Kein Mann für 80 Meter

Von Fabian Renger

(11.09.20) Dreiundzwanzig zu Null! Mein lieber Scholli. Das war ein Ding am Hiltruper Osttor, als der dort beheimatete TuS den C-Ligisten SG Dyckburg zum Pokal-Erstrundenspiel empfing. Auch Hiltrups Steffen Menke war nachhaltig beeindruckt. "Er war ein eher komisches Spiel", sagt der 29-Jährige. "Aber es war trotzdem eine nette Atmosphäre auf dem Platz."

Über Menke sagte Hiltrups Coach Christian Hebbeler neulich noch, er könne Spiele entscheiden. Das war jetzt gegen Dyckburg nicht unbedingt mehr nötig. Vier Buden steuerte Menke am Mittwoch bei. Vier Buden in elf Minuten wohlgemerkt. Das passiert ihm wohl auch nicht so häufig.

Überhaupt: Menke ist aktuell sowieso froh, wieder durchstarten zu können. Diesmal vielleicht ohne Unterbrechungen. Davon hat er nämlich die Nase gestrichen voll. Vom SC Spelle-Venhaus wechselte er zur Saison 2018/19 für ein halbes Jahr bis zum Winter zum FCE. Am Delsen entwickelte sich keine große Liaison. Nach einem halben Jahr Spielpause suchte Menke sein Glück in Hiltrup. Ärgerlich: Er starte damals mit einem Bänderriss in die Vorbereitung. Dann ackerte er sich zurück, spielte immerhin 15-mal in 2019/20 - um dann wieder aus der Bahn geworfen zu werden. Danke, Corona!

Mitspieler erwünscht

Jetzt der nächste Neustart. "Ich fühle mich ganz gut", erklärt Menke, der seit August erstmals Vollzeit als Lehrer tätig ist. Der Fußball sei für ihn ein schöner Ausgleich zum Job. 111 km/h weist sein FuPa-Profil in Sachen Schussgeschwindigkeit aus. Das wurde seinerzeit mal in Niedersachsen beim Training gemessen. Ohne Aufwärmen, ohne alles. "Ich weiß nicht, ob das so aussagekräftig ist", zweifelt Menke an diesem Wert. Woran kein Zweifel besteht, ist sein Spielertyp. "Ich brauche meine Mitspieler. Ich bin nicht unbedingt der schnellste und lebe eher vom Spielverständnis", sagt Menke über sich selbst.

Nicht der schnellste? So so. "Auf kurze Distanzen geht's noch, du brauchst mich aber nicht über 80 Meter die Linie runter schicken, die Zeiten sind vorbei", gibt er lachend zu. Menke, ein relaxter Zeitgenosse, hat nun aber das große Los gezogen, der erste Tipp-Gegner von uns in der Saison zu sein. Kann er das? Hmm. In einer 13 Leute starken Tipprunde sei er mal Vierter gewesen, verrät er. Das macht mir aber keine Angst. Stand jetzt. Immerhin ist bei acht Spielen eine 0:23-Klatsche für den Heimspiel-Redakteur ausgeschlossen...

Anschwitzen, der 2. Spieltag:

Oberliga Westfalen

ASC Dortmund - SpVgg Vreden (So., 15 Uhr)
Vreden war richtig, richtig hot gegen den FC Eintracht Rheine in der vorigen Woche. Die Rheinenser hatten keinen leichten Stand, weil die Vredener dem Motto ihres Coaches Engin Yavuzaslan folgten und alles gaben, was sie in sich hatten. Besonders nach Nicolas Ostenkötters 2:3-Anschluss per Strafstoß war da Glut im Ofen. Reichte trotzdem nur für Schulterklopfer. Dortmund verlor 2:3 in Ennepetal, allerdings nach 2:1-Führung. Kurze Audio-Warnung: Wenn man sich das Spiel der Dortmunder aus Ennepetal bei fussball.de reinpfeift, dann hört man im Hintergrund ein Kind  "ASC, ASC" in die Welt hinaus schreien. Ist ganz nett. Kann aber auch auf die Dauer gesehen nerven.
Menke: 3:1
Heimspiel-Tipp: Nächste knappe Pleite für wieder mal engagierte Vredener. 2:1

