Oberliga Westfalen/Westfalenliga 1 - Anschwitzen
"Ich persönlich kann mich nicht beschweren"
von Fabian Renger
(07.11.24) Beißt sich Größe mit Geschwindigkeit? Keinesfalls. Levent Öztürk von Westfalia Kinderhaus ist das beste Beispiel dafür. Der Innenverteidiger misst zwar stolze 1,98 Meter - ist aber superschnell auf den Beinen. "Wenn man mich fragt, was ich gut kann, dann kommt das in den Top drei", findet er über sich selbst. Er leidet definitiv an keiner Selbstüberschätzung, das ist Fakt. Was wäre noch dabei? "Ich hab eine sehr gute Sprungkraft und eine bewegliche Hüfte." Beweglichkeit, Speed, Sprungkraft, auch der Spielaufbau ist sicherlich nicht so verkehrt. Alles gute Attribute für einen Defensivspieler. Was ebenfalls bemerkenswert ist bei Öztürk: Seine Vita.
Von der U8 bis zur U11 zockte er einst bei Teutonia Coerde. Danach ging es schnurstracks nach oben: Preußen Münster wurde auf ihn aufmerksam. Dort verbrachte er die gesamte Jugendzeit. Mit 16 Lenzen schnupperte er als Teil der U17 sogar bei den Profis rein, trainierte ein paarmal mit. Das kam aber zu früh, weiß er heute. Als U19-Spieler bekam er die Chance in der Oberliga, zwei Spiele in der Reserve sind verzeichnet. Im ersten Seniorenjahr setzte er schließlich alles auf die Karte Fußball. Öztürk wechselte zum damaligen Regionalligisten RW Ahlen. Sieben Einheiten, dazu das Spiel am Wochenende. Profibedingungen. Er war direkt gesetzt, sieben Startelfeinsätze, als frischer Senior und Profi ein Bombenstart. Ahlen wechselte den Trainer, Daniel Berlinski ging, Björn Joppe kam, die Einsatzzeiten wurden weniger. Insgesamt kam er auf 15 Partien. Immer noch okay. Im Sommer wechselte Öztürk trotzdem. Ab nach Kinderhaus. Ab in den Amateurbereich.
Bis zur U14 war er Stürmer
Deutlich entspannter ist's dort, bei den Kinderhausern sind's nur noch drei Einheiten. Er hätte auch in andere Ligen wechseln können, berichtet der 20-Jährige. Andere Teams aus höheren Sphären hätten angeklopft, er entschied sich bewusst für den vermeintlichen Rückschritt, verdient sein Geld nun im Garten- und Landschaftsbau. Der Spaß am Kicken steht wieder im Vordergrund, der Spaß sollte auch wieder kommen. "Ich habe sehr viele Bekannte und Freunde in der Mannschaft in Kinderhaus. Nach der letzten Saison und dem zweiten Platz hatte ich eine große Neugierde darauf", hörte sich Öztürk alles mal in Ruhe an. Er wird gebraucht: Zehn Spiele absolvierte er bislang in der Liga, neunmal Startelf. Innenverteidigung, rechte Schiene oder wenn vorne mal ein Brecher gebraucht wird, wird er zum Angreifer.
"Ich war bis zur U14 Stürmer", erzählt Ötzürk. In der Regionalliga gelang ihm im Dezember 2023 sogar ein Tor gegen die Reserve des 1. FC Köln. Er könnte also durchaus eine Option für Kinderhaus-Coach Omid Asadollahi werden. Für die Westfalia war ihm noch kein Tor gegönnt, Chancen gab es für den eifrigen Arbeiter durchaus. "Noch hat jemand ein Auge auf mich", spaßt Öztürk. Noch.
Die Tabelle ist erstmal zweitrangig
"Ich persönlich kann mich nicht beschweren", sagt der lange Kicker über seine persönliche Bilanz. Das lässt sich jedoch nicht für die gesamte Mannschaft sagen. 17 Punkte nach 13 Spielen sind nicht das, was man sich ausgemalt hatte. Ötztürk selbst sprach bei seinem Wechsel vom Aufstieg als klares Saisonziel. "Wir sollten erstmal die Augen weglassen von der Tabelle", betont er heute. Bis zum Winter solle das Punktepolster ansteigen, etwas Ruhe einkehren. Und dann könne man auch mal wieder aufs Tableau schauen.
