.20) Die Reihen lichten sich. Oliver Janning, Oliver Winkler, Joshua Roß, Witali Ganske, Jakob Gerstung, Ladislav Velican, Yannik Grabbe - alle sind im Sommer weg. Der SuS Neuenkirchen erlebt demnächst eine Wechselorgie sondergleichen. Der Rotstift geht um am Haarweg, war in der lokalen Presse zu lesen. Auch von einem um 30 Prozent kleineren Budget für die Erste. Sind das alles Auflösungserscheinungen?
"Nein", blockt Kapitän Julian Knocke diesen Begriff umgehend ab. Seit 2012 ist er beim SuS und damit ein Stück Inventar. Ins Grübeln kam er schon: Er wohnt in Münster, arbeitet in Osnabrück in einem Autohaus. Anfragen gab es natürlich. Jemand seiner Güteklasse ist begehrt. Dazu diese Pendelei. Da kannst du auf Gedanken kommen. Aber Knocke bleibt. Er hat seine familiären Wurzeln hier. "Da ist es schwierig, einfach abzuhauen", erklärt der 28-Jährige.
"Gute Jungs" bleiben
Thema in der Kabine ist das ganze aktuelle Geschehen logischerweise. Knocke versteht die Gründe: Anfahrtswege, neue Entwicklungsschritte. Alles nachvollziehbar für ihn. Sorgen müsse man sich aber nicht machen. Im Gegenteil. Knocke versprüht Zuversicht. "Es bleiben ja gute Jungs dabei", betont er. "Wir werden eine schlagkräftige Truppe haben!"
Malte Nieweler und beispielsweise Emanuel Beckmann-Smith bleiben auch an Bord. Knocke ist kommendes Jahr quasi einer der Klassenältesten. Hat er kein Problem mit. Die, die kommen (Glenn Gröger, Jasper Dreinemann, Fynn Onken - alle A-Jugend des FCE), sind zwar jung, aber ehemalige Neuenkirchener und hungrig. Und die, sonst noch bleiben, sind nun auch keine Fußball-Legastheniker. Knocke denkt da an einen Marco Diekmann oder Marvin Egbers.
Kein Gegner
Also kein Holland in Not? Wie gesagt: Knocke ist zuversichtlich. Und Knocke ist angriffslustig: "Dann denkt nächstes Jahr halt jeder, wir sind Absteiger Nummer 1 und können es denen zeigen." Allerdings müssen sie erstmal diese Spielzeit abschließen. Da läuft's so semigeil. Platz 12 - das ist wolkig mit Aussicht auf trüben Abstiegskampf. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung auf Rang 13. Klingt zunächst noch nach genug. Mal sehen. Unser Prakti Marc Klein schlug Borussia Emsdettens Lars Dömer im Anschwitzen vor zwei Wochen mit 4:3. Knocke ist aber wohl kein Gegner, gilt er doch nicht gerade als Tipp-Experte. Manch Wettschein könne er bei Bundesliga-Spielen schon zur Halbzeit zerknüllt wegschmeißen, berichtet er. Hoffentlich ist das kein Taktieren...
Oberliga Westfalen
SV Schermbeck - FC Eintracht Rheine (So., 15 Uhr)
Was die hiesigen Amateurfußballer so machen am Karnevalswochenende: Ein Testspiel hier, eine wilde Karnevalsparty dort. Was der FC Eintracht Rheine macht am Karnevalswochenende: Er geht boßeln. Ob sie den schönen Gruß wie in diesem Video hier gemacht haben? Fußballerisch geht's für den Vierten zum Siebten nach Schermbeck. Zwei Zähler trennen beide Teams. Die vergangenen Duelle waren stets knapp. In Schermbeck gab's vor Wochenfrist ebenfalls abseits des Platzes Neuigkeiten: Das Trainerteam fürs neue Jahr ist vorgestellt worden.
Hinspiel: 2:1 für Schermbeck
Heimspiel-Tipp: Rheine kann boßeln und auch kicken. 1:2.
Knocke: In Schermbeck ist es immer unangenehm. 1:1.
