Oberliga Westfalen/Westfalenliga 1 - Anschwitzen
"Joe" hat so viel Spaß wie lange nicht mehr
von Fabian Renger
(20.09.24) Dass sich jemand pudelwohl fühlt, dass sich jemand angekommen fühlt in einer (neuen) Mannschaft: Das hören wir häufiger. Das schreiben wir häufiger. Vielleicht auch zu oft. Bei Richard Joaquim wäre das alles sowieso fast schon untertrieben. Er spielt seit dem Winter für GW Nottuln. Und er sagt den folgenden schönen Satz: "Vom Training her hatte ich lange nicht mehr so viel Spaß beim Fußball!" Das klingt mehr als nur nach 'wohl fühlen'.
Dabei war Joaquims Start in Nottuln gar nicht so pralle. Er kam im Winter aus Hiltrup. Da gab es allerdings ein Problem: Er durfte nicht spielen, war noch gesperrt. Die ganze Wintervorbereitung machte er mit, jedes Testspiel. Bis eine Woche vorm Rückrundenstart war nicht klar, ob er auch in Pflichtspielen ran durfte. Erst Ende Mai an den letzten beiden Spieltagen war er schließlich spielberechtigt. "Die Zeit ging echt schnell herum", ist das für den noch 21-Jährigen inzwischen Schnee von gestern. Er trainierte durchgehend mit, war sonntags bei den Spielen Edelfan. Und nun ist er mittendrin im Geschehen: In allen sechs Ligaspielen stand Joaquim in der laufenden Spielzeit in der Startelf.
"Die Qualität ist echt hoch"
Mindestens 80 Minuten bekam er pro Match. Vertrauen, das er zurückzahlte mit zwei Toren und einer Vorlage. Für ihn, der auch schon bei Borussia Münster und in Wolbeck zockte, eine mehr als nur stabile Quote. Die linke oder rechte Schiene wird vom dynamischen Wirbler im Nottulner 3-5-2 beackert. Der Spaß am Training und Fußball überträgt sich jedenfalls aufs Feld. "Menschlich sind alle top", lobt Joaquim sein Team. Was genau macht so viel Spaß in den Baumbergen? "Die Qualität im Training ist echt hoch, jeder will, jeder haut sich rein, alle sind da und es wird echt guter Fußball gespielt." Könnte auch am Trainerteam liegen: Marvin Möllers ist erst 31, Darius Schwering ist 28. "Beide echt fußballverrückt", findet unser heutiger Anschwitzpartner. Zumindest zwei Trainer, die die Sprache des Teams sprechen.
Wobei es in Nottuln allgemein noch nicht so läuft. Die Problemfelder sind vielfältig und breitgefächert. Vorne fehlt es aktuell am abgewichsten Angreifer, der dir Tore garantiert. Hinten fehlt es nach dem Abgang von Friedrich "Percy" Schultewolter ebenfalls an einer gewissen Ordnung. Keine leichte Situation. Sechs Punkte nach sechs Spielen sind zu wenig, erst ein Saisonsieg ist auch auch nicht das Gelbe vom Ei. In Partien wie gegen Soest (3:3) oder Rheda (1:1) war definitiv mehr drin. "Wir haben zu einfache Gegentore bekommen, weil wir zu viele einfache Fehler machen, die zu Gegentoren führen", legt Joaquim, der als Werbetechniker sein Geld verdient, den Finger in die Wunde. Er spricht von Geschenken, die verteilt werden. "Wir spielen ein zwischendurch ein bisschen zu blauäugig." Daran kann man ja arbeiten.
Joe ist besser als Richi
Was gibt's sonst noch zu klären, bevor wir uns ins Tippduell stürzen? Natürlich: Der Spitzname. Joaquim trat mit drei Jahren beim ESV Münster erstmals gegen den Ball. Und irgendwann bürgerte sich der Spitzname 'Richi' ein. Bis er eben nach Nottuln kam. Mit Richard Hermann gab es ja bereits einen Richard. Da musste ein neuer Name her. Also taufte man Joaquim in Nottuln kurzerhand zum 'Joe' um. Was findet er besser? "Ich finde Joe besser, Richi höre ich schon mein ganzes Leben. Den Namen mochte ich noch nie so wirklich", sagt er und lacht. Joe und GW Nottuln - das passt offenbar in der Tat perfekt.