Wie die Stimmung nach zuletzt zwei Siegen in Folge war, woran der schlimme Saisonstart gelegen hat und was in Rheda zuletzt nicht überraschte, verrät er uns unten. Das Spiel der Nottulner in Ostinghausen (1:4/Spielbericht folgt) kam für uns zu früh. Öztürk hätte auf einen 2:0-Erfolg der Ostinghausener getippt, ich auf ein 2:2. Nur fürs Protokoll. In der Vorwoche war Kollege Pascal Bonnekoh hier dran. Er tippte in der Westfalenliga gleich drei Spiele (Neuenkirchen, Kinderhaus, Borussia Emsdetten) zu 100 Prozent richtig. Ein Teufelskerl. Bonnekoh sammelte acht Zähler, Gievenbecks Gentrit Muja drei.
Oberliga Westfalen
SpVgg Vreden - Concordia Wiemelhausen (So., 14.30 Uhr)
Vreden schnaufte nach zuletzt erfolglosen Wochen etwas durch. Fünf Niederlagen hagelte es in der Liga in Serie, nur ein Tor gab es zu bejubeln. Die spielfreie Woche dürfte gut getan haben. Jetzt steht bereits im 13. Spiel für die Blau-Gelben ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel an. Wiemelhausen ist Vorletzter, Vreden Drittletzter, beide Teams sind punktgleich. Siegen ist Pflicht, dazu würde ja auch schon dreckiges 1:0 reichen. Und in der Rückrunde steht mit Julius Gerster ja auch ein echter Goalgetter zur Verfügung. Bis dahin heißt es: Durchhalten.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Vreden muss gewinnen. Vreden wird gewinnen. Dreckig, spät, mit Dusel, völlig ohne Glanz, aber völlig egal.
Öztürk: 1:0
FCE Rheine - Preußen Münster II (So., 14.30 Uhr)
Ich möchte mal an dieser Stelle Christian Hebbeler loben. Der Trainer des FC Eintracht Rheine hat es tatsächlich mit seiner Elf geschafft, mit 16 Toren 21 Zähler einzufahren. Rheine hat die viertharmloseste Angriffsreihe, dafür mit nur 13 Gegentreffern die drittbeste Defensive. Der 'FC Eintracht Rheine' dürfte bald im Duden als Synonym für 'Effizienz' auftauchen.
Heimspiel-Tipp: 1:0. Was auch sonst.
Öztürk: 1:2.
SG Finnentrop/Bamenohl - 1. FC Gievenbeck (So., 15 Uhr)
In der gesamten Vorsaison teilte der FCG siebenmal die Punkte. Es scheint, als würden die 49ers das toppen. Alleine die vergangenen drei Partien endeten Unentschieden. Gerade gegen Clarholz und gegen Bövinghausen war es viel zu wenig, gegen Ahlen - so doof das klingt - eigentlich angesichts des Spielverlaufs auch. Diese ungewollte Remis-Serie ging Torsten Maas neulich mächtig auf den Senkel. Da kannst du besser einmal richtig Haue kriegen und stattdessen zweimal gewinnen.
Heimspiel-Tipp: 1:4. Nix mehr mit Unentschieden. Finnentrop geht in Führung, die Gievenbecker gleichen aus, der Gleichstand hat lange Bestand und dann hauen die Gäste richtig auf die Kacke.
Öztürk: 1:3.
Westfalenliga 1
SuS Neuenkirchen - Borussia Emsdetten (So., 14.30 Uhr)
"Schätzen und tippen ist nicht so meine Stärke", sagt Öztürk an dieser Stelle. Macht ja nichts. Neuenkirchen ist aktuell etwas außer Form. Zuletzt setzte es fünf Niederlagen am Stück, darunter auch zwei Heimpleiten, obwohl der SuS gerade am heimischen Haarweg vorher als Macht galt. Der SuS wurde durchgereicht auf Platz 13. Ein Platz und zwei Zähler beträgt der Puffer zur Abstiegszone. Und nun kam die Rücktrittsankündigung von Thorsten Schmidt zum Saisonende dazwischen. Er begründete dies wie folgt: "Ich erhoffe mir, dass die Mannschaft jetzt noch einen Tick enger zusammenrückt. Wir wollen die kommenden Monate genießen, dabei aber nie den Fokus aus den Augen verlieren. Wenn wir dann am 30. Spieltag über dem Strich stehen, dann haben wir unser Ziel erreicht."