Westfalenliga
SuS Neuenkirchen - Borussia Emsdetten (So., 15 Uhr)
Knocke ist trotz des blöden 0:1 in Gievenbeck guter Dinge:"Es hat einen kleinen Ruck in der Winterpause gegeben. Da haben wir uns nochmal besprochen: Wir wollen nicht so weitermachen wie in der Hinrunde." Er führt das mahnende Beispiel aus der Abstiegs-Saison in der Oberliga an: Nie stand der SuS damals auf einem Abstiegsrang. Bis es ihn trotz solider Hinrunde und aufgrund manch unglücklicher Pleite ausgerechnet am letzten Spieltag dorthin spülte. Die aktuelle Kombo verfüge über viele gute Einzelspieler. Nur als Mannschaft greife das eine Rad nicht immer so in das andere. Das würde sich aber gerade enorm verbessern. Auch die defensive Stabilität erfreut ihn:"In Gievenbeck haben wir wenig zugelassen. Das kennt man ja so gar nicht von uns."
Hinspiel: 3:2 für Borussia
Heimspiel-Tipp: 2:0. Weil Borussia Emsdetten einfach noch nicht angekommen ist im Jahr 2020. Und der SuS seinerseits einfach mal wieder dran ist.
Knocke: 3:1. Warum? "Weil wir einfach gewinnen! Wenn nicht jetzt - wann dann?!"
SV Spexard - 1. FC Gievenbeck (So., 15 Uhr)
Neues aus der Reihe "Wissen, das euch garantiert nicht weiter bringt im Leben": Wusstet ihr, dass der SV Spexard der größte Sportverein in Gütersloh ist? 2.678 Mitglieder sind es. In diesem Jahr feiert der Verein sein 70-jähriges Bestehen. Am 25. März gibt es einen Festakt im Spexarder Bauenhaus. Trainer des Elften ist Martin Simov, allerdings nur noch bis zum Sommer - dann übernimmt Roland Beckums aktueller Coach Robert Mainka. Der hat als Aktiver übrigens elfmal den Verein gewechselt. Stattlich. Im Winter verließen Spexard sechs Spieler. Der Club muss sparen. Wir sparen uns jetzt aber auch jedwede weiteren Infos. (mehr gibt's in der aufschlussreichen Stadionzeitung)
Hinspiel: 2:0 für Spexard
Heimspiel-Tipp: 1:1
Knocke: 2:1
SpVgg Vreden - VfL Theesen (So., 15 Uhr)
Wer wird eigentlich aufsteigen? "Hiltrup, Vreden, Clarholz oder Rödinghausen", Knocke nennt viele Namen. Rödinghausen soll gar den besten Fußball spielen. Wir hoffen: Es bleibt trocken! Auf der facebook-Seite der Vredener war neulich ein Foto zu sehen. Am vergangenen Wochenende musste das Pokalspiel der A-Junioren kurzfristig ausfallen. Der Kunstrasen war nicht bespielbar. Auf dem Foto sah es tatsächlich so aus, als hätte man Schwimmflügel gebraucht...
Hinspiel: 4:1 für Vreden
Heimspiel-Tipp: 3:0
Knocke: 3:2
GW Nottuln - TuS Tengern (So., 15 Uhr)
Ach Gottchen! Olaf Sieweke hatte beim TuS Tengern eigentlich verlängert. Doch dann schmiss der Trainer des abgeschlagenen Schlusslichts (Sieben Punkte) trotzdem urplötzlich die Brocken hin. Impulse setzen und so. Das übliche. Für den Verein kam's überraschend. Umstimmungsversuche gab es nicht, denn: Man wolle ja nicht herumeiern, sagt Sportleiter Christian Meyer bei den Kollegen des Westfalen-Blatts. Das ist doch mal eine vernünftige Aussage, mit der wir arbeiten können. Der jetzige Co-Trainer Wojtek Kosecki übernimmt. Herumeiern, das tat Nottulns Truppe im ersten Ligaspiel anno 2020 vor zwei Wochen. 1:4 hieß es dort in Herford. Schläfrig wirkte Nottuln und gar nicht wach. Vielleicht hat sich Jens Niehues ja ein paar Anleihen bei uns geholt, wie er seine Männer direkt wachrüttelt. Wir wären ja für irgendeine Form der Windel-Methode...
Hinspiel: 3:1 für Nottuln
Heimspiel-Tipp: Nottuln direkt spitz wie Nachbars Lumpi. 4:1. Das Gegentor schießen sie auch noch selbst.
Knocke: 3:0.