Oberliga Westfalen/Westfalenliga 1 - Anschwitzen
Mittmann bringt einiges mit
von Fabian Renger
(09.08.24) Wenn man an den TuS Hiltrup denkt, denkt man oft an die selben Leute. Romain Böcker, Alex Gockel oder Nils Johannknecht beispielsweise. Doch die meiste Einsatzzeit in der Vorsaison hatte jemand ganz anderes: Justin Mittmann. 2.436 Minuten, 28 Einsätze, jeweils übrigens von Beginn an. Nur zwei Partien hat er verpasst: Einmal war er verletzt, das andere Mal gelbgesperrt. Kann passieren. Hinten in der Innenverteidigung ist der 23-Jährige gesetzt. Und zwar aus guten Gründen.
Beispielsweise hat Mittmann eine Qualität, die viel zu wenig gewürdigt wird. Er ist ein absoluter Einwurf-Spezialist. Wenn er wirft, wird's gefährlich. Lang und weit bringt in seinem Fall Unsicherheit beim Gegner. Das habe er sich früher in der Jugend des VfL Osnabrück angeeignet, berichtet Mittmann. "Irgendwann hat man so eine Technik raus. Ich glaube, dass das eine Waffe ist. Man kriegt daraus Elfmeter, kriegt eine Ecke oder einer rutscht mal so durch." Was es für einen gelungenen Einwurf braucht: Viel Anlauf. "Sobald eine Bande dahinter ist, wird's schon schwer." Und ansonsten: Ein bisschen Kraft, ein guter Schwung (der Fachmann spricht von einer Bogenspannung) und Abfahrt. Aber nur deswegen wollten wir natürlich nicht mit Mittmann anschwitzen.
"Ich bin nicht der Langsamste"
Er bringt nämlich einiges mehr mit. Nicht nur eine spannende Vita. 80 Westfalenliga-Spiele weist die Statistik aus. Das ist für jemanden in seinem Alter schon 'ne Menge Holz. Nach seiner Jugendzeit in Osnabrück spielte er für Rödinghausen, schnupperte zeitweise auch mal bei der Ersten rein, spielte aber für die Zwote. Danach ging's zwei Jahre nach Peckeloh, seit 2023 ist er am Osttor. Sein erstes Jahr war gelungen. "Ich glaube, dass ich nicht alles ganz verkehrt gemacht habe", sagt der Kicker. Stimmt wohl. Eine ordentliche Grundfitness bringt der Defensivmann mit. Er ist zwar nicht der allergrößte (1,81 Meter), aber vieles macht Mittmann mit seinem Tempo ("Ich bin nicht der Langsamste"), seiner Athletik und Sprungkraft wett. Freistöße oder Ecken von ihm sind übrigens auch nicht die schlechtesten. "Aber auch bei mir ist 'ne Menge Luft nach oben", betont er.
Soso. Wo denn genau? "Potenzial liegt noch in der Führungsqualität. So ein Leader zu sein, die Mannschaft mitzunehmen, da muss ich mich entwickeln", stellt Mittmann selbstkritisch fest. Marcel Stöppel, hast du das gehört? Bitte notieren. Mittmanns Position war nicht immer in Stein gemeißelt. "Ich bin quasi mit dem Alter immer weiter nach hinten gerückt", sagt der Hiltruper. Früher war er mal im Bereich Zehner, Achter, Sechser unterwegs. (laut Transfermarkt ist er offensiver Mittelfeldspieler) Heute ist er hinten Sherriff für Recht und Ordnung.
Hiltrup muss ein Spagat meistern
Und damit war er Teil einer bockstarken Defensive in der vorigen Saison. 36 Gegentore waren die drittwenigsten. Dafür lahmte es vorne: Der TuS schaffte das Kunststück, mit nur 39 eigenen Toren 50 Punkte zu holen und Fünfer zu werden. Man wird es mir nachsehen, wenn ich sage: Hiltrups Fußball war nicht immer der Schönste und zum Zungeschnalzen. Wird jetzt alles besser? Möglicherweise. Der TuS gewann sämtliche Vorbereitungsspiele. "Jetzt versuchen wir, mehr Fußball zu spielen und mit dem Ball attraktiver zu sein", so Mittmann. "Man kann es sich besser angucken, aber man muss nur darauf achten, dass die Defensive nicht drunter leidet." Ein Spagat. "Wir wollen gucken, dass wir mehr Tore schießen und uns am Ball einfach verbessern."
