Luca Meyers "komischer Reflex"

Von Fabian Renger

(23.10.20) Luca Meyer vom FC Eintracht Rheine hat eine anstrengende Woche hinter sich. Ständig bimmelte irgendwer bei ihm durch, sein Handy blinkte auf. Alle wollten mit ihm über die Szene des vergangenen Oberliga-Spieltags sprechen. Der FCE lag gegen den ASC Dortmund mit 0:1 hinten, als er den Ball ins Dortmunder Netz beförderte. Das Tor hatte Kopf - und eben Hand. Luca Ehler hatte Meyer per Lupfer in Szene gesetzt und joar...

"Ich hab versucht, Schwung zu holen mit der Hand", erzählt Meyer. Dabei köpfte er die Kugel an seine Hand und schwupps, war der Ausgleich erzielt. "Das war irgendwie ein komischer Reflex", sagt Meyer und lacht. Referee Dr. Philip Roedig jedenfalls hatte das Handspiel nicht auf Anhieb erkannt. Die Rheinenser jubelten, die Dortmunder protestierten. Meyer hatte andere Sorgen. Er war mit Dortmunds Torwart Jan Held zusammen gekracht und musste vom FCE-Physio Sebastian Schwermann zunächst behandelt werden. Er hatte eher Knieschmerzen, als dass er hätte jubeln können.

Nichts Besonderes

Nach den wilden Dortmunder Protesten befragte der Unparteiische Meyer direkt. Der gab alles zu. Das Tor zählte natürlich nicht. Für Spieler trotz des Spielstands eine Selbstverständlichkeit. "Ich hätte eher ein schlechtes Gewissen, wenn ich dem Schiri in die Augen gucke und sage 'Ne, ich hab nicht mit der Hand gespielt'", sagt der 24-Jährige.

Eine mehr als faire Geste, zweifelsohne. Nun hatte Meyer allerdings den Salat. Denn so eine Szene geht schnell um die lokale Fußballwelt. Dortmunds Trainer Antonios Kotziampassis lobte ihn in der Pressekonferenz. Die Medien berichteten. Irgendwie wollten alle was von ihm. Wir haben jetzt fast ein schlechtes Gewissen. Sorry dafür! "Ich wollte eigentlich gar nicht, dass das so hohe Wellen schlägt", sagt Meyer. "Das ist mir letztendlich ziemlich auf den Nerv gegangen. Das Doofe war halt , dass wir keine drei Punkte geholt haben." Die Eintracht verlor nämlich 0:3.

Frage nach der weiteren Sportart? Nervt!

Auch in der Kabine gab's was auf die Ohren. "Den einen oder anderen Spruch habe ich gekriegt, aber das ist alles ganz human gewesen", sagt Meyer. Vorkenntnisse im Handball oder Volleyball hat er übrigens nicht. Die Frage ist naheliegend nach diesem Ereignis und bei Meyers Leuchtturm-Körpergröße. Aber das verneint Meyer. Der gebürtige Hopstener ist Fußballer durch und durch. "Du weißt gar nicht, wie oft ich das höre, ob ich denn nicht Basketball spiele oder so...", erwidert er lachend. Nochmals sorry! Wollen wir ihn an dieser Stelle mal erlösen und nicht weiter löchern.

Beenden wir vorm Tippspiel das ganze Thema mit dem Satz von Thomas Kappek, einem der Linienrichter vom Dortmund-Match:"Eine herausragende Fair-Play Aktion, die ich so persönlich noch nicht erlebt habe und gerade in aktuellen Zeiten ein tolles Zeichen sendet!"