Heimspiel-Tipp: 2:1. Ein verdienter Sieg der Gastgeber. Und auch ein Sieg für den nun scheidenden Trainer.
Öztürk: 1:1.
Westfalia Kinderhaus - Preußen Espelkamp (So., 14.30 Uhr)
"Wir machen gerade langsam Schritte nach vorne", findet Öztürk. "Wir können es ja." Bockum-Hövel wurde mit 5:0 abgeschossen, in Rheda drehte Kinderhaus in der Schlussphase einen 0:1-Rückstand noch in einen 2:1-Sieg um. "Das war ein verdienter Sieg! Wir haben das erarbeitet und gekämpft bis zur letzten Sekunde. Die Einstellung war gut. Ich hab das auch in der Kabine in der Halbzeit gemerkt: Die Spieler waren heiß. Man hat allen angemerkt, dass man es wollte." Deckt sich mit den Aussagen von Asadollahi. Gesprochen wurde viel in Kinderhaus in den vergangenen Wochen. Woran es anfangs gelegen hat? "Die Stimmung ist immer gut gewesen. Wir reden auch viel in der Mannschaft. Auf eine richtige Antwort sind wir nicht gekommen. Ich weiß auch nicht, woran es gelegen hat." Asadollahi wollte nach dem Sieg in Rheda noch von keiner Wende sprechen, das könne man erst nach dem dritten Sieg in Folge tun. Also dann: Sonntag wär's soweit.
Heimspiel-Tipp: 2:0. Kinderhaus ist endgültig back im business!
Öztürk: 3:1. Fabian Witt trifft zweimal und das dritte Tor macht Semih oder Luis.
FSC Rheda - TuS Hiltrup (So., 14.30 Uhr)
Rheda machte gegen Kinderhaus durchaus Eindruck. Technik, Tempo, Futsal-Asse: Der FSC ist sicherlich kein gewöhnlicher Aufsteiger. Fouad Aghnima ist angesprochenes Futsal-Ass, hat Nationalspiele auf dem Buckel und übrigens in der Icon-League neun Tore in fünf Partien erzielt; in der Futsal-Bundesliga waren es bisher fünf Treffer in fünf Spielen für den MCH Futsal Bielefeld. Aber Hiltrup kann aufatmen: In der Westfalenliga gelangen Aghnima bislang "nur" drei Buden in zehn Einsätzen.
Heimspiel-Tipp: 1:3. Hiltrup meistert auch die nächste Hürde. Ich erwarte ein erneutes Siegerfoto an einem verrückten Ort. Vielleicht aus dem Bus oder so. Lasst euch was einfallen!
Ötztürk: 1:2.
SG Bockum-Hövel -SV Mesum (So., 15.30 Uhr)
Mesum hat bekanntlich seit Ende Oktober 2023 nicht mehr gewonnen. Brauchen wir nicht wieder aufwärmen, das sind alte Kamellen. Ich weiß bloß nicht, ob das dann dankbar ist, jetzt ausgerechnet nach Bockum-Hövel zu müssen. Schließlich war da zuletzt ordentlich Feuer unterm Dach. Trainer Jan Mance wurde von kürzlich von seinen Aufgaben als Cheftrainer entbunden, außedem wurden die Spieler Miran Pehlivan und Lukas Kofalik suspendiert. Mances Co Matthias Bsufka übernahm interimsweise bis zur Winterpause. Und siehe da: In Espelkamp feierte die SG plötzlich einen 2:1-Erfolg und verließ zumindest den letzten Tabellenplatz.
Heimspiel-Tipp: 1:1. Mesum freut sich über einen späten Punkt beim Vorletzten. Den Fehler, liebe Mesumer, findet ihr selbst.
Öztürk: Mesum wird sich das Ding holen. 0:3.