Westfalenliga 1
Nottuln meistert "außergewöhnliche Situation"
Von Malte Greshake
(22.04.22) "Das war echt eine außergewöhnliche Situation, wie ich sie auch nie erlebt habe." Und wenn ein Roland Westers zu solchen Worten greift, mag das schon etwas heißen. Denn ganze zehn Kaderspieler fehlten dem Nottuln-Coach am gestrigen Abend im Nachholspiel. Und trotzdem holten die Übriggebliebenen für ihre Mannschaft am Ende die Kohlen aus dem Feuer. Gegen die SpVgg Erkenschwick hieß es zum Schluss 1:0 (0:0) für die arg dezimierten Grün-Weißen. Mal wieder hatte der Westers-Truppe also ein Treffer gereicht...
In der 75. Minute hatten die Hausherren nämlich an diesem Abend zugeschlagen. Einen langen Abschlag von Christoph Hinnewinkel verlängerte Josse Gerick mit dem Kopf und die Murmel landete bei Lennart van Deenen. Der schickte wiederum Oliver Liefken auf die Reise und Nottulns Kraftpaket schlug eine maßgenaue Flanke in den gegnerischen Sechzehner, wo Semih Daglar bereitstand und den Ball aus kurzer Distanz unter die Latte hämmerte (75.). Ein Wahnsinnsangriff!
"Hinten den Bus parken und dann vorne den lieben Gott um Rat fragen"
Und der goldenen Treffer sollte den Nottulnern schließlich genügen, weil Westers Jungs bis dahin und auch nach der Führung ihren Kasten vehement verteidigten. Und versteht uns nicht falsch: Bereits im ersten Durchgang hätten die Gäste sicherlich selbst in Führung gehen können. Mindestens zwei, drei Monsterchancen waren dabei, weil André Kreuz und seine Mitspieler besonders Finn Wortmann auf dem Flügel kaum in den Griff bekamen. Aber irgendein Nottulner Körperteil war dann schließlich trotzdem im Weg, um den eigenen Kasten sauber zu halten.
Denn die Einstellung und den Willen, den die Hausherren an diesem Tag an den Tag legten, waren schon bemerkenswert. Ein paar Beispiele gefällig? Lukas Scholdei hatte in diesem Jahr vielleicht erst zwei Trainingseinheiten hinter sich gebracht - und trotzdem hielt er 90 Minuten durch. Auch Fabian Kemper sprang als A-Jugendlicher ein und machte über die gesamte Spielzeit eine geile Partie. Und auch ein Georg Schrader, der gerade erst von einer Mandelentzündung genesen war, wurde erst in der 72. Minute eingewechselt. Ihr versteht also, was wir meinen.
"Deswegen ging es einfach darum, dass wir hinten den Bus parken und dann vorne den lieben Gott um Rat fragen", brachte es Westers später dann auf den Punkt. Und ein bisschen Glück brauchst du natürlich auch. Erkenschwick hätte nämlich im ersten Durchgang durchaus einen Handelfmeter bekommen können, das wollte Westers nicht verschweigen. Aber sei's drum. "Wenn du es dann schaffst, dass ein Stefan Oerterer - der wohl gefährlichste Angreifer der Liga - nicht irgendwo seinen Fuß hinhalten kann, dann hast du einen richtigen Kampf abgeliefert und dir die drei Punkte auch verdient", lautete Westers abschließendes Fazit.
GW Nottuln – SpVgg Erkenschwick 1:0 (0:0)
1:0 Semih Daglar (75.)