Westfalenliga 1
"Den Eltern ein Lob aussprechen"
von Alexander Eckrodt
(15.07.20) Zwei Brüder in einer Mannschaft - ja, das kann funktionieren. Was für manch einen undenkbar scheint, funktioniert bei GW Nottuln einwandfrei. Das liegt nicht zuletzt an der außergewöhnlichen Verbindung, die Fabian und Sebastian Schöne zueinander haben.
Aber eins nach dem anderen. Sebastian Schöne ist 25 Jahre alt und damit der ältere der beiden. Er studiert in Münster Sozialwissenschaften und Geografie auf Lehramt. Seine fußballerische Laufbahn verbrachte der Student ununterbrochen bei GWN. Nachdem er im Herrenbereich erst in der Zweiten zum Einsatz gekommen war, machte er auf sich aufmerksam und stieg 2016 zur ersten Mannschaft auf. "Ich hätte nie gedacht, dass ich in die erste Mannschaft komme", betont er.
Anders lief das bei seinem drei Jahre jüngeren Bruder Fabian. Nach den ersten Jahren in Nottuln zeigte sich sein Talent. Er wechselte deswegen in die Jugend des SC Preußen Münster. Von dort kehrte er nach einigen Jahren in die A-Jugend von GWN zurück und wurde noch in seinem zweiten A-Junioren-Jahr zur ersten Mannschaft hochgezogen. Damit kamen Sebastian und Fabian gleichzeitig zum Team, das damals noch von Oliver Glaser trainiert wurde.
Zusammen und nicht gegeneinander
Für die beiden Brüder war das aber von Beginn an kein Problem. "Es ist schon cool, mit ihm in einer Mannschaft zu spielen. Wir haben schon als wir klein waren im Garten zusammengespielt, aber das ist natürlich etwas anderes", beschreibt Sebastian die Situation. Und auch für Fabian ist die Tatsache, mit seinem Bruder zusammenzuspielen, nichts Schlimmes: "Dadurch, dass wir uns immer gut verstanden haben, ist das auch kein Problem. Wir unternehmen ja auch neben dem Fußball viel miteinander, weil wir ja auch einen ähnlichen Freundeskreis haben." Sie würden in der Freizeit dann zum Beispiel auch mal zusammen einen Trinken gehen. Das passt auch zu der engen Verbindung der beiden Ur-Nottulner.
Den großen Wettbewerbsgedanken beim Training mit dem Bruder haben beide eher nicht. Das mag auch den Positionen geschuldet sein. Während Sebastian eher defensiv eingesetzt wird, ist Fabian der offensivere Spieler. Beide genießen einen hohen Stellenwert in der Mannschaft. "Menschlich sind das beide echt feine Jungs, da muss man den Eltern ein Lob aussprechen. Man kann die beiden gut am Kopp haben", werden sie von Trainer Jens Niehues beschrieben. Vom Typ her seien sie aber schon etwas unterschiedlich. "Fabi ist der emotionalere. Er ist schneller mal in sich gekehrt und unzufrieden mit seiner Leistung. Sebastian ist da etwas ausgeglichener und ruhiger.”
Sebastian macht keinen Hehl daraus, dass Fabian der fußballerisch bessere Spieler von den beiden ist. Dennoch glaubt er, dass er seinem Bruder in einem Punkt voraus ist: "Manchmal gelangt er etwas in einen Abwärtsstrudel. Ich glaube, da bin ich noch ein wenig reifer." Für Fabian ist sein älterer Bruder "ein sehr lustiger Typ und ein absoluter Teamplayer. Er stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft und jeder kommt gut mit ihm klar."
Von schweren Verletzungen und Zusammenhalt
Die vergangenen Monate waren für Sebastian alles andere als einfach. Ende 2019 hatte sich der Defensivmann einen Kreuzbandriss im Training zugezogen. Nach mehreren unklaren Diagnosen wurde er dann erst im April diesen Jahres am Kreuzband operiert. Das war auch für Fabian nicht einfach: "Man versucht da immer, gut zuzureden, aber bei so einer langwierigen Verletzung ist das auch immer schwierig." Sebastian kann sich nach der Verletzung aber nicht nur auf seinen Bruder verlassen: "Meine ganze Mannschaft hat mir geholfen. Wir haben uns zwischendurch in einem Zoom-Meeting getroffen und alle wollten wissen, wie es mir so geht." Für Trainer Niehues gibt es nun noch ein klares Ziel: "Wir wollen, dass Sebastian noch ein paar Westfalenliga-Minuten sammeln kann."
Fabian und Sebastian Schöne haben eine besondere Beziehung zueinander. Auch neben dem Fußball verbringen sie einiges an Zeit miteinander und helfen sich gegenseitig, wo immer es auch geht. Sebastian beschriebt seine Beziehung zu seinem jüngeren Bruder auch als etwas Besonderes: "Er ist für mich ein guter Kumpel. Er ist mehr als ein Bruder. Er ist eigentlich sowas wie ein bester Freund."