Westfalenliga 1
Scharbaum tritt in Siegemeyers Fußstapfen
Von Fabian Renger
(20.04.23) Das kommt dann doch etwas überraschend: Westfalia Kinderhaus präsentiert - der Transfer ist erst seit Mittwoch wirklich dingfest und in trockenen Tüchern - einen neuen Torwart. Mit Steffen Scharbaum wechselt ein Keeper mit Regionalliga-Erfahrung an die Hütte. Warum bloß, ist hier die große Frage. Schließlich sind die Kinderhauser zwischen den Pfosten mit Tim Siegemeyer und Leo Fenker bestens besetzt. Weitere vier Neuzugänge der Westfalia gehen indes im Sommer beim Westfalenligisten in ihre jeweils erste Spielzeit als Fußball-Senioren.
Erstmal müssen wir das mit dem Torwart klären. Siegemeyer - ebenfalls mit der Erfahrung von Junioren-Bundesliga (BVB) und Youth League sowie einem Regionalliga-Einsatz (BFC Dynamo Berlin) ausgestattet - kam 2019 nach Kinderhaus. Er ist seither die unumstrittene Nummer eins, spielte in dieser Saison in allen 22 Ligapartien. Dass der Siebtplatzierte aus Kinderhaus mit 28 Gegentreffern über die viertbeste Defensive der Liga verfügt, kommt nicht von ungefähr.
Siegemeyer tritt kürzer
"Tim wird kürzertreten. Er wird sich aber nicht abmelden, aber er ist beruflich gerade ziemlich eingespannt und er sagte, das passt gerade nicht damit zusammen, leistungsorientiert Fußball zu spielen", erklärt Westfalias Coach Holger Möllers. "Wir mussten dann auch tätig werden. In die Fußstapfen von Tim Siegemeyer zu treten, ist nicht so einfach, weil ich glaube, dass er zu den besten Keepern der Liga gehört." Für den Notfall stünde Siegemeyer aber noch parat - mit 26 Jahren dürfte er auch nach dieser Saison noch nicht den letzten Ball seines Lebens gehalten haben.
Ab dem Sommer kommt dann also Scharbaum vom SV Drensteinfurt herüber. Während Siegemeyer 2019 vom SC Wiedenbrück nach Kinderhaus wechselte, wechselte Scharbaum in dem selben Sommer von der SG Wattenscheid zum SV Drensteinfurt. Auch Scharbaum kickte einst Jugend-Bundesliga (Borussia Mönchengladbach) und er hat sogar die Erfahrung von 17 Regionalliga-Partien(Bor. Mönchengladbach II, SG Wattenscheid). Da er sich seinerzeit auf die berufliche Ausbildung konzentrieren wollte, verabschiedete er sich vor vier Jahren von der großen Fußballbühne und ging zurück zu seinem Heimatverein in Drensteinfurt.
"Es war naheliegend"
Genau die damalige Entscheidung spreche doch für den Charakter Scharbaums und dessen Weitblick, meint Möllers. "Es war naheliegend, so einen Torhüter anzusprechen, um ihn von uns zu überzeugen. Wir glauben, dass wir mit ihm Ersatz gefunden haben, der die Lücke von Tim schließen kann und er das Zeug dazu hat", sagt der Übungdsleiter. Gleichwohl: "Mit Leo haben wir einen zweiten richtig guten Torwart, sodass die beiden ein vernünftiges Niveau im Spiel und Training bringen können." Fun fact am Rande: Möllers kickte einst mit Scharbaums Vater zusammen beim SVD. Möllers ist nämlich gebürtiger Stewwerter. Das für die Möllers-Biografen unter euch.
Kommen wir zu den Junioren-Neuzugängen, die die Westfalia hochzieht. Aus der eigenen U19 stoßen Moritz Orschel (Stürmer), Marvin Müller (Linker Verteidiger) und Noah Rensing (Zentraler Bereich: Sechs oder Acht) nach oben. Vom 1. FC Gievenbeck wechselt Phil Möllers (Innenverteidiger) an die Große Wiese.
Vier Youngster werden hochgezogen
Zunächst die Antwort auf eure vermutlich drängendste Frage: Ja, Möllers heißt nicht nur Möllers, er ist wirklich verwandt mit dem Coach - er ist nämlich Holger Möllers' Sohn. Das wird ein interessantes Ding. Was aber ebenfalls interessant und vor allem schön ist aus Kinderhauser Sicht: Dass gleich ein Trio aus dem 'eigenen Stall' hochgezogen wird. Die U19 spielt derzeit Bezirksliga. In den vergangenen Jahren holte sich Kinderhaus auffällig oft A-Junioren aus Gievenbeck. Jetzt das Gegenteil. "Wir sind glücklich und froh, uns aus den eigenen Reihen bedienen zu können", freut sich der Trainer. "Das sind drei echt gute Talente, die machen einfach Bock. Wir wollen sie an die Senioren ranführen und sie sollen fester Bestandteil der ersten Mannschsaft werden."
Das solle auch der Weg in der Zukunft sein, verspricht der Coach. Klingt auf jeden Fall nicht unvernünftig. Weniger vernünftig aus Westfalias Sicht: Florian Graberg wird sich nach der Saison eine schöpferische Pause gönnen und kürzertreten. Er beginnt ein Refrendariat. "Schade", sagt Möllers. "Er ist ein richtig geiler Typ und richtig guter Fußballer." Was aus Leon Niehues wird, ist ebenfalls noch nicht klar. Geplant ist möglicherweise eine Europa-Torunee. Allerdings hatte sich Niehues ja im vorigen Jahr auch eigentlich bereits nach Berlin verabschiedet. Deswegen: Mal seh'n. Als externer Abgang ist bisher ansonsten als Aljoscha Kottenstede bekannt, ihn zieht es bekanntlich zum SC Greven 09.