Oberliga Westfalen/Westfalenliga 1 - Anschwitzen
Der FCE findet die richtige Balance
von Fabian Renger
(27.09.24) In der Vorsaison war der FC Eintracht Rheine nicht gerade der Inbegriff der defensiven Stabilität. 77 Gegentreffer fing sich die Truppe, es waren die drittmeisten der gesamten Oberliga. Nun hat die Eintracht sechs Partien in der neuen Spielzeit hinter sich gebracht. Und siehe da: Es geht doch! Sieben Gegentore kassierte die Elf, einzig Spitzenreiter Rhynern ist hier besser. Aus der mitunter löchrigen Hintermannschaft vom Delsen wurde ein massives Konstrukt. Was auch immer Christian Hebbeler mit seiner Mannschaft im Sommer angestellt hat, es hat gewirkt. Vielleicht lag es auch am Personal, etwa an Lennard Maßmann.
"Lennard Maßmann soll den Laden dicht halten" titelten Ende April die Kollegen der MV. "Lennard Maßmann soll die FCE-Defensive stabilisieren", titelten wir. Beides traf zu. Der 28-Jährige ist derzeit auf Rheines 'Sechs' beheimatet. Hebbeler schwärmt, er spricht von einem "absoluten Vorbild. Er lässt sich nie was zu schulden kommen." Maßmann und er arbeiteten vor einigen Jahren bereits in Hiltrup zusammen. Im Sommer holte der Coach den Defensivspieler zurück zu sich und machte ihn gleich mal zum dritten Kapitän hinter Luca Meyer und Colin van den Berg. Maßmann ist aber ein bescheidener Charakter: "Ob ich die Binde umhabe oder nicht, ist mir relativ egal."
Maßmann: "Das ist Teamarbeit!"
Ist auch nichts Neues für ihn. Beim ETB SW Essen war er in der Oberliga Niederrhein bereits Mannschaftsführer. Zuletzt lief der 1,80 Meter große Mann zwei Jahre (41 Einsätze) für den Nord-Regionalligisten BW Lohne auf. Erfahrung hat er. Doch beinahe wäre es das im Sommer mit dem Fußball gewesen. An der Uni Duisburg-Essen ist Maßmann wissenschaftlicher Mitarbeiter, er betätigt sich in Forschungsthemen, auch eine Doktorarbeit will geschrieben werden. Fachgebiet: Ökonometrie. Fragt nicht weiter. Es gibt jede Menge zu tun. Überlegt habe er tatsächlich, die Treter einzumotten, verrät Maßmann. "Ich bin ja nicht mehr der Allerjüngste..." Na gut: Im Dezember wird er 29, das geht ja eigentlich noch. Irgendwann rief Hebbeler ihn an, er ließ sich überzeugen. Die Wege passen. Maßmann wohnt in Osnabrück, da ist Rheine machbar. "Bereut habe ich es nicht", sagt er. "Es tut ja auch gut, den Ausgleich zu haben."
Beim FCE wird es auch keiner bereut haben. Maßmann lief bislang in fünf der sechs Ligaspiele auf. Dass es defensiv so gut fluppt, sei aber auf keinem 'Maßmann-Effekt' zurückzuführen, stellt er lachend klar. "Das ist eine Teamarbeit! Es hängt nicht nur an der Defensive oder am Torwart, sondern an der ganzen Mannschaft. Wir kriegen es ganz gut auf die Platte, dass wir nicht ganz so viel zulassen." In der Vorbereitung sei ein Fokus auf die Defensivarbeit gelegt worden. Doch wie genau sieht die denn jetzt aus, was ist die Magie des FCE? "Wir bekommen zurzeit eine gute Balance hin", sagt Maßmann. "Die Mischung zu finden, wann wir ins Risiko gehen und wann nicht, passt ganz gut." Soll heißen: Wann wird mal mutig rausgespielt von hinten und wann auch mal der lange und somit zweite Ball gesucht? Rheines Entscheidungsfindung ist stimmig. "Deshalb haben wir zurzeit eine der besten Defensiven."
Immer wieder späte Tore...