Was er sich vom neuen Stürmer Ogün Gümüstas erwartet und ob das Spiel gegen seinen Ex-Club aus Peckeloh etwas Besonderes ist, das haben wir nun im Anschwitzen nachgefragt.
Oberliga Westfalen
SpVgg Vreden - 1. FC Gievenbeck (So., 15 Uhr)
Gievenbeck schaltete im Kreispokal am Mittwoch den A-Ligisten SV Rinkerode locker-flockig mit 13:0 aus. Mit einem guten Gefühl geht's also ins Derby. "Das wird ein richtig schweres Spiel für uns. Vreden ist ein top Gegner, der jede Menge Oberliga-Erfahrung mitbringt. Das wird für uns ein echter Härtetest , aber wir fahren da nicht mit Angst hin und wollen etwas mitnehmen", sagt FCG-Coach Torsten Maas. Tom Sikorski steigt ins Aufbautraining ein, Leon Richter fällt mit Schambeinentzündung aus, Jonas Tepper ist noch erkältet. Das kann der XXL-Kader aber problemlos auffangen. "Wir werden trotzdem immer noch viele schwierige Entscheidungen treffen müssen", meint Maas. Vreden muss derweil übrigens neuerdings auf Danieck Nijland verzichten, der sich aus privaten Gründen abgemeldet hat.
Heimspiel-Tipp: 2:0! Maas und Büchter verstehen die Welt nicht mehr.
Mittmann: 2:1
FCE Rheine - RW Ahlen (So., 15 Uhr)
Die Generalprobe des FCE lief völlig ins Rad. Beim SC Altenrheine flogen die Eintrachtler direkt mal raus aus dem Kreispokal. 0:2. Oh weh. Gegen Regionalliga-Absteiger Ahlen erwartet FCE-Coach Christian Hebbeler naturgemäß einen komplett anderen Gegner und ein komplett anderes Spiel. "Es bleibt hängen, dass wir uns unsere eigentlich sehr gute Vorbereitung ein stückweit kaputt machen. Wir werden Lösungen finden müssen, weil wir in dieser Woche große Personalprobleme haben." Verletzte, Urlauber (z.B. Tim Heger), Gesperrte (z.B. Adrian Knüver) : "Du kommst schnell auf sieben, acht Jungs, die fehlen." Das gelte es zu kompensieren.
Heimspiel-Tipp: 1:4. Rheine geht früh in Führung, hält dann lange ein 1:1, um in der Schlussphase abgeschossen zu werden.
Mittmann: 1:3
SC Verl II - Preußen Münster II (So., 16 Uhr)
Wie in jedem Jahr wurden die Preußen kräftig durchgemischt: Nur acht Spieler aus der Vorsaison sind dabei geblieben, zwölf Akteure kommen aus dem Jahrgang 2005, zehn kamen aus der eigenen A-Jugend hoch. Offiziell geht die Preußen-Reserve nun als U23 an den Start. Drei Spieler pro Partie dürfen damit älter als 23 Jahre alt sein. Na gut: Bei dem Kader ist das gar nicht so schwer.
Heimspiel-Tipp: 0:1. Preußens junge Mannschaft beginnt die Saison beim eingespielten Westfalenliga-Meister erstaunlich frühreif.
Mittmann: 1:1
Westfalenliga 1
Westfalia Kinderhaus - GW Nottuln (Sa., 15 Uhr)
Keine Ahnung, wer Christian Glade ist - offenbar irgendein bekannter Zauberer aus Nottuln -, aber er ist sozusagen der Stargast der "2. Grün-Weißen Fußballnacht" von GW Nottuln am kommenden Samstag. Die Feierlichkeit startet abends, nachmittags müssen die Kicker von Darius Schwering und Marvin Möllers Vollgas geben. Gegner ist mit Kinderhaus nämlich nicht nur irgendein Gegner, sondern der letztjährige Vizemeister und Aufstiegsfavorit schlechthin. Mal gucken, ob abends Frustsaufen ansteht oder ob es was zu feiern gibt für die Grün-Weißen...
