Westfalenliga 1
GWN besteht größten Charaktertest der Menschheitsgeschichte
von Pascal Bonnekoh
(06.04.25) Wir wollen den Amateursport jetzt nicht größer machen, als er sowieso schon teilweise gemacht wird, und wir würden auch nie übertreiben, aber was GW Nottuln an diesem Sonntag abgeliefert hat, dürfte unerreicht sein. Trotz eines äußerst frühen Platzverweises, vier Gegentreffern und dann noch einem Elfmeter gegen sich, erkämpften sich die Grün-Weißen Zuhause einen Punkt. Coach Marvin Möllers wusste selbst nicht mehr so wirklich, wie man das 4:4 (0:2) in Worte fassen soll. Dann versuchen wir es mal.
Schlechter kann so eine Partie zwischen zweier Mannschaften, die sich tabellarisch ungefähr auf Augenhöhe befinden, wohl kaum starten. Bereits in der dritten Spielminute endete Ludwig Bünkers Arbeitstag. Gegen Tobias Puhl nahm er seine Hände etwas zu sehr zur Hilfe und sah folgerichtig den Roten Karton. "Da muss er sich geschickter anstellen. Er ist aber noch ein junger Kerl und wird daraus lernen. Das wird ihm in seiner Entwicklung weiterbringen", nahm der Coach Bünker in den Schutz. Puhl zog im ersten Durchgang aber nicht nur eine Rote Karte, sondern legte in der 23. und 40. Spielminute auch noch einen Doppelpack nach.
"Dann war die Hoffnung wieder da"
"Das war nicht verdient. Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht, weil wir es nicht gut verteidigt und vorne unsere Chancen nicht genutzt haben. Auch in Unterzahl waren wir durchweg die bessere Mannschaft", so Möllers. Angespornt von der eigenen Reaktion auf den Platzverweis erhöhten die Hausherren im zweiten Durchgang das Risiko. Die Viererkette wurde aufgelöst, sodass man defensiv teilweise in Unterzahl unterwegs war. Das ging zunächst nach hinten los. Nur drei Minuten nach Wiederbeginn erhöhte Julien-Noah Kracht für die Gäste auf 3:0. "Wir wollten das Spiel aber weiterhin nicht aufgeben", führte der Spielertrainer weiter aus.
Und dann wurden auch die Gastgeber endlich mal belohnt. Janus Scheele verkürzte nach Vorarbeit von Kevin Stenzel und Möllers zum 1:3 (57.). "Dann war die Hoffnung wieder da", so Möllers. Die musste jedoch nur zwei Minuten später für den nächsten Rückschlag Platz machen. Kracht stellte den alten Abstand wieder her (59.). Weitere 240 Sekunden darauf folgte aber auch schon der nächste Hoffnungsschimmer. Felix Hesker köpfte zum 2:4 ein (63.). Eine letzte schlechte Nachricht gab es für die Grün-Weißen dann aber doch noch. Nach einem Handspiel von Möllers zeigte der Unparteiische auf den Punkt. Nottulns Schlussmann Christoph Hunnewinkel folgte jedoch dem Beispiel seiner Vorderleute und hielt gegen Puhl die Aufholjagd am Leben. "Bei einem 5:2 wäre das Spiel wahrscheinlich durch gewesen", meinte Möllers.
"Eigentlich hätten wir das Spiel sogar gewinnen müssen"
An diesem verrückten Tag hätten die Nottulner vermutlich auch das noch irgendwie umgebogen bekommen. Zu ihrem Glück reichten aber zwei Treffer. In der 87. Spielminute eroberte Fabian Schöne im Zentrum die Kugel und schickte Möllers auf die Reise, der ins lange Eck zum 3:4 einschob. Der Ausgleichstreffer fiel dann natürlich erst tief in der Nachspielzeit. Christian Messing steckte für Scheele durch, der Nieheims Keeper Philip Hildesheim umkurvte und die Kugel zum umjubelten 4:4-Endstand über die Linie drückte (90.+4).
"Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Mannschaft einen absoluten Charaktertest bestanden hat. Wenn man so viele Nackenschläge bekommt, von denen man eigentlich zusammenbrechen muss, nie aufgibt, weiter dran bleibt und das alles in einer englischen Woche, ist das einfach ein brutales Ding, was die Mannschaft da abgefackelt hat. Das klingt jetzt komisch, aber eigentlich hätten wir das Spiel sogar gewinnen müssen. Wir nehmen das aber auch so komplett mit und sind super happy", wollte der Übungsleiter gar nicht mehr aufhören, seine Schützlinge zu loben.
GW Nottuln - 1. FC Nieheim 4:4 (0:2)
0:1 Puhl (23.), 0:2 Puhl (40.),
0:3 Kracht (48.), 1:3 Scheele (57.),
1:4 Kracht (59.), 2:4 Hesker (63.),
3:4 Möllers (87.), 4:4 Scheele (90.+4)
Rote Karte: Nottulns Bünker (3./Notbremse)