FC Eintracht Rheine - Westfalia Rhynern (So., 15 Uhr)
Sonntag ist ja erst Kommunalwahl in NRW. Bitte geht dahin, Leute! Aber: In der Emsstadt, genauer gesagt am Delsen in der BA.rena, wird heute schon gewählt. Helmut Kockmann gibt sein Amt als 1. Vorsitzender ab. Zwei Amtszeiten, insgesamt 16 Jahre, stand er mit zwischenzeitlicher Unterbrechung ganz vorne am Eintracht-Steuer. Tribünenbau, Westfalenpokalsieg, DFB-Pokal-Einzug, Kunstrasenbau. Der Mann hat vieles angepackt, vieles geleistet. Ein Ehrenmann sondergleichen! Am heutigen Freitagabend steht die Jahreshauptversammlung des Clubs an, Helmut Kockmann zieht sich zurück. An seine Stelle rücken: Ralf Bußmann und niemand Geringeres als Uwe Laurenz. Da kann ja am Sonntag kaum was schiefgehen bei so vielen positiven Vibes im Vorfeld.
Menke: 1:3
Heimspiel-Tipp: Hmm. Rhynern ist ein Brett, zog aber am Donnerstagabend im Kreispokal den Kürzeren. Gegen den starken Landesligisten IG Bönen hieß es 5:7 nach Elfmeterschießen. Das ist Sonntag ausgeschlossen. Wir sind diplomatisch: 1:1

SC Preußen Münster II - FC Gütersloh (So., 15 Uhr)
„Wir sind jetzt einmal böse auf die Nase gefallen, daraus müssen wir schnell lernen“, sagt Preußens Coach Sören Weinfurtner auf der Vereins-Webseite. Was er meint: Die 2:4-Pleite beim FC Kaan-Marienborn war ziemlich vermeidbar. Um nicht zu sagen: Absolut vermeidbar. Jetzt geht's gegen den FC Gütersloh, der die SG Finnentrop/Bamenohl 2:0 schlug. Wird kein leichteres Unterfangen, aber: Auf die Fans könnten sich Adler sich verlassen. Mehr als 200 Zuschauer wären zugelassen. Da kann Gütersloh einpacken. Gespielt wird obendrein im ehrwürdigen Preußen-Stadion. Übrigens, eine Kurz-Info für alle Finanzjunkies: Der FCG verbuchte im Geschäftsjahr 2019 einen Gewinn von 76.000 Euro. Das ist ordentlich. Falls es wen juckt.
Menke: 2:0
Heimspiel-Tipp: 1:0

Westfalenliga

1. FC Gievenbeck - Borussia Emsdetten (So., 14.30 Uhr)
Coronabedingt geht's in Gievenbeck nun häufiger mal bereits um 14.30 Uhr los. Also, lieber Tino Wermeling, früh musst du raus aus den Federn! Ja, richtig gelesen: Dieses Match wird unser #SpielderWoche. Es ist das 99. unseres lieben Video-Kollegen. Was ihn erwartet? Eine Borussen-Kombo, die in der Vorwoche einen Punkt holte, der gar keinen glücklich machte. Und Gievenbecker, die in Mesum eine Halbzeit richtig ablieferten und für große Augen sorgten, um dann unter der Woche im Pokal gegen Türkiyem sieben Tore zu machen. Kollege Christian Lehmann titelte wundervoll: "Opa" Fromme und die wilden Kerle. Das lasse ich einfach mal so stehen. Weil es einfach schön klingt.
Menke: 2:2
Heimspiel-Tipp: Der FCG zeigt sich als guter Gastgeber, Tino darf auf die Gievenbecker Tribüne. Danke, lieber FCG! Was er sehen wird? Ein tolles Duell und ein 3:2 für die Heim-Mannschaft.

Lüner SV - Westfalia Kinderhaus (So., 15 Uhr)
Ordentlich verstärkt hat sich der Staffelwechsler aus Lünen. Angreifer David Loheider beispielsweise hat reichlich Regionalliga-Erfahrung vorzuweisen, Sturmkollege Martin Fuhsy ist ebenfalls ein Vollstrecker, wie er im Buche steht und ähnlich erfahren. Trotzdem holte der LSV beim letztjährigen Fast-Absteiger TuS Tengern nach 0:2-Rückstand nur ein 2:2. Vielleicht schießen große Vitas eben doch keine Tore...
Menke: 2:1 für Kinderhaus
Heimspiel-Tipp: Kinderhaus durfte endlich mal wieder flemmen. Im Kreispokal gabs' gleich 14 Stück beim FC Mecklenbeck. Co-Trainer Gerrit Göcking lobte hernach insbesondere die passende, sachliche Einstellung. Hmm. Lünen ist nicht der FC Mecklenbeck. Das Spiel endet 1:1.