Kann trotzdem nicht alles ganz so gesund sein. Gegen Ahlen (90+4.) und Finnentrop (90.) verlor Rheine spät, gegen den ASC Dortmund (90+7.) und Bövinghausen (90+3.) gab es den späten Rheiner Siegtreffer. Das macht die Pumpe nicht lange mit. "Das ist ein Ausdruck davon, wie eng die Liga und wie gut das Niveau ist. Oftmals entscheiden Kleinigkeiten", so Maßmann. "Wir sind nicht an dem Punkt, dass wir reihenweise die Gegner dominieren oder an die Wand spielen. Wir sind aber froh, dass wir viele Spiele ziehen können. Das ist auch eine Qualität." Na gut. Immer positiv sehen. Was er zu den ersten eigenen Treffern sagt, lest ihr nun im Anschwitzen.
Oberliga Westfalen
FCE Rheine - SF Siegen (Sa., 15 Uhr)
Zehn eigene Tore. Naja. Da ginge noch mehr, lieber FCE! Oder? Effektiver werden, ja, das sei nötig, findet auch unser Tippkontrahent. Jedoch: "Es ist positiv zu sehen, dass wir überhaupt in diese Situationen und Chancen reinkommen. Man kann nicht alles auf einmal haben." Ja ja, wir geben ja schon Ruhe. Die Defensive passt, die Offensive kann dann ja bald kommen. Gespielt wird übrigens bereits samstags, weil es abends geschlossen aufs Oktoberfest nach Münster geht für den FCE. Gegner Siegen, der sich jetzt auch mit dem Ex-Preußen-Profi Shaibou Oubeyapwa eingedeckt, sei einer aus dem "allerobersten Regal", weiß Maßmann. Es kommt Schwerstarbeit auf die Eintracht zu.
Heimspiel-Tipp: 0:1 Rheine kassiert den Gegentreffer in der 95. Minute.
Maßmann: Wir bleiben im Trend und gewinnen unspektakulär 1:0. Bennet van den Berg macht sein fünftes Saisontor.
RW Ahlen - Preußen Münster II (Sa., 18 Uhr)
So schnell sieht man sich wieder. Kaum hat Luis Ackermann bei RWA in den Sack gehauen und bei den Preußen angeheuert, schon trifft er mit seiner neuen Truppe direkt auf die Ex-Mannschaft. Gegen Lippstadt gab er sein Debüt, wurde dabei aber nicht wirklich gefordert. Könnte anders werden, dürfte anders werden. Ahlen stellt die zweitbeste Offensive der Liga. Überzeugte aber auf Strecke gesehen noch nicht zu 1000 Prozent.
Heimspiel-Tipp: 3:3. Zeitgleich spielt Bayer gegen Bayern. Aber das Spiel hier kann man sich ebenfalls gut geben. Pünktlich zum Spiel von Preußen I gegen Schalke ist man auch wohl auf dem Fernsehsessel zurück.
Maßmann: Da fallen viele Tore. 2:2.
SG Wattenscheid - SpVgg Vreden (So., 15.30 Uhr)
Viele Tore dürften nicht fallen. In den letzten drei Duellen der Kontrahenten fielen zusammengerechnet vier Buden. Beide Partien der Vorsaison endeten 1:0 für die jeweilige Heimmannschaft. Könnte auch diesmal wieder ungefähr so hinhauen, schließlich endeten sechs der sieben Vredener Partien bislang mit einem Tor Unterschied. Vreden ist aber gut drauf, drei Siege in Serie katalpultierten das Team von Andree Dörr auf den zehnten Platz mit neun Punkten. Wattenscheid ist Dreizehnter mit einem Zähler weniger.
Heimspiel-Tipp: 1:0. Weil es so sein muss. Das Tor fällt ab Minute 80 nach einem Standard.
Maßmann: 2:1.
