Oberliga Westfalen/Westfalenliga 1 - Anschwitzen
Delbrück sehen...und aufsteigen?
von Fabian Renger
(30.05.25) Ich gehe am Sonntag unter die Meilensammler. Ich werde die Boker Straße 31 in Delbrück ansteuern. Dort steht das Stadion Laumeskamp des Delbrücker SC. Der TuS Hiltrup wird zu Gast sein. Etwa 130 Kilometer und anderthalb Stunden sind's von meinem Wohnort Mesum aus. Der TuS hat rund 80 Kilometer und 75 Minuten vor sich. Besonders auf der Rückreise könnte diese Zeit wie im Flug vergehen. Schließlich fehlt der Mannschaft von Marcel Stöppel nur noch ein Schritt bis zum ganz großen Wurf. Ein Sieg würde den TuS Hiltrup erstmals in die Oberliga katapultieren. Es wäre ein historischer Erfolg.
Seit 2011 kicken die Hiltruper in der Verbands- bzw. Westfalenliga. Zwischen dem vierten und dem viertzehnten Rang war gefühlt alles dabei. Meistens landeten die Teams vom Osttor irgendwo im oberen Mittelfeld. In dieser Saison nicht. Seit dem 13. Spieltag grüßt Stöppels Truppe vom Platz an der Sonne. Platz vier war die niedrigste Platzierung der Spielzeit. Spötter sagen, der TuS hat's nicht verdient, mit seiner Art, Fußball zu spielen, und mit nur 55 Punkten. In den beiden Vorjahren wäre es jeweils der dritte Rang geworden mit dieser Punktzahl. Aber was soll's? Der TuS leistete sich im Winter mal eine Schwächephase, doch kein Konkurrent nutzte das aus. Und für die Tabellenführung muss sich wohl niemand schämen. Die anderen hatten ja auch 29 Spiele Zeit, um oben zu stehen. Wohltuend: Irgendann beschloss man in Hiltrup, die anderen einfach labern zu lassen über die Oberliga und einfach das eigene Ding zu machen. Das war nach der Pleite gegen Neuenkirchen. Seither läuft's.
Super Schlussspurt
Pünktlich zum Saisonhöhepunkt sind die Hiltruper gut in Schuss. 19 Punkte holten sie von 24 möglichen in den vergangenen acht Partien. Nicht nur gegen Rheda überzeugte Hiltrup mit einer wahnsinnig stabilen defensiven Leistung und bockstarken Standards. Sicherlich: Offensiven Hurra-Powerfußball gibt's vielleicht woanders zu sehen. Aber in Hiltrup wissen die Beteiligten, was sie können - und was sie eben nicht können. Das ist wohl auch Teil des Erfolgsrezepts. Und wer die Mannschaft hat feiern sehen, etwa nach dem Sieg gegen Rheda, der hat spätestens da gemerkt: Da steht 'ne Mannschaft auf dem Platz.
Das war sicherlich in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall. Da spielten in Hiltrup auch mal Leute, die halt dort spielten, aber ein gutes Binnenklima gab es woanders. Der Kader scheint gut zusammengestellt, die Truppe funktioniert. Ob es dann am Sonntag reicht? Ein Sieg würde den Aufstieg garantieren. Bei einem Remis dürfte Verfolger Maaslingen nicht gewinnen. Bei einer Niederlage müsste Maaslingen ebenfalls verlieren.
1. TuS Hiltrup, 55 Zähler, +25
2. RW Maaslingen, 54, +31
Spielt nicht mit meinen Gefühlen!
Wird also ein enges Ding. Elfmal hielt Hiltrup bisher die Null, im Hinspiel gab es einen 1:0-Erfolg. Delbrück ist Vorletzter und wird sich aus der Liga verabschieden müssen. Also keine Stolperfalle? Naja. Der Blick in die Auswärtstabelle lässt mich dann doch mit Fragezeichen zurück. 37 Punkte (13 Siege, vier Remis, keine Niederlage) gab es zuhause. Nur 18 Punkte (Fünf Siege, drei Remis, sechs Pleiten) auswärts. Diese Bilanz sollte am Sonntag besser aufpoliert werden. So schön ist Delbrück nun auch wieder nicht, dass ich da sonntags umsonst hin fahren möchte. Spielt nicht mit meinen Gefühlen, liebe Hiltruper!
Das letzte Anschwitzen der Saison mache ich mit mir selbst. Geht ja um nix mehr in den meisten Partien. Einzig der FCE hat noch was zu gewinnen. Vorab: Unsere Spielberichte der übrigen Partien (evtl. in Zusammenfassungs-Form) kommen wohl erst am Montag. An diesem Wochenende aber wohl ausnahmsweise zu verkraften...
Oberliga Westfalen, 38. Spieltag
FCE Rheine - SV Lippstadt (So., 15 Uhr)
Der FCE hat die Quali für den Westfalenpokal in der eigenen Hand. Ein Sieg gegen den SVL und die Rheinenser wären sicher im Verbandspokal vertreten. Mehr Ansporn geht ja nicht. Im Vorjahr war das Team von Christian Hebbeler, der am Sonntag zum letzten Mal als Cheftrainer am Rand stehen wird, übrigens noch Abstiegskandidat. Welch Entwicklung.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Die Getränke am Abend gehen auf Hebbeler.