Heimspiel-Tipp: 3:1
Mittmann: Schönes Spiel. 2:1
SF Ostinghausen - Borussia Emsdetten (So., 15 Uhr)
Zwei Meisterschaften und Aufstiege in Folge feierten die Ostinghausener zuletzt und marschierten so von der Bezirks- in die Westfalenliga. Routiniers wie z.B. Friedrich Bömer Schulte oder Lars Schröder verfügen über Regionalliga-Erfahrung, Oberliga-Spiele haben ebenfalls einige Kadermitglieder vorzuweisen. Heraus sticht vor allem Kai-Bastian Evers, der nicht nur auf über 200 Regionalliga-Partien kommt, sondern auch auf 66 Einsätze in der 3. Liga (Stuttgarter Kicker, BVB II, SV Babelsberg) und sogar auf diverse U-Länderspiele für den DFB. Unter anderem übrigens mal an der Seite von Toni Kroos. Hat irgendein Emsdettener U-Länderspiele in seiner Vita stehen?
Heimspiel-Tipp: 2:1. Borussia kämpft, kratzt und beißt. Letztlich ohne Glück.
Mittmann: 1:0
SuS Neuenkirchen - 1. FC Nieheim (So., 15 Uhr)
Eigentlich MÜSSEN das drei Punkte für den SuS sein. Nieheim holte in der Vorsaison auswärts nur sieben Zähler, einzig Absteiger Nordkirchen war in der Fremde erfolgloser. Allerdings ist die spannende Frage, wie fit Neuenkirchen in die Partie startet. Mittwoch stand der Westfalenpokal auf der Agenda, am Donnerstag der Kreispokal. Freitags wird übrigens nochmal trainiert. Na gut: Beim Kreispokal lief dann auch die Reserve auf. Ich würde mir trotzdem 'nen Gelben holen.
Heimspiel-Tipp: 1:1. Hässliches Spiel.
Mittmann: 1:1
SC Peckeloh - TuS Hiltrup (So., 15 Uhr)
Neu in Hiltrup ist Ballermann Ogün Gümüstas. Für die SpVg Beckum erzielte er in den vergangenen drei Jahren über 100 (!!!) Tore. Hiltrups Offensivleute wie Peter Effing oder Stan Schubert ticken anders, Gümüstas kommt vielleicht wie gerufen. "Sobald er den Ball im 16er am Fuß hat, kann ich die Augen zu machen und ich weiß, der Ball ist drin", hat Mittmann festgestellt. Auf das Duell mit dem Ex-Club freut er sich. "Es ist ein emotionaleres Spiel für mich, ich hab teilweise noch Kontakt zu ein paar Leuten, das wird ein heißes, ukmäpftes Spiel." Beim TuS fühlt sich der Innenverteidiger übrigens pudelwohl. "Wir haben einen super Zusammenhalt und sind ein super Team, wo wir uns alle super verstehen."
Heimspiel-Tipp: 2:0. Hiltrups Coach Marcel Stöppel hätte wohl lieber dafür alle Testspiele verloren. In Peckeloh geht nicht so viel zusammen.
Mittmann: 1:2. Ich mache auf jeden Fall kein Tor. Ogün macht eines, Stan macht auch eines. Stan hat bisher immer gegen Peckeloh getroffen.
Preußen Espelkamp - SV Mesum (So., 15 Uhr)
Mesums David Katerkamp soll - das war kürzlich bei Instagram zu lesen - noch keinen Spitznamen haben. Das kann ja gar nicht sein. Kreative Ideen nehmen wir ab sofort auch gerne entgegen. Und: Katerkamp möchte mehr Tore als Lars Jenders schießen, was der wiederum wie folgt bei Insta kommentiert: "Wenn er [David, d. Red.] dann noch das ein oder andere Tor erzielt, wäre das natürlich großartig. Sein eigentlicher Job ist es jedoch, unser Spiel mit Kreativität zu beleben. Das Toreschießen sollte er lieber anderen überlassen – da hat er sich vielleicht etwas zu viel vorgenommen." Oha! Ist das schon als Streit zu bezeichnen? Hat Pascal Wilmes etwa in so kurzer Zeit bereits die Kabine verloren?
Heimspiel-Tipp: 3:4. Es fallen traditionell viele Tore zwischen beiden Teams. Mesum vergeigt fast einen 4:1-Vorsprung.
Mittmann: 2:3