Kommen wir zum Anschwitzen. Asmar Paenda von Kinderhaus schlug mich in der Vorwoche mit 5:2. Kein guter Wert für mich. Dafür dürft ihr mich alle eine Woche Fabi nennen. Diesen Namen mag ich nämlich eigentlich nicht.
Oberliga Westfalen
SpVgg Vreden - SG Finnentrop/Bamenohl (So., 15 Uhr)
Zwei Teams, die sich auf dem aufsteigenden Ast befinden! Vreden gewann die vergangenen beiden Spiele, die Gäste sogar die vergangenen drei Partien in der Liga. Vreden hat bisher gegen Finnentrop noch nie wirklich überzeugen können, in fünf Vergleichen gab es erst einen Sieg. Und der datiert aus dem Mai 2022. War damals aber ein besonderes Match: Mit dem Sieg damals machte Vreden den Klassenerhalt klar.
Heimspiel-Tipp: 2:0. Vredens erster Heimerfolg über Finnentrop.
Joaquim: 2:2.
Westfalia Rhynern - 1. FC Gievenbeck (So., 15 Uhr)
Die zweitbeste Offensive (Gievenbeck) tritt bei der besten Defensive (Rhynern) an. Das schreit jetzt nicht förmlich nach einem Torfestival. Rhynern zog am Dienstagabend das Nachholspiel in Wiemelhausen mit 1:0 und überzeugte im Kollektiv als Team, nicht unbedingt durchweg fußballerisch. Hinten raus kam noch Verteidiger Mo Kourouma aufgrund eines Platzverweises abhanden.
Heimspiel-Tipp: 1:1. Schiedlich-friedlich.
Joaquim: 1:3.
Preußen Münster II - SV Lippstadt (So., 15.30 Uhr)
Ein Jahr spielte Marcello Romano bei der Preußen-Reserve. Ein Mann, der Freude machte. Siebenmal traf er in 32 Oberliga-Einsätzen, für die Profis durfte er mal in Westfalenpokal ran. Im Sommer zog er nach Lippstadt weiter und kommt dort nach sechs Einsätzen auf drei Treffer. Stabil. Auch Verteidiger Joel Amadi kehrt mit dem SVL zurück an die alte Wirkungsstäte. Er war bei den Preußen 28-mal in der Vorsaison am Start und zumindest bis zum Frühjahr absoluter Stammspieler.
Heimspiel-Tipp: 3:2. Den alten Weggefährten wird die Laune beim Wiedersehen vermiest. Geiler Zock!
Joaquim: 1:2
Westfalenliga 1
Westfalia Kinderhaus - Delbrücker SC (So., 15 Uhr)
Vielleicht kann Westfalia Kinderhaus in ein paar Wochen entspannt auf den Saisonstart zurückschauen und sich ins Fäustchen lachen. Acht Punkte aus sechs Spielen sind zu wenige. Aber auch nicht so wenig, dass die Kinderhauser vor den Trümmern ihrer Existenz stehen. Man hätte sich mehr erhofft. Und so eine Derbypleite wie gegen Hiltrup ist jetzt auch nicht gerade stimmungserhellend. Mit Felix Ritter, Max Meier, Luis Haverland und Nick Rensing fehlten aber zwischendurch einige Stammkräfte. Könnte man als Albi abtun, war aber durchaus Qualität, die dir gefehlt hat und offensichtlich kaum zu ersetzen gewesen ist in der Breite. Langsam füllt sich der Kader wieder. Jetzt darf dann auch mal gepunktet werden.
Heimspiel-Tipp: 4:1. Kinderhaus tritt vom Start weg engagiert auf und marschiert bis zum Gehtnichtmehr.
Joaquim: 2:0
Preußen Espelkamp - TuS Hiltrup (So., 15 Uhr)
Hiltrups Jubelvideos vom Wochenende bei Instagram (Ogün on fire etc) nach dem Derby gegen Kinderhaus waren mitreißend. Eher weniger mitreißend war das Pokalspiel gegen Gievenbeck. On top kam die schwere Verletzung von "Momo" Pauli. Es sieht nach einer schweren Knieverletzung aus. Das hätte kein Mensch gebraucht. Gute Besserung von dieser Stelle!