GW Nottuln - SuS Neuenkirchen (So., 15 Uhr)
Im Handball gibt's die Frage nach dem Harz. Lieber mit oder lieber ohne. Im Fußball gibt's die Rasenfrage. Kunst- oder Naturgrün? Wir fragen, weil in Nottuln - wir erwähnen ihn heute zum letzten Mal fürs Erste - der Kunstrasen ein spezieller ist. Was mag unser Tipp-Partner so? "Ein guter Kunstrasen ist immer noch besser als ein schlechter Naturrasen", hätte Menke auch Diplomat sein können. "Insgesamt spiele ich lieber auf Plätzen, wo du einigermaßen einschätzen kannst, wie sich der Ball verhält." Sein letzter Kick auf Asche sei derweil lange her. Gegen Nottuln eröffneten die Hiltruper die Saison. 0:0 hieß es. "Klassisches Eröffnungsspiel", sagt Menke. Der Boden war tief, die Nervösität riesig. Teilweise war's sehr zerfahren. Coach Hebbeler nannte es "garstig". Tolles Wort! In Neuenkirchen flog Jasper Dreinemann runter, der dafür zwei Spiele gesperrt wurde. Der SuS holte trotzdem einen Sieg gegen Rödinghausen. Dabei stellte Nelson da Costa Leute auf Positionen, die sie so selten kannten. Julian Knocke rückte beispielsweise in die Innenverteidigung. Die MV verrät auch, wer vom SuS eine Fliege verschluckt hat...
Menke: Nottuln ist eine eklige Mannschaft, die gut verteidigt. Deswegen spielen die wieder zu Null und gewinnen  1:0.
Heimspiel-Tipp: 2:0 für GWN

Preußen Espelkamp - SV Mesum (So., 15 Uhr)
Halten wir uns mal nicht lange mit Kleinigkeiten auf. A) Preußen Espelkamp, großer Favorit auf den Thron, spielte nur 1:1 gegen den SC Herford. Hmm. Und das, obwohl da u.a. Zweitliga-Schnupperer im Kader stehen. B) Mesum, kein großer Favorit auf dem Thron, spielte 0:2 gegen den 1. FC Gievenbeck. Trainer Thomas Feldkämper hatte trotzdem halbwegs gute Laune. Abends ging's zum Griechen vor Ort. C) Die wichtigste Info: Der neue Kunstrasenplatz des SVM ist nun auch offiziell eingeweiht! D) Wer außer mir findet Preußen Espelkamps Logo - der Preußen-Adler - noch sehr altbacken und furchtbar? E) Wie nennt man eigentlich das Gegenteil von Understatement? Die Preußen hielten neulich den Ball nämlich noch sehr flach, was die Zielsetzung angeht...
Menke: Espelkamp ist nicht so verkehrt. 2:1
Heimspiel-Tipp: Mesum ist auch nicht verkehrt und überrascht das gesamte Westfalenliga-Land - 0:0. Mit Müh und Not, mit Ach und Krach, aber mit Herz und Hirn!

Delbrücker SC - TuS Hiltrup (So., 15 Uhr)
Hebbeler weiß, was auf ihn zukommt. ""Ich erwarte einen deutlich stärkeren Gegner. Wir stellen uns auf eine Mannschaft ein, die uns mit langen Bällen richtig beackern wird", sagt er. Tim Vercelli ist zwar wieder im Lauftraining, aber noch keine Option für den Kader, ebenso wie Eddy Krieger und Fredde Schulte.  Und was sagt Menke? Er erinnert das an Vorjahres-Duell. Da brachte er selbst den TuS in Führung. In der 84. und 87. Minute gaben die Hiltruper den Vorsprung wieder aus der Hand. "Wenn das nicht gewesen wäre, wären wir wohl aufgestiegen. Das war ein ärgerliches Spiel, da haben wir noch was gut zu machen", nagt dieses Match aus dem November weiterhin an Menke. Na, das kann ja heiter werden!
Menke: 3:1 für uns
Heimspiel-Tipp: Garstig? Nö! Nicht garstig! Hiltrup wirkt gierig. Richtig gierig. Und haut richtig einen raus. 4:1 für den Gast.