TuS Ennepetal - 1. FC Gievenbeck (So., 15 Uhr)
Nach dem emotionalen Abschieds-Heimspiel vieler Legenden gegen Siegen und dem Sieg im Kreispokalfinale gegen Kinderhaus führt die Gievenbecker Reise am letzten Spieltag nach Ennepetal. Joar. Muss man mental auch erst drauf klarkommen...
Heimspiel-Tipp: 0:1. Ordentlicher Abschied der Gäste. Torsten Maas wünschte sich schließlich neulich, auch mal ein 1:0 nach Hause zu fahren. Kriegt er jetzt.
SpVgg Vreden - Westfalia Rhynern (So., 15 Uhr)
Rhynern liegt Vreden. Keines der vergangenen sechs Duelle ging verloren, fünfmal hielt Vreden sogar die Null. Da kann also nichts schiefgehen. Mit etwas Glück könnte Vreden mit einem Sieg noch auf Platz zehn klettern.
Heimspiel-Tipp: 1:2. Die Siegesserie gegen Rhynern reißt. Aber Vreden schaut trotzdem zufrieden auf ein sorgenfreies Spieljahr zurück.
Westfalenliga 1, 30. Spieltag
Delbrücker SC - TuS Hiltrup (So., 15 Uhr)
Ich habe genug geschrieben. Leinen los fürs große Saisonfinale! Stöppel hat mich gar zur Feier am Osttor eingeladen, falls es was wird. Da muss ich leider ablehnen. Ich muss nämlich Montag wieder arbeiten. Irgendwie schade.
Heimspiel-Tipp: 0:1. Dreckiger Drama-Aufstieg in der 93. Minute. Alex Gockel trifft und wird zum Vereinshelden.
SuS Neuenkirchen - SV Rödinghausen II (So., 15 Uhr)
Mit 14 Punkten nach der Hinrunde und 15 Punkten zur Winterpause machte man sich ernsthafte Sorgen um die Neuenkirchener. Ein Abstiegskampf bis zum Abpfiff des letzten Spieltags stand bevor. Jedenfalls dachte man das. Doch wie sich die Truppe von Thorsten Schmidt und seinem Co Philipp Hölscher da rausarbeitete, das imponierte. 22 Zähler waren es in der gesamten Rückserie, Platz sieben in der Rückrunden-Tabelle. Nun kann der SuS im letzten Heimspiel nur noch genießen, der Klassenerhalt steht nach sechs Spielen ohne Niederlage fest. Und es für Rödinghausen geht es auch um nichts mehr.
Heimspiel-Tipp: 2:2. Ein Resultat, mit dem beide leben kölnnen.
RW Maaslingen - Borussia Emsdetten (So., 15 Uhr)
Die Borussen könnten Hiltrup Schützenhilfe leisten. Ob da wohl irgendwelche Bier-Motivationshilfen rübergeflossen sind vom Osttor zum Teekotten? Wissen wir nicht. Die Ausgangslage haben wir ja oben ausführlich erörtert. Borussia will sich bestimmt auch selbst noch was Gutes tun. Die Saison als Tabellen-13. zu beenden, kann nicht zufriedenstellen...
Heimspiel-Tipp: 3:0. Nix mit Schützenhilfe...
SG Bockum-Hövel - GW Nottuln (So., 15 Uhr)
Auch GWN hat sich ähnlich wie Neuenkirchen aus dem Schlamassel rausgekämpft. 14 Punkte in der Hinserie, 23 in der Rückserie. Stark. Nach dem 9:0-Kantersieg über Ostinghausen stellt Nottuln mit 64 Treffern gar die zweitbeste Offensive. Ich bin GWN-Fan! Gibt's eigentlich Bettwäsche? Nur das Pokalfinale verlief bitter, als die Nottulner trotz 1:0-Führung noch gegen den Landesliga-Absteiger aus Eper mit 1:3 unterlagen.
Heimspiel-Tipp: 1:4. Auch beim Schlusslicht schießt Nottuln munter Buden.
Westfalia Kinderhaus - SV Mesum (So., 15 Uhr)
77 Tore vs. 63 Tore. Hier wird tendenziell kein torloses Remis rauskommen. Mesum (45 Punkte) ist auf Platz fünf geklettert, duelliert sich im Fernduell mit dem punktgleichen Peckeloh um die Verteidigung dieses Rangs. Kinderhaus (50) möchte wiederum den dritten Platz sicherlich absichern, muss aber hier Rödinghausen (49) im Blick halten. Geht also für beide Teams zumindest noch um eine Kleinigkeit. Bleibt die Frage, welche Mannschaft sich besser vom jeweiligen Kreispokalfinal-Schock erholt hat...
Heimspiel-Tipp: 3:3. Ein tolles Spiel.