Heimspiel-Tipp: 2:4. Hiltrup ist weiter on fire und verteidigt die Tabellenspitze. Der erste Auswärtssieg der Saison. Dreierpack Gümüstas. Danach gibt es hoffentlich wieder ein fettes Jubelvideo.
Joaquim: 1:3.
GW Nottuln - SV Rödinghausen (So., 15 Uhr)
"Ich glaube, es ist länger her, dass wir zuhause verloren haben", grübelt Joaquim. Er glaubt richtig: Die letzte Heimpleite datiert inzewischen vom 29. Oktober 2023. Booyah. Kann also nicht wirklich viel schiefgehen. "Das wird auch so bleiben", ist sich Joaquim sicher. Abwarten. Nottuln muss nicht nur die Fehlerquote minimieren, sondern auch mal die erste Halbzeit ordentlich spielen. "Die ist irgendwie nicht so gut. In der zweiten Halbzeit drehen wir oft erst auf. Das ist ein bisschen schade, es ist meistens mehr drin", befindet unser Tippgegner, der besonders auf seinen Trainer Marvin Möllers einen großen Druck ausübt.
Heimspiel-Tipp: 1:3. Die erste Halbzeit passt diesmal, Nottuln führt 1:0 und bricht dann zusammen.
Joaquim: 2:0. Rödinghausen spielt ja auch guten Fußball, das liegt uns. Janus Scheele trifft und es wird Zeit, dass Marvin (Möllers) mal wieder ein Tor schießt. (Anm. d. Red: Möllers hat noch kein Saisontor!)
SF Ostinghausen - SuS Neuenkirchen (So. 15 Uhr)
Hiltrup, Peckeloh, Rheda - dreimal reiste Neuenkirchen in die Fremde, dreimal ging's ohne eigenen Treffer nach Hause. Eigentlich ist damit alles gesagt. Uneigentlich ist das Gastspiel des SuS so wie die Partie in Rheda neulich eine Premiere: Noch nie gab es diese Begegnung nämlich bisher. Was schade ist. Ich empfehle sogar allen SuS-Problemfans die Reise nach Ostinghausen, einem Ortsteil der Gemeinde Bad Sassendorf. Ich war noch nie da, aber mir wurde schon oft berichtet, wie idyllisch die Platzanlage im Wald liegt. Die Bilder im Internet bestätigen das.
Heimspiel-Tipp: 1:2. Auswärtssiege sind schön!
Joaquim: 2:2. Beide hatten echt komische Ergebnisse dabei.
SV Mesum - 1. FC Nieheim (So, 15 Uhr)
5:15-Tore, sechs Niederlagen aus sechs Spielen, Schlusslicht. Läuft noch überhaupt nicht beim 1. FC Nieheim. Der SVM kann sich also quasi nur blamieren. Apropos Blamage: Im Hinspiel in Nieheim verlor Mesum in der Vorsaison 1:5, im Rückspiel gab es erst kurz vor knapp ein 2:2. Die Mesumer sollten gewarnt sein.
Heimspiel-Tipp: 1:2! Mesum kann Nieheim überhaupt nicht. Diesmal stimmt auch die Mesumer Leistung kein Stück.
Joaquim: 3:0 für Mesum.
Westfalia Soest - Borussia Emsdetten (So., 15.30 Uhr)
Auf der Baustelle meines Elternhauses arbeitet derzeit ein Handwerker, der mal in der mazedonischen 2. Liga Torwart gewesen ist. Falls euch das interessiert. Interessiert euch nicht? Dann gönnt euch stattdessen die Vita von Soests Dren Gashi. Der hat eine ähnlich spannende Vita. Er wurde beispielsweise mit KF Egnatia Meister der zweiten albanischen Liga. Jahrelang spielte er in der ersten albanischen Liga. Zeitweise stand er auch beim Rekordmeister FC Prishtina unter Vertrag. Nun ist er in Soest gelandet. Bisher hat der 30-Jährige aber erst zwei Kurzeinsätze und insgesamt 52 Minuten Einsatzzeit zu verzeichnen. Anfangs fehlte noch die Spielberechtigung.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Gashi trifft doppelt, Borussia muss die zweite Saisonniederlage verknuspern.
Joaquim: 2:1. Hätten die in Emsdetten gespielt, hätte ich gesagt, dass Emsdetten gewinnt. Auf dem Soester Kunstrasen gewinnt aber Soest.