Anschwitzen

Oberliga Westfalen, 10. Spieltag

SC Paderborn U21 II - FC Eintracht Rheine (So., 15 Uhr)
Ja ja ja, die Eintracht. Nach dem 4:0 gegen Herne hatte man sich am Delsen wahrscheinlich einen Aufschwung erhofft. Dann kam gegen Dortmund die Ernüchterung. Beim ersten Tor von Maximilian Podehl gab's ein Missverständnis zwischen der FCE-Innenverteidigung und Torwart Cornelius Watta, beim zweiten Treffer von Daniel Schaffer war die Eintracht unsortiert. Zwischendurch traf die Eintracht den Pfosten und - wenngleich aus Abseitsposition - auch noch die Latte. Bei Dortmund klappte alles, in der Nachspielzeit zeigte Lars Warschewski seine Kunstschuss-Fähigkeiten und butzte aus mehr als 30 Metern. "Was willst du da machen? Das fällt einmal in zehn Jahren...", schaut Meyer zurück. Die Problematik ist klar für ihn: Der FCE kriegt einfach zu viele Gegentore. Was aber für unseren Tipp-Partner nicht an der Abwehr oder am Torwart liegt. Laut ihm beginnt das Problem schon vorne beim Anlaufen, oft fehle es auch an der nötigen Feinabstimmung untereinander. Aber jammern ist nicht angesagt. "Da müssen wir irgendwie rauskommen und Punkte holen - nützt ja nichts!" Aktuell sind's sieben, was Tabellenplatz 15 bedeutet.
Meyer: Wir gewinnen und holen ein schönes 2:1. Wie die Tore fallen, ist egal...
Heimspiel-Tipp: Beim letzten Auftritt in Paderborn setzte es eine 1:8-Klatsche. Es war das letzte Spiel von Tobias Wehmschultes Vor-Vorgäner Uwe Laurenz. Doch was uns juckt uns der Dezember 2018? Wir sagen: Ein schönes 3:1 für die Eintracht!

Hammer SpVg - Preußen Münster II (So., 15 Uhr)
"Die Preußen haben  schon eine gute Truppe und gute Fußballer." Meyer mag die Münsteraner. So wie die Preußen von Coach Sören Weinfurtner vergangene Woche gegen Schermbeck aufgetreten sind, dürfte es das punktlose Schlusslicht vom HSV schwer haben. Vor allem können die Adlerträger aus dem Vollen schöpfen: Bereits 28 Spieler wurden in dieser Spielzeit eingesetzt, hat Kollege Thomas Austermann von den WN herausgearbeitet. Leseempfehlung!
Meyer: Preußen gewinnt 3:0.
Heimspiel-Tipp: 2:0 für die Prreußen.

TuS Erndtebrück - SpVgg Vreden (So., 15 Uhr)
Nur fünf Tore in sieben Begegnungen. Abgesehen vom Vorletzten Westfalia Herne bietet niemand weniger als der TuS. Mit sechs Zählern ist Erndtebrück aktuell 18. Vreden hatte vergangene Woche spielfrei, könnte aber mit Auftrieb ins Match gehen: Trainer Engin Yavuzaslan und der Verein einigten sich bereits frühzeitig auf eine Verlängerung der Zusammenarbeit. (wir liefern euch beizeiten ein Interview nach)
Meyer: Vreden ist ein super unangenehmer Gegner. Aber in Erndtebrück auf dem kleinen Kunstrasen ist es auch immer schwierig. Ich tippe auf ein 2:2.
Heimspiel-Tipp: Eigentlich muss der Tabellenachte aus Vreden auch mal wieder verlieren...aber ne. Der Aufsteiger siegt 2:1.

Westfalenliga, der 8. Spieltag

Preußen Espelkamp - Tus Hiltrup (Sa., 15 Uhr)
An Espelkamp erinnert sich Meyer aus der Vorbereitung. Rheine unterlag damals 0:1. "Schwierig für Hiltrup. Espelkamp hat eine super Truppe und viele Regionalliga-Kicker", blickt Meyer in die Glaskugel. Der Liga-Topfavorit hat sich zudem nach Startschwierigkeiten eingefunden und die vergangenen fünf Spiele allesamt gewonnen. Teilweise mit Bravour, teilweise allerdings auch nur relativ knapp. So in der vergangenen Woche mit 3:2 beim VfL Theesen. Was den VfL-Trainer Andreas Brandwein zu einem recht unterhaltsamen Vergleich von 50€ und 5€ hinreißen ließ...
Meyer: 2:0 für Espelkamp.
Heimspiel-Tipp: Hiltrup holt nach dem Strauchler in Gievenbeck ein 1:1.