Westfalenliga 1
TuS Hiltrup - SV Mesum (So., 15 Uhr)
Ich habe Angst! Pascal Wilmes drohte vorige Woche damit, mein Auto anzuzünden, falls sich mein Tipp gegen Nieheim bewahrheiten sollte. Glücklicherweise gewann Mesum gegen das Schlusslicht und mein heiliger VW Polo ist nicht abgefackelt. Mesum bekleckerte sich beim 2:1-Heimsieg jedoch nicht mit Ruhm. Hiltrup musste in Espelkamp derweil dem Pokalspiel gegen Gievenbeck Tribut zollen, die Beine waren schwer, die Köpfe auch. Vielleicht ging es ja mit der gesamten Mannschaft unter der Woche zum Yoga. Wird beim TuS übrigens angeboten. Weiß nur nicht, ob ich lieber zum Yin Yoga gehen würde oder zum Vinyasa.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Ich parke mein Auto bis Montag an einen unbekannten Ort.
Maßmann: 1:1. Ein Topspiel, das schreit nach einem Unentscheiden.
1. FC Nieheim - GW Nottuln (So., 15 Uhr)
Über die Tücken der weiten Fahrt nach Nieheim und der besonderen Begebenheiten vor Ort haben wir hinreichend geschrieben. Bislang spielte der FCN erst zweimal daheim und verlor beide Spiele. Auswärts ging auch noch nichts. Nieheim ist punktloses Schlusslicht. Nottuln ist Vorletzter, hätte aber gut und gerne fünf Punkte mehr haben können oder müssen. Dieses Wochenende geht's definitiv darum, sich endlich mal zu belohnen. Die Art und Weise dürfte Marvin Möllers und Darius Schwering völlig egal sein. Siegen, scheißegal wie.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Nottuln versinkt endgültig in der Krise. Und das Blöde: Wieder wäre viel mehr drin gewesen.
Maßmann: 0:2. Nottuln belohnt sich für sein Pech zuletzt.
Borussia Emsdetten - FSC Rheda (So., 15 Uhr)
Mit Jasper Dreinemann haben die Borussen einen neuen Innenverteidiger am Start. Der 1,91 Meter große Hüne spielte zuletzt für den TuS Hiltrup. Insgesamt kommt er schon auf stabile 54 Einsätze in der Westfalenliga, in der U17-Bundesliga waren es 26. Vorherige Stationen waren neben Hiltrup der SuS Neuenkirchen, Preußen Münster (Jugend) sowie der FCE. "Das passt schon", so Borussias Trainer Roland Westers. Dreinemann wollte studienbedingt eigentlich nach Bochum, das zerschlug sich jedoch. Allerdings erst nach dem 31. August, somit ist der 23-Jährige erst ab der Rückserie spielberechtigt.
Heimspiel-Tipp: 4:1. Wieso auch immer.
Maßmann: 3:0
SuS Neuenkirchen - SG Bockum-Hövel (So., 15 Uhr)
Die Partie wird in Neuenkirchen ausgetragen. 18 Heimspiele schaffte der SuS ohne Niederlage. Es ist also klar, wer dieses Spiel nicht verlieren wird. Mehr Worte sind Verschwendung von Speicherplatz.
Heimspiel-Tipp: 2:0. Natürlich gewinnt Neuenkirchen.
Maßmann: 2:1
SC Peckeloh - Westfalia Kinderhaus (So., 15 Uhr)
Die Torgeilheit und Galligkeit, das Ding unbedingt machen zu wollen, fehle aktuell, stellte Westfalias Coach Omid Asadollahi nach der 0:1-Pleite gegen Delbrück fest. Keine gute Zustandsbeschreibung. Gerade in der zweiten Hälfte belagerte Kinderhaus die Delbrücker Hälfte nach allen Regeln der Kunst. Ein Tor gab es blöderweise nicht zu bejubeln. Es ist zu früh, um den Krisenfall auszurufen. Dafür sind die Kinderhauser Spiele auch allesamt zu knapp, dafür stimmen die Leistung bis zu einem gewissen Grad auch meistens. Aber die hochdekorierte Offensive kommt noch überhaupt nicht in den Schwung. Neun Tore sind zu wenig, einzig Neuenkrichen sowie Delbrück und Schlusslicht Nieheim waren bislang harmloser. Problem: Gegner Peckeloh stellt obendrein die beste Abwehr der Liga.
Heimspiel-Tipp: 1:2. Kinderhaus feiert einen dreckigen Sieg. Gut fürs Gemüt.
Maßmann: 1:1.