1. FC Gievenbeck - SuS Neuenkirchen (So., 14.30 Uhr)
Ich mache mal einfach weiter mit meinen Lese-Empfehlungen. Vielleicht sollte ich mal über eine Influencer-Karriere nachdenken. Denn wie eigentlich vor jedem Heimspiel gibt's auf der FCG-Homepage ein schönes Porträt. Diesmal von Manuel Beyer. Wir möchten nur so viel vorweg nehmen: Gefunkt hat's im Kreuzviertel-Café. Schöne Anekdote. Gievenbeck schlug Hiltrup vorige Woche im Stadtderby mit 3:0, ich besiegte Neuenkirchens Alex Deiters mit 4:2 im Tipp-Duell. Wichtiger war aber wohl, dass Neuenkirchen gegen Sinsen mit 2:1 gewann. Allerdings im unnötigen Zitter-Modus. Immerhin ist der SuS somit seit dem 1. Spieltag ungeschlagen.
Meyer: 2:0
Heimspiel-Tipp: Neuenkirchen klaut Gievenbeck auch ein paar Zähler. 1:1. Kollege Deiters schießt ein Tor in der 89.

TuS 05 Sinsen - GW Nottuln (So., 15 Uhr)
Diese Nachricht kam dann doch etwas sehr überraschend: Nottulns Trainer Jens Niehues und sein Co Dirk Nottebaum hauen zum Saisonende in den Sack. Private Gründe. Der Zeitfresser-Job des Westfalenliga-Trainers ist dann doch zu viel. Das sagte uns Niehues in einem bemerkenswert offenen Interview. Völlig nachvollziehbar. Wir hoffen bloß, dass wir trotz Corona noch ein paarmal über Fußball mit ihm sprechen dürfen. Denn welcher Trainer sonst vergleicht Fußball mit Poker?!
Meyer: 1:2
Heimspiel-Tipp: Jetzt, wo die Trainer aufhören, können wir uns ja fix unbeliebt machen. 2:1.

SV Mesum - VfL Theesen (So., 15 Uhr)
Vom VfL Theesen haben wir noch ein weiteres Schmankerl gefunden. Und zwar das Fußballmärchen des Timo Niermann. Es geht um die Wurst. Herrlicher Text. Herrlich auch, was im Hassenbrock abgeht. Mindestens zwei Treffer fallen bei Spielen mit Mesumer Beteiligung, im Schnitt sogar fünf. Mehr Rambazamba gibt's nirgends. Wenn Mesum Tore schießt, steht - abgesehen vom Espelkamp-Match - mindestens ein Strotmann in der Torschützenliste. In den beiden vergangenen Partien butzte Christopher Strotmann jeweils zweimal, Elias Strotmann jeweils einmal. Beide haben insgesamt die Hälfte aller Mesumer Hütten herbei gesteuert. Was so ein Nachname alles anrichten kann...
Meyer: Mit Elias Strotmann haben sie einen ganz guten vorne, er kommt ja auch aus Hopsten so wie ich. Da tippe ich auf ein 3:2 für Mesum.
Heimspiel: 4:4. Mesum führt wieder 4:1 und lässt sich das aus der Hand nehmen.

Borussia Emsdetten - Westfala Kinderhaus (So., 15 Uhr)
Corona-Verdachtsfall bei Borussia Emsdetten, Volume...ach, keine Ahnung. Wieder wurde der Verdacht am Teekotten ausgeräumt. Gegen Landesligist Vorwärts Wettringen war im Kreispokal am Mittwochabend trotzdem Endstation - mit 0:3! Aua. Die EV titelte neulich gar mit "Borussia nicht mehr Borussia". Hmm. Wollen wir hoffen, dass es bis zum Wochenende mal zu einer halbwegs normalen Spielvorbereitung in Emsdetten kommt. Und Borussia damit Borussia-Dinge tut.
Meyer: 2:2
Heimspiel-Tipp: Borussia wäre mal dran. Wird Zeit, dass Roland Westers und seine Bande mal wieder was zu feiern haben. 2:1.